Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Werk gründlich studiert, und das Wissen war ihm in Bitra zugute gekommen.
Lady Jane öffnete die Tür, die ins Schlafgemach führte. Auch diese Räumlichkeit war großzügig bemessen und behaglich eingerichtet. Den Blickfang bildete ein wuchtiges Baldachinbett, dessen Pfosten eine ungewöhnliche Rankenschnitzerei aufwiesen; vermutlich stellte das Muster Pflanzen dar, die auf dem Planeten Erde vorkamen.
Vom Schlafzimmer aus gelangte man in ein Bad. Iantine fiel angenehm auf, wie warm es in der Suite war – noch ein wesentlicher Unterschied zu Bitra. In Benden gab es offenbar gleichfalls all die Annehmlichkeiten und den Luxus, auf den man in Burg Fort zu Recht stolz war.
»Ein so komfortables Quartier wäre gar nicht nötig gewesen, Lady Jane«, meinte Iantine ein wenig verlegen.
»Unsinn. Hier in Benden wissen wir, wie man einen Künstler Ihres Formats behandelt.« Mit den Händen machte sie eine weit ausholende Geste, die die gesamte Suite umfasste. »Nur in einer Umgebung, in der man sich wohl fühlt, kann man sich entspannen und kreativ werden.« Manieriert bewegte sie die Finger und lächelte Iantine an. Er erwiderte das Lächeln und bemühte sich, ihr gespreiztes Gehabe nicht albern zu finden. »Um acht wird in der Großen Halle zu Abend gegessen, und Sie sitzen natürlich mit uns an der Hohen Tafel.« Ihre entschlossene Miene verriet, dass sie keinen Widerspruch duldete. »Möchten Sie, dass Ihnen jemand beim Auspacken zur Hand geht?«
»Nein, danke, das wäre wirklich zu viel des Guten, Lady Jane. Ich bin es gewöhnt, mich um alles selbst zu kümmern.« Ob er Leopol doch hätte mitnehmen sollen? Die Suite war groß genug, um zwei Leute zu beherbergen.
Lady Jane entfernte sich, nachdem er ihr nochmals überschwänglich für ihre Großzügigkeit gedankt hatte.
Danach stromerte er durch die Räume, wusch sich die Hände und das Gesicht und freute sich, dass heißes Wasser aus den Hähnen sprudelte. Die Badewanne war eine in den Felsboden eingelassene Vertiefung, groß genug, dass er sich der Länge nach darin ausstrecken konnte. Selbst der Weyr besaß kein so aufwendig gestaltetes Bad.
Er packte seine Sachen aus, hängte das neue grüne Hemd auf einen Bügel, damit sich die Falten glätteten, und richtete sich seinen Arbeitsplatz ein. Hinterher setzte er sich in einen Sessel, legte die Füße auf den dazugehörigen Schemel, lehnte sich zurück und seufzte. An diesen Luxus konnte er sich gewöhnen. Ihm fehlte nur eines – Debera.
Er fragte sich kurz, ob Lady Jane auch dann ihre gezierten Gesten vollführen würde, wenn sie ihm Modell saß. In welcher Pose sollte er sie malen? Ihre gestelzte Art musste er zum Ausdruck bringen, gleichzeitig ihre Anmut und ihren Charme betonen. Welches Musikinstrument mochte sie mit diesen eleganten, weichen Händen wohl spielen? Wenn Debera doch nur nicht so weit weg wäre!
Iantine hätte es gar nicht gefallen, wenn er gewusst hätte, dass die Weyrführer in Telgar just in diesem Augenblick über Debera redeten.
»Nein«, meinte Zulaya und schüttelte zur Bekräftigung den Kopf, »um Morath zu gefährden, ist sie viel zu vernünftig. Und Iantine würde seinen guten Ruf im Weyr nicht aufs Spiel setzen, indem er eine Indiskretion begeht. Von Leopol weiß ich, dass er auf jeden Fall zurückkommen möchte. Über dieses Paar hat Tisha sich keine Sorgen gemacht. Auch wenn sie die ganze Nacht lang nur Augen füreinander hatten, so sonderten sie sich doch nie von den übrigen Gästen ab. Tanzen allein ist nicht anstößig. Dafür mache ich mir umso mehr Gedanken über Jule. Sie und T'red stecken ständig zusammen.«
»Aber sie leben doch getrennt?«, warf K'vin mit scharfer Stimme ein.
»Selbstverständlich.« Lässig winkte Zulaya ab. »T'red ist geduldig. Er weiß, dass er lieber nichts überstürzen sollte.«
K'vin seufzte tief und hakte dieses Thema ab. Ihm lag noch etwas anderes auf dem Herzen. »Wie lange mag es wohl noch dauern, bis die Grünen fliegen können?«
»Tja, mir scheint, Morath ist bald so weit. Wenn sie weiterhin in diesem Tempo wächst, sind ihre Schwingen im Spätfrühling kräftig genug zum Fliegen. Aber das letzte Gelege sollten wir nicht in unsere Kalkulationen einbeziehen, K'vin«, riet sie ihm und deutete auf die Liste, die er gerade erstellte. »Zuerst müssen die Drachen ortskundig werden und genug Muskeln entwickeln, um lange Strecken zurückzulegen. Wir sollten ihre Ausbildung nicht mehr forcieren als unbedingt nötig. Schließlich sollen sie
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