Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
erkundet haben. Ich habe es auch nicht getan, Baron, das versichere ich Ihnen«, fuhr der Harfner fort. »Aber wenn Sie das Erz als Handelsware nützen wollen, muß man im Norden wissen, daß es existiert.
Hamian hat Ihnen gewiß berichtet, daß der Meisterschmied händeringend nach Eisen, Nickel, Blei und Zink verlangt. Im Norden läuft die Erzverarbeitung auf Hochtouren.«
»Für einen Harfner, den man nur zur Erholung in den Süden geschickt hat, sind Sie erstaunlich gut informiert«, bemerkte Toric mit einem langen, scharfen Blick auf den alten Mann.
»Sie haben recht, ich bin Harfner.« Saneter richtete sich auf und erwiderte den Blick. »Und dazu gehörte schon immer mehr, als nur den Kindern die Lehrballaden beizubringen!«
»Wir müssen Erz fördern, und wir müssen es transportieren. Und dazu brauchen wir Arbeitskräfte. Wenigstens hat Hamian drei tüchtige Bergwerksgesellen und einen zweiten Meister mitgebracht.«
Toric wippte auf den Fußballen und hakte die Daumen in seinen Gürtel. Ein kühler Nordwind strich über den Strand.
»Heute abend können sie noch feiern, morgen lassen wir sie in aller Frühe antreten« - Toric grinste, denn er hatte die Wirkung der stärkeren Getränke des Südens bereits mit einkalkuliert, die unvorsichtigen Trinker würden mit Sicherheit einen entsetzlichen Kater haben -»und geben ihnen die üblichen Warnungen mit auf den Weg. Wer etwas taugt, wird sich daran halten, die anderen werden sie vergessen und weder uns noch den Baronen, die sie geschickt haben, weiteren Ärger machen.«
Torics Kaltschnäuzigkeit hatte Saneter anfangs gestört, aber inzwischen war er lange genug auf dem Südkontinent, um den Wert dieser Einstellung zu erkennen. Dieses Land war extrem, manchmal grausam, und wer seinen Überfluß verdiente, lernte es, seine Gefahren zu überstehen.
»Ursprünglich sollten die Drachenreiter Erkundungen durchführen«, erklärte Toric. »Sie haben es nicht getan, aber ich. Flut, Feuer, Nebel oder Fädenfall, ich werde herausfinden, wie groß der Kontinent wirklich ist.«
Saneter versagte es sich, ihn an Sharras Streifzüge entlang des Großen Lagunenflusses zu erinnern oder zu erwähnen, wie gern sie ihre Wanderungen auch noch weiter ausgedehnt hätte. Toric hatte auf seiner Burg viele Neuerungen eingeführt, aber besonders, wo es seine Schwestern anging, beharrte er auf einigen Traditionen. Murda hatte sich gefügt, Sharra nicht. Der Harfner räusperte sich, um einen Vorschlag zu machen, aber Toric fuhr schon fort.
»Selbst ein Drache muß normal fliegen, wenn er zum ersten Mal einen neuen Ort ansteuert. Warum hat F'lar denn alle guten Reiter zurückgerufen?«
Seine Stimme klang plötzlich so entmutigt, so müde und verzagt, daß Saneter fast Mitleid mit ihm verspürte.
***
Giron war so betrunken, daß er fast den ganzen ersten Tag verschlief. Der Kärrner hatte die Fässer mit Salzfisch nicht überprüft, als er die Ladung in die Höhle brachte, und so war Giron unentdeckt geblieben. Als die anderen, die dort Unterschlupf gefunden hatten, fest eingeschlafen waren, wälzte er sich von den harten Fässern herunter und machte sich auf die Suche nach Wasser. Er fand einen Bach, stillte seinen Durst, rollte sich bequem zusammen, soweit das auf dem felsigen Boden möglich war, und schlief weiter. Am nächsten Abend stahl er den Biwakierenden ein wenig Proviant, denn in seiner Verwirrung wußte er nicht mehr, daß er in seinem Gürtel genügend Marken hatte, um sich zu kaufen, was er brauchte. Er wußte nur, daß er etwas vergessen hatte, und zerbrach sich immer wieder den Kopf, was es denn sein könnte. Irgendetwas hatte er verloren, und er würde es niemals wiederbekommen Tief in seinem Innern tobte ein dumpfer Schmerz, der niemals aufhören würde.
Am nächsten Tag erkannte ein anderer Kärrner in dem apathischen Fremden den Mann, der seinen Drachen verloren hatte. Er bürstete ihm die Kleider ab, gab ihm zu essen, und als Giron Wein verlangte, überließ er ihm den Weinschlauch und wunderte sich nur, daß der Drachenreiter sich nicht über den sauren, beißenden Geschmack beklagte. Dann half er ihm neben sich auf das Fuhrwerk, denn er fühlte sich verpflichtet, den Unglücklichen zu beschützen. Es trieb sich zu viel Gesindel herum, Leute, die noch ihrer eigenen Mutter die letzte Marke rauben würden. Geduldig brachte der Fuhrmann den bedauernswerten, schweigsamen Mann über die Berge bis zur Tür der Gerberhalle. Dort nahm Meister Belesdan durch seine
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