Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
Frühling des nächsten Planetenumlaufs kommt Fax bei einem Duell mit F'lar, dem Reiter des Bronzedrachen Mnementh, um, und der Benden-Weyr macht sich auf die Suche nach einer Kandidatin für das letzte Königinnenei, das in der Brutstätte heranreift.
Während der Tod des Tyrannen alle Burgherrn erleichtert aufatmen läßt, bereitet ihnen dieses Wiedererstarken der Drachenreiter ein gewisses Unbehagen.
Denn obwohl die Gerüchte über die Wiederkehr der Fädenplage im Laufe des Winters verstummt sind, hat die Kandidatensuche sie Wiederaufleben lassen und die Menschen daran erinnert, was sie den Drachenreitern einst verdankten.
Bei manchen haben Fax' Tod, die Gegenüberstellung und das Ausschlüpfen der neuen Drachenkönigin alte Sehnsüchte und Träume geweckt…
***
»Und Ihr Entschluß steht fest, Perschar?«
Baron Vincet war erstaunt, ja, fast wütend über den Starrsinn des Künstlers. Vincet hatte nicht vergessen, daß der Mann ein Genie im Umgang mit Pinsel und Farbe war - Perschar hatte getreulich alle verblaßten Wandmalereien aufgefrischt und sämtliche Familienmitglieder ganz vorzüglich porträtiert - aber mehr konnte er dem Burschen guten Gewissens nun wirklich nicht bieten.
»Ich hielt die Bedingungen des neuen Vertrages für äußerst großzügig.«
Vincets Gereiztheit steigerte sich.
»Sie haben sich wirklich äußerst großzügig gezeigt«, gab Perschar mit seinem wehmütigen Lächeln zurück, das eine von Vincets Töchtern so hinreißend fand, den Burgherrn aber im Moment eher verärgerte.
»Ich habe gegen den Vertrag nichts einzuwenden und möchte auch nicht um Kleinigkeiten feilschen, Baron Vincet.
Für mich ist einfach die Zeit gekommen, mich wieder auf den Weg zu machen.«
»Aber Sie waren drei Umläufe lang hier…«
»Genau, Baron Vincet.«
Perschars ungewöhnlich langes Gesicht verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln.
»So lange war ich noch nie auf einer Burg.«
»Tatsächlich?«
Vincet war für Schmeicheleien sehr empfänglich.
»Deshalb ist es höchste Zeit für mich, mir wieder einmal den Wind um die Nase wehen zu lassen und diesen großartigen Kontinent weiter zu erforschen. Ich brauche Anregungen, Baron Vincet, viel dringender als Sicherheit.«
Der Künstler entschuldigte sich mit einer ehrerbietigen Verbeugung für seine Ablehnung.
»Nun, wenn Sie so auf Reisen versessen sind, dann nehmen Sie sich doch den Sommer frei. Das ist die beste Zeit für Streifzüge. Mein Fischermeister soll Sie auf einem seiner Boote mitnehmen. Sie brauchten erst wieder…«
»Mein lieber Baron, ich werde wiederkommen, wenn es an der Zeit ist«, sagte Perschar ausweichend.
Dann drehte er sich mit einer zweiten eleganten Verneigung am Absatz herum und verließ Vincets Arbeitsraum.
Es dauerte eine volle Stunde, bis Vincet begriff, daß Perschar sich mit dieser gewandten Antwort endgültig verabschiedet hatte.
Niemand hatte beobachtet, auf welchem der vielen Pfade, die von der Burg Nerat ausgingen, sich der Maler entfernte.
Den ganzen Tag über war Baron Vincet außer sich.
Er konnte den Burschen wirklich nicht verstehen. Da hatte er nun eine ganze Suite bekommen; ein Atelier, wo er, zugegeben, während der letzten drei Umläufe mehrere begabte Burgbewohner in seiner Kunst ausgebildet hatte; einen Platz an der Ehrentafel; reichlich Marken in der Tasche - und obendrein drei neue Anzüge, so viele Schuhe und Stiefel, wie er brauchte, und einen kräftigen Renner zur freien Verfügung.
Nachdem die Burgherrin von Nerat den letzten Satz des Künstlers an diesem Abend zum zwanzigsten Mal gehört hatte, sagte sie endlich: »Er hat doch versprochen, er würde zurückkehren, wenn es an der Zeit sei, Vincet. Also beruhige dich. Er ist nun einmal fort, aber er taucht schon wieder auf.«
Auf Burg Telgar, zwei Planetenumläufe später.
Während die Barone verärgert feststellen, wie der Weyr zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist Baron Larad bemüht, seine aufsässige Schwester an einen geeigneten Mann zu bringen…
»Larad, ich bin deine Schwester - deine ältere Schwester!« schrie Thella, und Larad bedeutete ihr heftig gestikulierend, die Stimme zu senken. Mit den Augen flehte er seine Mutter um Unterstützung an, aber Thella tobte weiter.
»Du wirst mich nicht an irgendeinen hergelaufenen, unflätigen, senilen, alten Geizhals mit schiefen Zähnen verheiraten, nur weil Vater verkalkt genug war, einer solchen Farce zuzustimmen.«
»Derabal ist weder senil, noch hat er schiefe Zähne, und mit
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