Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
Verwalter von Ruatha hatte auch er an den Feierlichkeiten auf Burg Tillek teilgenommen. »Ich muß schon sagen, so einladend hat Tillek noch nie ausgesehen. Mit Ranrel als Burgherrn müssen wir uns wohl auf einschneidende Veränderungen gefaßt machen. Freut mich für dich, daß es nun einen zweiten Baron gibt, der etwa in deinem Alter ist.«
Jaxom schnitt eine Grimasse. »Ja, vielleicht darf ich jetzt sogar im Konklave hin und wieder den Mund aufmachen.«
Brand grinste. »Wie ich höre, hat deine Botschaft Toric schließlich doch erreicht.«
»Hmmm, ja, allerdings mußte ich Groghe als Mittelsmann einschalten. Und was hast du für mich? Ich muß nach dem Mittagessen zum Fädenkampf.«
»Mehr oder weniger sind es Kleinigkeiten, die zu besprechen wären, Baron Jaxom. Mal sehen.« Brand hob das oberste Blatt von dem mitgebrachten Stapel ab.
***
Während er mit Ruth über dem Fort-Weyr kreiste, versuchte Jaxom wieder einmal, sich vorzustellen, wie es denn wohl zugegangen war, als die ersten Drachenreiter den alten Krater bewohnten. Hatten sie sich ebenso wie die Drachen dieses Jahrhunderts, um die Befehle ihres Anführers entgegenzunehmen, am Kraterrand in einer Reihe aufgestellt, die von den Sternsteinen bis zu der Stelle reichte, wo der Weyrkessel von Fort vor Urzeiten bei einem Erdrutsch eingebrochen war? Wie viele Drachenreiter waren es gewesen, bis es nötig wurde, auf den Benden-Weyr auszuweichen? Niemand wußte es - und in Jaxom stieg ein Gefühl der Trauer auf um diese vergessenen Zeiten, ein bittersüßer Schmerz, der noch dadurch verstärkt wurde, daß man Teile der Geschichte mit Akkis Hilfe inzwischen hatte Wiederaufleben lassen. Freilich war der Blick aus der Luft auf den Weyr auch ungeachtet der glanzvollen Vergangenheit von atemberaubender Schönheit. Obendrein flog Fort im Moment in voller Stärke, denn auch die Jungreiter aus diesem Planetenumlauf waren in die Geschwader aufgenommen worden. Hinter den Geschwaderzweiten mit ihren Bronzedrachen reihten sich Scharen von Grünen, Blauen und Braunen, lauter gesunde, kräftige Tiere, deren Haut in der Mittagssonne glänzte.
Bronzedrache Lioth mit seinem Reiter N'ton stand wie eine Statue vor den Sternsteinen. Ruth erwiderte Lioths schrilles Trompeten und landete präzise auf seinem gewohnten Platz zur Rechten des Weyrführers von Fort. N'ton grüßte Jaxom mit erhobenem Arm und zeigte dann in den Kessel hinab, wo gerade vier Königinnenreiterinnen ihre Flammenwerfer in Empfang nahmen.
Ein blauer Patrouillenreiter, der einen Erkundungsflug unternommen hatte, tauchte unvermittelt über ihnen auf und signalisierte wie von alters her mit beiden Armen das Nahen der Fädenfront. N'ton bestätigte, und sofort drehten alle Drachen fast gleichzeitig die Köpfe nach hinten und nahmen von ihren Reitern den Feuerstein in Empfang. Die Königinnen taten lautstark ihre Kampfbereitschaft kund, stießen sich nacheinander vom Boden des Weyrkessels ab und schwebten in Spiralen nach oben, um sich zur Linken von N'ton und Lioth zu postieren. Der große Bronzedrache kaute bedächtig den ersten der vielen Feuersteinbrocken, die er vor Ende des Fädeneinfalls noch würde zerkleinern müssen. Auch Jaxom reichte Ruth einen Klumpen und lauschte andächtig, während die Drachenzähne das phosphorhaltige Gestein zermalmten. Inzwischen konnte er zwar wissenschaftlich erklären, wie die Drachen das Gestein in ihrem zweiten Magen verdauten und die dabei entstehenden Gase in einem Feuerstrahl ausrülpsten, aber das hatte seiner Hochachtung vor dem Drachengeschlecht keinen Abbruch getan.
Jaxom beobachtete Ruth sehr aufmerksam, dann und wann biß sich nämlich jeder Drache beim Kauen in die Zunge oder in die Wangen, ein an sich harmloses Mißgeschick, das ihm dennoch die Teilnahme an diesem Einsatz verbieten würde.
Als Lioth fertig war, stieß er abermals einen lauten Schrei aus, und N'ton bewegte mehrmals den Arm auf und ab, das uralte Zeichen, sich in die Lüfte zu schwingen. Lioth stieß sich mit einem mächtigen Satz vom Kraterrand ab, Ruth folgte ihm einen Atemzug später. Im nächsten Moment schwebten auch die Königinnen elegant über dem Boden. Lioth gewann an Höhe und schwenkte nach Südosten, und nun stieg ein Geschwader nach dem anderen auf und nahm Kampfposition ein: drei über N'ton und Ruth, drei dicht hinter ihnen, die dritte Gruppe darunter, und das Königinnengeschwader noch eine Ebene tiefer.
Die Augen aller Reiter waren auf N'ton gerichtet; alle Drachen hörten
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