Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
einer halben Ewigkeit erreichten sie eine sehr große Halle, die sich unter dem Hauptwohnraum befinden mußte. Die Decke war nicht so hoch, und die Wände waren nicht so perfekt bearbeitet, doch diese Kaverne diente eindeutig den verschiedensten handwerklichen Betätigungen. Ross sah einen großen Brennofen, eine Schmiede-Esse und drei Webstühle. Arbeitstische standen neben Regalen voller Werkzeug. Überall herrschte akribische Ordnung. Benden fiel auf, daß kein einziges Elektrogerät zu sehen war.
Shensu führte sie zu einer Kunststoffkommode, einen Meter breit und genauso hoch, die mit lauter kleinen Schubfächern ausgestattet war. Zwei zog er auf und kippte deren Inhalt auf den Tisch. In der Deckenbeleuchtung funkelten und glitzerten geschliffene Edelsteine. Saraidh gab einen überraschten Ausruf von sich und griff sich eine Handvoll der so achtlos hingestreuten, unterschiedlich großen Kleinodien. Benden nahm ihr ein enormes Juwel aus der Hand und hielt es gegen das Licht. Noch nie zuvor hatte er etwas ähnliches gesehen, einen schwarzen Stein, der das Licht einzufangen und in zahllose Strahlen aufgefächert wiederzugeben schien.
»Ein schwarzer Diamant. Unterhalb eines erloschenen Vulkans erstreckt sich ein Strand, wo man sie massenhaft findet«, erzählte Shensu. Die Arme über der Brust verschränkt, lehnte er sich gegen den Tisch. Er lächelte amüsiert. »Wir haben Schubladen voll davon, außerdem Smaragde, Saphire und Rubine. Wir alle sind gute Edelsteinschneider, doch Faith übertrifft uns bei weitem. Die Juwelen, die Kimmer als Halbedelsteine bezeichnet, bearbeiten wir erst gar nicht, aber er besitzt ein paar wunderschöne Türkise, die er für sehr wertvoll hält.«
»Vermutlich sind sie es«, murmelte Saraidh, die immer noch wie hingerissen die Kleinodien durch die gespreizten Finger rieseln ließ. Benden merkte, daß sie von den Steinen gefesselt war, doch sie war von den Schätzen weder geblendet, noch vermochte er eine Spur von Habgier an ihr zu erkennen.
»Wegen der schwarzen Diamanten weiß ich, daß Sie im Norden keine Überlebenden antreffen werden«, fuhr Shensu fort, den Blick unverwandt auf Benden geheftet.
»Ach! Könnten Sie das vielleicht näher erläutern?«
»Ehe die Energiezellen den Geist aufgaben, unternahm Kimmer zwei Ausflüge zur Insel Bitkim, wo er und Avril Bitra nach schwarzen Diamanten und Smaragden gesucht hatten. Beide Male nahm er mich und Jiro mit, damit wir ihm beim Einsammeln der Rohdiamanten halfen. Eines Nachts sah ich, wie er unser Camp verließ, und ich folgte ihm. Er verschwand in einer großen, mit Wasser gefüllten Grotte. Ich wagte nicht, ihm hinterherzugehen. Doch in der Grotte lagen drei Schiffe vor Anker. Die Rümpfe bestanden aus Plastik, und die Decks waren von den Fäden stark verschmort. Der Organismus vermag Kunststoff nicht zu zerstören, doch er kann Kerben und Dellen hineinschmelzen.
In eines der Schiffe kletterte ich hinein. Alles war fein säuberlich verstaut, selbst in der Kombüse, in der sich Fertignahrung in Containern stapelte. Die Schiffe waren bereit zum Auslaufen.« An dieser Stelle legte Shensu eine Kunstpause ein. Benden wußte mittlerweile, daß der junge Mann einen Hang fürs Theatralische hatte. Nicht, daß er ihm dadurch unsympathisch wurde. »Drei Jahre später kehrten wir zurück, um ein letztes Mal Edelsteine zu suchen. Ich stahl mich in die Grotte und sah sofort, daß in der Zwischenzeit niemand bei den Schiffen gewesen war. Über allem lag eine dicke Staubschicht. Nichts war angerührt oder verändert worden. Nur die Rümpfe trugen einen dichten Algenbewuchs, und der Wind hatte allerlei Unrat auf die Decks geweht. Drei Jahre lang waren die Schiffe verwaist. Weil es keinen Menschen mehr gab, der sie hätte segeln können.«
Saraidh ließ die Juwelen auf die Tischplatte kullern und stieß einen Seufzer aus. »Eine Insel mit einem Vulkan, sagen Sie?« wandte sie sich an Shensu. »Sind Sie sicher, daß er erloschen ist? Der Vulkan könnte die Hitzequelle gewesen sein, die wir auf unseren Anzeigen bemerkten«, sagte sie zu Benden.
»Kimmer würde die Wahrheit skrupellos beugen, um sich bei Ihnen in ein gutes Licht zu rücken«, fuhr Shensu fort, ohne auf Saraidhs Frage einzugehen. »Aber er wollte unbedingt einen größeren Genpool – zu seinem eigenen Vergnügen, schätze ich, an uns hat er dabei sicher nicht gedacht.« In seiner Stimme schwang Groll mit. »Hätten nur ein paar Menschen mehr überlebt, sähe unsere Zukunft
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