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Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern

Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gehalten.«
    Bleich und mit geweiteten Augen hielt Aramina in ihrer Raserei inne; zwar quälten ihn die Tränenspuren auf ihren Wangen, doch ihre Ungerechtigkeit rief seinen Widerspruch hervor.
    »Das hast du nicht!«
    »Wohl habe ich das. Ich war nie allein mit den Delphinen zusammen oder allein im Meer. Es war immer jemand bei mir.«
    »Darum geht es nicht…«
    »Aber ja. Das habe ich dir und Onkel Alemi am Tag nach meiner Rettung durch die Delphine versprochen: daß ich nicht allein schwimmen gehe, und das habe ich auch nie getan. In zehn Umläufen nicht!«
    »Aber du warst ein Kind! Wie kannst du dich daran erinnern?«
    »Mutter, ich habe es nicht vergessen. Ich habe dir gehorcht. Und ich habe durch die Delphine nie irgendeinen Schaden erlitten…«
    »Aber du hast dich nicht um deine Familie gekümmert, und nicht um dein Gut, als wir jede Hilfe brauchten, du hast dich unloyal verhalten…«
    »Die Delphine gehören zum Paradiesfluß-Gut«, begann Readis, doch da schlug sie ihn mit aller Kraft ins Gesicht. Er taumelte zurück und schwankte für einen Augenblick unsicher auf den Zehenspitzen des verkrüppelten Beins.
    Einen Moment lang war alles in Schweigen erstarrt. Aramina bediente sich nur selten körperlicher Züchtigungen, und die Klapse, mit denen sie auf Frechheiten ihrer Kinder reagiert hatte, waren eher eine Ermahnung als eine Strafe gewesen. Seitdem Readis die Schule in Landing besuchte, hatte sie niemals auch nur tadelnd seinen Kopf berührt.
    »Delphine… gehören… nicht zu diesem Gut!« schrie sie völlig außer sich vor Zorn und dehnte dabei die Worte in die Länge, um ihren Widerwillen zu betonen. »Ich bin mir sicher, dein Vater hat jetzt Arbeit für dich. Die wirst du tun und diese verfluchten Viecher in meiner Gegenwart nie wieder erwähnen. Hast du mich verstanden?«
    »Ja«, konnte Readis herausbringen. »Ich verstehe.« In diesem Moment konnte er sie nicht ›Mutter‹ nennen. Dann wandte er sich seinem Vater zu und erwartete seine Anordnungen.
    Jayge, dessen ausdruckslosem Gesicht Readis nichts entnehmen konnte, winkte dem Jungen, ihm zu folgen.
    Glücklicherweise hatten die Alten alle Gebäude am Flußufer auf Steinpfeilern errichtet, so daß das Erdgeschoß jeweils vier oder fünf Stufen über der Erde lag. Dies gestattete bei warmem Wetter dem Wind kühlenden Durchzug, und außerdem stellte es bei Überflutungen einen Schutz dar. Die Siedler waren über diese Vorsichtsmaßnahme sehr froh gewesen, als die vom Unwetter herangepeitschten Wellen die obersten Stufen bedeckt und sogar die Veranda überschwemmt hatten, ohne jedoch über die Schwelle zu treten. Die Scheunen hatten ihre leichten Überdachungen verloren; Trümmer mußten weggeschafft, Vorräte abgedeckt, der Inhalt von Kisten und Behältern auf Feuchtigkeit überprüft, Wäsche zum Trocknen aufgehängt und tote Tiere mußten verarbeitet werden. Readis erhielt den Auftrag, beim Abhäuten und Zerlegen zu helfen. Diese Arbeit mußte noch am selben Tag erledigt und das Fleisch eingefroren werden.
    Nazer hatte den Generator wieder in Gang gesetzt, so daß genug Strom für Beleuchtung und Kühlgeräte zur Verfügung stand. Readis arbeitete Seite an Seite mit anderen Siedlern und war froh, daß niemand wußte, wie sehr man ihn der Pflichtvergessenheit beschuldigte. Kami hatte offensichtlich nur seinen Eltern erzählt, daß er mit ihr zusammen gekommen war. Er hätte keine weiteren Vorwürfe mehr ertragen können. Zwar hatte er gelernt, die Schwäche seines verkümmerten Beines auszugleichen - wann immer möglich, setzte er sich hin oder lehnte sich an -, doch das Zerlegen der Kadaver mußte in größter Eile erfolgen, und um Mitternacht zuckten die Muskeln beider Beine in quälendem Schmerz, und er war völlig erschöpft. Doch um nichts in der Welt würde er sich vor den anderen ausruhen. Als Essen verteilt wurde, nahm er sich Klah und eine Fischrolle, das linderte seinen Hunger: Seit dem Frühstück in der Schule hatte er nichts mehr gegessen.
    Als die letzte Keule zum Einfrieren bereit war, schickte Nazer alle zu Bett. Readis machte sich auf den Heimweg, aber auf halbem Wege blieb er stehen. Auf der Veranda brannte ein Licht für ihn, doch im Moment konnte er einfach nicht unter dieses Dach zurückkehren. Er bog zum Viehstall hin ab. Unter dessen provisorischem Dach würde er trotz der etwas kalten Meeresbrise nicht frieren. Egal wo, er würde sofort einschlafen. Und so war es auch.
    Völlig unvorbereitet wurde er aus tiefem Schlaf

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