Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
ab und ertranken, falls sie nicht von den Fischen gefressen wurden, die scharenweise herbeiströmten, wann immer Fädenschauer über einem Gewässer niedergingen. Selbst die Delphine delektierten sich an diesem ungewöhnlichen Futter.
Die Menschen am Paradiesfluß hielten Ikas Kegelhut für wesentlich besser als die Metallplatten, mit denen sie sich bisher abgeschirmt hatten, wenn sie von einem Fädenfall überrascht wurden. Peinlich berührt von dem überschwenglichen Lob, erklärte die zierliche Eurasierin, daß die Idee für diesen Entwurf nicht von ihr stammte.
»Na ja, diese sogenannten Kulihüte dienten ihr als Vorbild«, mischte sich Andi ein. »Sowie wir Musterstücke angefertigt haben, müßte die Massenproduktion wie am Schnürchen laufen.« Sogleich machten sie sich an die Arbeit.
»Zum Glück setzt sich unsere Kolonie aus Leuten der unterschiedlichsten Kulturkreise zusammen«, wandte sich Jim an die verlegen dreinblickende Ika. »Wer hätte gedacht, daß etwas so Simples wie ein Strohhut, der auf der Erde von Asiaten getragen wurde, die auf Reisfeldern arbeiteten, hier bei uns auf Pern zu einem lebensrettenden Gegenstand wird. Das war genial, Ika! Wir alle sind dir zu Dank verpflichtet.«
Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, ehe sie sich wieder zu Andi gesellte; doch ihr Ehemann, Ebon Kashima, stolzierte fortan durch das Camp, als hätte er diesen Geistesblitz gehabt.
»Jetzt müssen wir noch unsere wackeren Seeleute soweit bringen, daß sie ihre Angst überwinden, während eines Fädenschauers im Freien zu sein«, meinte Ezra. »Sie werden sich fürchten, egal, was für eine tolle Kopfbedeckung sie tragen.«
»Ach was, Käpt'n«, hielt ihm einer der Fischer aus Sadrid entgegen. »Wenn es hart auf hart kommt und die Fäden vom Himmel regnen, springt man freiwillig ins Wasser, weil dies dann der einzig sichere Ort ist. Ich tat es auch, als wir einmal von einem Fädenfall erwischt wurden. Außerdem flattern hier massenhaft Feuerechsen herum. Kommen dann noch die wilden Echsen hinzu, die immer eintrudeln, sowie die ersten Sporen fallen, werden gar nicht mal so viele Fäden auf die Hüte treffen.«
»Ein wenig angewandte Psychologie«, fand Jim, »und wir, die ein gutes Beispiel abgeben, müßten genügen, um keine Panik aufkommen zu lassen. Den Leuten bleibt ja gar keine Wahl, als sich notfalls ins Wasser zu begeben.«
»Stimmt genau«, pflichtete Ezra ihm bei.
»Mit der moralischen Aufrüstung sollten wir am besten gleich beginnen«, schlug Ben vor und gab den anderen Delphineuren einen Wink. Geschlossen zogen sie ab, um die Menschen auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
Als die ersten Kulihüte angefertigt waren und verteilt werden sollten, erklärte sich der größte Teil der Bootsinsassen bereit, die Schutzmaßnahme anzuwenden.
»Ich säße lieber mit einem Flammenwerfer in einem Schlitten«, vertraute ein Passagier einem anderen an, so vernehmlich, daß Jim es hören konnte.
»Klar, aber das Boot hat achtern und am Bug jeweils einen überdachten Hohlraum. Wenn wir uns darunter verkriechen, kann uns nichts passieren.«
Jim und Ezra erteilten den Befehl, daß jeder zum Tragen einer Rettungsweste und eines Kulihuts verpflichtet sei. Wer sich weigerte, müsse mit strengen Disziplinarmaßnahmen rechnen, und etwaige Dienstränge würden aberkannt. Darüber hinaus mußte sich jeder an der Produktion der schützenden Kopfbedeckung beteiligen. Zum Arbeiten wurden die Leute in Schichten von jeweils zwei Stunden eingeteilt.
Als sich das Wetter besserte, waren sämtliche zu löschenden Waren in Gebäuden untergebracht und registriert, und nahezu zwei Drittel der erforderlichen Kulihüte hergestellt. Aus diesem Grund brachen die beiden Gruppen abermals gleichzeitig auf. Doch die großen Schiffe mit mehr Segelfläche konnten die frische Brise besser nutzen und ließen die kleinen Boote bald weit hinter sich.
»Ich komme mir vor wie zu Zeiten der Boatpeople«, sagte Jim zu Theo, während er gegen den Wind kreuzte, um wieder zu der breit ausgefächerten Reihe seiner Schützlinge aufzuschließen.
»Boatpeople?«
»Hmm, ja. So nannte man eine bestimmte Gruppe von Kriegsflüchtlingen im zwanzigsten Jahrhundert. Die meisten von ihnen waren Asiaten. Sie versuchten in den unglaublichsten Wasserfahrzeugen zu fliehen, alles, was nur einigermaßen schwamm, war ihnen recht. Dschunken und Sampans waren auch dabei.« Er schüttelte den Kopf. »Die meisten Boote waren nicht hochseetüchtig. Viele Menschen
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