Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
irgend etwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, Ross. Ich glaube nicht, daß es am Abschied von ihrer Heimatwelt liegt, daß die Frauen unglaublich nervös, weinerlich und umtriebig sind. Die Kinder kommen mir völlig normal vor, und Shensu und Kimo waren sehr hilfreich.«
»Und ich hatte gedacht, indem ich Kimmer und Jiro mitnehme, wären ausreichend Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
»Sicher, aber wahrscheinlich hat Kimmer die Frauen vor seiner Abreise gründlich instruiert. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, daß sie auf seine Anweisungen hin irgend etwas anstellen, ich weiß nur nicht was. Wir hielten die Erica ständig unter Bewachung, doch jeder von uns, der auf Posten stand, litt unter Kopfschmerzen. Ich gebe zu, Ross, daß ich während meiner Wache einmal einschlief. Ich habe nicht länger als zehn oder zwanzig Minuten gedöst, aber ich war eingenickt. Weder Cahill Nev noch die Marines würden je eingestehen, daß sie ähnliche Ausfälle hatten, aber Nev sah aus wie ein begossener Pudel. Die Miene kenne ich von Kadetten, wenn sie was verbockt haben. Wie auch immer, nach meinem kleinen Nickerchen durchsuchten Nev und ich das Schiff vom Bug bis zu den Triebwerken, konnten aber kein einziges Stück unerlaubter Fracht finden. Ich glaube nämlich, daß sie heimlich irgendwas an Bord versteckt haben. Die zulässigen dreiundzwanzigeinhalb Kilo pro Person sind bereits verstaut, nachdem die Sachen sorgfältig durchsucht und gewogen wurden. In den Bündeln befindet sich nichts, was dort nicht hineingehört.
Und die Frauen…« Gedankenversunken hielt Ni Morgana inne, dann schüttelte sie zögernd den Kopf. »Sie sind erschöpft, völlig ausgepumpt, obwohl sie darauf bestehen, daß es ihnen gut geht, es würde nur zu viel auf einmal auf sie einstürmen. Chio ließ dieses kleine drachenähnliche Kuscheltier frei, und wenn man sie danach nur scheel ansah, brach sie in Tränen aus.« Sie gluckste in sich hinein. »Nev und ich wollten sie ein bißchen aufmuntern. Unser Fähnrich steckt voller witziger Anekdoten über das Leben in einer High-Tech-Gesellschaft. Er stammt selbst aus einer Kolonistenfamilie, und er war wirklich gut darin, die Leute aufzuheitern. Sie hätten hören sollen, was er ihnen über die sogenannten zivilisierten Planeten erzählte, und welche Vorteile einem eine ausgefeilte Technik mitunter brächte. Die Stimmung der Frauen hob sich, doch nach einer Weile fingen sie wieder an zu greinen.«
Danach schlug sie einen forschen, professionellen Ton an. »Im übrigen haben wir Sicherheitsgurte für alle, außerdem Kissen aus einem hiesigen pflanzlichen Schwamm, der kaum etwas wiegt aber hervorragende Polster abgibt. Die Frauen sollte man im Quartier der Marines unterbringen. Die Kinder und die jungen Männer in der Messe. Die Marines kommen zu uns in die Kabine auf die Notsitze. Es wird eng werden, aber diese Gig faßt einfach nicht so viele Menschen. Wo steckt Kimmer?« fragte sie. »Ich finde, heute abend sollten wir ihn nicht aus den Augen lassen.« Dann betrachtete sie ein letztes Mal den in spektakulären Orange- und Rottönen glühenden Sonnenuntergang. »Wirklich schade. Der Planet selbst ist wunderschön.«
An diesem Abend feierten sie ein wahrhaft schwelgerisches Fest – bis auf den Mann, der vor der Erica Wache schob. Kimmer drängte die Offiziere und die drei Marines, möglichst viel von seinem guten Wein zu trinken; er meinte, es hätte keinen Sinn, den edlen Tropfen für die einheimischen Tunnelschlangen zurückzulassen. Als er einsah, daß die Angehörigen der Raumflotte sich nicht zu einem übermäßigen Genuß verführen ließen, nötigte er die Frauen und die drei jungen Männer, nach Herzenslust zu essen, zu trinken und fröhlich zu sein. Da er dem Alkohol selbst fleißig zusprach, verlor er die Besinnung, noch ehe das Mahl zu Ende ging.
»Morgen früh um…« – Benden blickte auf seine Uhr –»0900 muß er wieder nüchtern sein, sonst wird ihm beim Start übel, und ich habe keine Lust, in Schwerelosigkeit Erbrochenes wegzuwischen. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend, und haben Sie vielen Dank, Chio, für dieses opulente Mahl.« Nachdem Saraidh auch ihren Dank ausgesprochen hatte, zog sich die Mannschaft der Erica zurück.
Als Kimmer und seine Gruppe am nächsten Morgen rechtzeitig zum Abflug eintrafen, merkte man dem Alten die Nachwirkungen des Rausches nicht an. Nev brachte die Leute auf ihren Plätzen unter, doch Benden überzeugte sich selbst davon,
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