Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
nur bei passender Gelegenheit einen Unfall inszenieren, und schon ist die Nachfolge wieder umstritten?«
»Genau«, bestätigte die rauhe Stimme.
»Ja, aber wie?« fragte die helle Stimme.
»Er bekämpft doch Fäden, nicht wahr? Und er fliegt hinauf zu den Dämmerschwestern? Das ist gefährlich. Wir warten nur den richtigen Zeitpunkt ab, und schon…«
Er brauchte das grauenvolle Vorhaben gar nicht weiter auszuführen.
Ungläubig schüttelte Jaxom den Kopf. Sein Magen krampfte sich zu einem eiskalten Klumpen zusammen, als ihm endlich aufging, daß die Männer nur über ihn selbst, Lessa und F'lessan gesprochen haben konnten. Der ›Einheimische‹ mußte Pell sein, denn seine Mutter Barla war eine direkte Verwandte derer von Ruatha.
»Ich will aber schön auf festem Boden bleiben«, rief der zweite Mann. Die Stimmen entfernten sich, die Männer hatten ihr Geschäft erledigt.
»Das kannst du ja auch«, beschwichtigte der erste mit eiskaltem Lachen. »Wir haben…« Dann fiel die Tür zu, und der Rest des Satzes ging verloren.
Jaxom merkte, daß er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, und atmete aus. Er zitterte am ganzen Körper. Sauerstoffmangel, beruhigte er sich und füllte seine Lungen in tiefen Zügen. Idarolan stöhnte auf und drohte zu Boden zu gleiten, weil Jaxom unversehens seinen Griff gelockert hatte.
»Nun mach schon, Sebell. Beeil dich!« Wenn Sebell genau in diesem Moment zurückkäme, könnte er noch sehen, wer eben die Toilette verlassen hatte. »Mach schon, Sebell.«
Ich sage seiner Feuerechse Bescheid, meldete sich plötzlich Ruth in seinem Bewußtsein. Seine Stimme klang besorgt. Was beunruhigt dich? Ich spüre es deutlich. Ist der Fischer krank?
Nein, Ruth, nur sehr betrunken. Bitte Kimi, Sebell zu sagen, er soll sich beeilen. Aber wahrscheinlich ist es sowieso schon zu spät , fügte er bedrückt hinzu. Er hatte keine der Stimmen erkannt und auch keinen Akzent herausgehört, den er irgendeiner Burg oder Gildehalle hätte zuordnen können.
Die Tür wurde krachend aufgestoßen.
»Jaxom? Was ist los?«
»Du hast nicht zufällig drei Männer hier herauskommen sehen?« rief Jaxom aufgeregt.
»Was ist denn nur geschehen? Kimi hat es furchtbar dringend gemacht. Was für Männer meinst du? Da draußen im Hof ist die halbe Welt versammelt.«
Sebell rüttelte an der Kabinentür, bis Jaxom den Riegel zurückzog. Der Meisterharfner sah besorgt auf den apathisch dasitzenden Fischer hinab, um dann Jaxom erstaunt zu mustern. Er trug in einer Hand eine Kanne und hatte sich einen Becher unter den Arm geklemmt.
»Schon gut, jetzt ist es zu spät.« Jaxom fühlte sich, als habe er eine Schlacht verloren. Er beschloß, Sebell nichts von dem Gespräch zu berichten, um ihn nicht zu beunruhigen. Möglicherweise handelte es sich ja nur um Wunschphantasien einiger Unzufriedener. Worte taten nicht weh, sagte er sich, obwohl sich das eben belauschte Gespräch keineswegs harmlos angehört hatte. Er stieß einen schicksalsergebenen Seufzer aus.
»Nun sag schon, was ist passiert?«
Sebell hatte einen ausgeprägten Harfnerinstinkt, dachte Jaxom grimmig. Aber schließlich war der Mann darauf gedrillt, die Augen offenzuhalten und auch das zu hören, was nicht ausgesprochen wurde.
Jaxom schaffte es, sich unbeteiligt zu geben. »Man mußte wohl damit rechnen, daß nicht jeder glücklich ist über Ranrels Wahlerfolg.«
Sebell sah ihn durchdringend an. »Nein, aber hier haben wir jemanden, der darüber sehr glücklich ist. Halt ihm den Kopf. Vielleicht weckt der Klah-Duft seine Lebensgeister. Übrigens ist Verstärkung unterwegs.«
»Es macht mir nichts aus…«, begann Jaxom. Er wollte keinesfalls als arroganter Laffe dastehen, der es für unter seiner Würde hielt, einem betrunkenen Freund beizustehen.
Grinsend bewegte Sebell den vollen Klah-Becher unter Idarolans Nase hin und her. Der Mann begann sich zu regen. »Ja, ich weiß, Jaxom, du bist in solchen Dingen sehr geschickt, aber seine Leute machen sich Sorgen um ihn, also überlaß es ihnen, sich diskret um ihn zu kümmern.«
Wieder wurde die Tür aufgestoßen, und mehrere Männer eilten herein. »Meister Sebell?«
Sebell drückte die Kabinentür auf. »Hier sind wir!«
Rasch löste man sich ab, und beim Hinausgehen hörten Jaxom und Sebell an den unverwechselbaren Geräuschen, daß Idarolans Vorhersage eingetroffen war. Sie grinsten sich an.
»Ich hatte schon immer ein ausgezeichnetes Gefühl für den richtigen Zeitpunkt«, sagte Sebell. »Das
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