Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
versah er für seinen Vater auf der flinken Fairex Kurierdienste.
»Zugegeben, es ist ein schöner Tag, Crenden«, meinte der Gutsherr, »und es sieht so aus, als würde sich das Wetter eine Weile halten, aber auf den Straßen werden Sie bis an die Achsen im Schlamm versinken. Bleiben Sie doch noch so lange, bis alles abgetrocknet ist, dann kommen Sie leichter voran.«
»Damit andere Händler vor mir die Prärie-Siedlung erreichen?«
Lachend schwang sich Crenden auf seinen drahtigen Renner.
»Dank des reichlichen Futters und Ihrer Gastfreundschaft sind Tier - und Mensch - wohlgenährt und ausgeruht. Das Holz wird in der Prärie einen guten Preis erzielen, und wir sollten zusehen, daß wir uns auf den Weg machen. Von hier aus geht es meist bergab, da wird uns der Schlamm nicht stören.
Und ein bißchen Bewegung kann nicht schaden, dabei verlieren wir alle den Winterspeck und sind wieder in Form, bis wir in die Berge kommen! Sie waren ein großzügiger Gastgeber, Childon. Wenn wir wie immer in ein oder zwei Planetenumläufen wiederkommen, bringe ich Ihnen die neuen Klemmen mit.
Bleiben Sie inzwischen gesund und guter Dinge.«
Er stellte sich in die Steigbügel und schaute auf seine Karawane zurück, und als Jayge sah, mit welchem Stolz sein Vater die Sippe betrachtete, richtete auch er sich im Sattel auf.
»Bringt sie in Marsch!« rief Crenden, seine tiefe Stimme erreichte auch das letzte der sieben Fuhrwerke.
Als die Tiere sich ins Geschirr legten und die Räder sich in Bewegung setzten, winkten und jubelten die Pächter, die sich auf dem gepflasterten Vorplatz vor dem Eingang versammelt hatten. Ein paar Jungen ritten schreiend die Reihe auf und ab, schwangen ihre Peitschen und zeigten voll Stolz, daß sie beim Hüten der Herdentiere von Kimmage gelernt hatten, die Schnur gehörig schnalzen zu lassen.
Jayge, der seine Fähigkeiten im Umgang mit der Geißel längst unter Beweis gestellt hatte, ließ seine lange Peitsche ordentlich aufgerollt am Sattelknopf hängen.
Oberhalb von Kimmage waren die Hügel mit prächtigen Wäldern bestanden, deren Holz, liebevoll gepflegt und umsichtig geschlagen, den Pächtern ein regelmäßiges Einkommen sicherte. Alle fünf Jahre einmal unternahmen sie die lange Reise nach Keroon, um das in einer Höhle abgelagerte Holz zu verkaufen. Die Lilcamps verdingten sich seit vielen Generationen zur Arbeit auf Gut Kimmage, sie hackten Holz, schleppten Stämme oder höhlten im tiefsten Winter die Felsfestung weiter aus, um neue Räume zu schaffen.
Diesmal hatte man die Bäume geladen, die vor fünf Planetenumläufen von den Lilcamps gefällt worden waren. Das Holz würde einen satten Gewinn einbringen.
Als Jayge sich nach hinten beugte und nach seinem zusammengerollten Bettzeug tastete, pfiff ihm eine Geißelschnur dicht am Ohr vorbei. Erschrocken fuhr er herum, um sich den Reiter anzusehen, der an ihm vorübersprengte, und erkannte den Pächterjungen, den er am Abend zuvor im Ringkampf besiegt hatte.
»Daneben!« rief Jayge vergnügt. Gardrow hatte heute sicherlich ein paar Blutergüsse, denn Jayge hatte ihn mehrmals zu Boden geworfen, aber vielleicht überlegte er es sich in Zukunft, ob er die Kleinen weiter schikanierte, damit sie seine Arbeit taten. Jayge haßte Rabauken fast so sehr wie Tierquäler. Und es war ein fairer Kampf gewesen: der Bursche war zwei Planetenumläufe älter als Jayge und zwei Kilo schwerer.
»Beim nächsten Mal trete ich wieder gegen dich an, Gardrow«, rief Jayge und warf sich zur Seite, als der andere Junge seinen Renner herumriß und mit hoch erhobener Peitsche abermals auf ihn zugeritten kam.
»Unfair, unfair!« riefen zwei andere Pächtersöhne.
Das erregte Crendens Aufmerksamkeit, und er lenkte sein temperamentvolles Tier an die Seite seines Sohnes.
»Hast du dich schon wieder geprügelt, Jayge?«
Crenden billigte es nicht, wenn sich jemand von den Lilcamps in Schlägereien verwickeln ließ.
»Ich, Vater? Sehe ich so aus?«
Jayge gab sich große Mühe, ein überraschtes Gesicht zu machen. Der Ausdruck gekränkter Unschuld, den seine Schwester so meisterhaft beherrschte, wollte ihm freilich nie so recht gelingen.
Sein Vater ließ sich nicht täuschen, er warf ihm einen scharfen Blick zu und drohte mit dem narbig verdickten Zeigefinger. »Keine Rennen mehr, Jayge. Wir sind auf dem Treck, und da ist für solche Dummheiten keine Zeit. Bleib ruhig im Sattel sitzen. Wir haben einen langen Tag vor uns.«
Damit gab Crenden seinem Renner den Kopf
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