Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
erschrecken lassen, sind sie meiner Tochter nicht würdig.
Gestern haben sie dir noch recht gut gefallen. Heute ist nicht gestern. Da hast du recht , stimmte Lessa freundlich zu, kannte sie doch die Launen ihrer Drachenkönigin zur Genüge. Heute schlüpft deine Tochter.
Schon hatten die versammelten Drachen von Benden ihr Begrüßungssummen angestimmt. Der Laut ging Lessa durch Mark und Bein, sie wandte sich F'lar zu und lächelte sanft. Er lächelte zurück und faßte nach ihrer Hand. Dieses ergreifende Vorspiel war für sie beide im Lauf der Zeit zu einem ganz besonderen Augenblick geworden, in dem sie sich gegenseitig ihre Liebe bestätigten und die Bindung an ihre eigenen Drachen erneuerten.
Unvermittelt wurde es still auf den Rängen, auch das Publikum hatte den unverkennbaren Laut vernommen. Feuerechsen kamen hereingehuscht und suchten sich einen Platz auf den obersten Simsen. Ramoth verfolgte die kleinen Geschöpfe zwar immer noch mit blitzenden Augen, aber sie stieß keinen Warnschrei mehr aus, sobald sie sich in der Brutstätte zeigten. Lessa hatte von Akki erfahren, mit welcher Begeisterung die Feuerechsen ihre ersten riesigen Verwandten nach dem Ausschlüpfen empfangen hatten, sie hatte auch Ramoth davon erzählt, und seither brachten sie beide den Kleinen etwas mehr Sympathie entgegen.
In der größten Gruppe begannen mehrere Eier leicht zu schaukeln, und die siebenundfünfzig Jungen traten näher, die sauber gewaschenen Gesichter voll gespannter Erwartung. Die fünf Mädchen gingen langsam, aber entschlossen auf Ramoth zu, die das gefleckte Königinnenei mit ihrem gewaltigen Leib verdeckte.
Tritt zurück, Liebes , bat Lessa sanft.
Leise knurrend, machte Ramoth einen Schritt nach hinten und ließ die Zunge über das Ei schnellen.
Ramoth!
»Die üblichen Spielchen?« fragte F'lar.
»Hmmm.« Bitte, Liebes, noch zwei Schritte, und behalte deine Zunge im Maul. Man muß sich ja schämen. Lessa sprach sehr entschieden, und Ramoth schwenkte ein letztes Mal demonstrativ den Kopf herum, doch dann trat sie zurück - fünf Schritte, absichtlich mehr als verlangt -, kauerte sich nieder und funkelte alle mit orangerot glühenden Augen an.
Lessa musterte prüfend die fünf jungen Frauen vor dem Königinnenei. Groghes Tochter, kaum fünfzehn Umläufe alt, war die kleinste, ein feingliedriges Kind. Sie hatte bereits zwei Bronzeechsen für sich gewonnen, und Lessa konnte nur hoffen, daß die sich zurückhalten würden, bis die Gegenüberstellung vorüber war. Ramoth mochte die Tierchen in der Brutstätte dulden, aber das hieß noch lange nicht, daß sie ihr um den Kopf flattern durften. Immerhin war Nataly gut erzogen, und auch ihre beiden Echsen hatten sich seit ihrer Ankunft in Benden einwandfrei benommen.
Breda, die durchgeistigt wirkende Blonde, kam aus Crom. Merkwürdig, daß Nessel die Kandidatensuche gebilligt hatte, obwohl er es den Weyrn verübelte, daß sie Akki so tatkräftig unterstützten. Breda war ein sehr ruhiges Mädchen, von Beruf Webergesellin und mit zweiundzwanzig die älteste Kandidatin.
Cona stammte aus Nerat, und Manora hatte berichtet, daß sie in der Siebenspanne, seit sie in Benden war, bereits mit drei Bronzereitem den Weyr geteilt hatte.
Für eine Königinnenreiterin stellte ein Übermaß an Sinnlichkeit keinen Nachteil dar, zuviel war auf jeden Fall besser als zuwenig.
Warum die Drachen Silga ausgewählt hatten, verstand niemand so recht. Das Mädchen wäre beim ersten Flug ins Dazwischen fast gestorben vor Angst, und das war kein gutes Zeichen.
Tumara, das letzte Mädchen, war eine Cousine von Sharra. Sie war so heilfroh, die einsame Fischerinsel vor der Küste von Ista endlich verlassen zu können, daß Manora geäußert hatte, sie werde ihr mit ihrer Hilfsbereitschaft schon fast lästig.
Willfährigkeit war eine gute Eigenschaft, aber zuviel davon schlug leicht um in Kriecherei, und das war nicht mehr erwünscht. Entschiedenes Auftreten, Gerechtigkeit und ein harmonisches Verhältnis zu ihrer Königin, das wurde von einer Weyrherrin verlangt. Wobei gerade dieses Paar wohl kaum je die Führung eines Weyrs übernehmen würde.
Es gab noch viel zu tun, doch zuerst mußte ein geeigneter Platz für den neuen Weyr gefunden werden. Dann würde die junge Königin, die - von wo auch immer - als nächste zum Paarungsflug aufstieg, von allen ungebundenen Bronzedrachen beflogen werden. Das siegreiche Paar würde den Weyr erst einmal nur provisorisch führen, bis es sich bewährt
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