Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
seine Zweifel zu zerstreuen. »Ich kümmere mich um P'tero …« Leise fügte er hinzu: »So lange ich ihn noch habe.«
Die letzte Bemerkung erschreckte Iantine. War sich M'leng denn so sicher, dass P'tero sterben würde?
»Ich werde mein Bestes geben, M'leng, das verspreche ich Ihnen!«
»Davon bin ich überzeugt«, versetzte M'leng und warf den Kopf hoch, dass die Locken ihm aus der Stirn fielen. Dann lächelte er Iantine verschmitzt an. »Ich habe Sie bei Ihrer Arbeit beobachtet.« Er streckte ihm die Hand entgegen, die von dem Öl, mit dem die Reiter ihre Drachen einrieben, samtweich war. Iantine schlug ein und staunte über den harten Griff des grünen Reiters. »Waine sagte mir, eine gute Miniatur – und so etwa schwebt mir vor …« – er klopfte auf seine Brusttasche, um zu zeigen, wo er das Bild zu tragen gedachte –, »kostet vier Marken. Stimmt das?«
Iantine nickte. Sein Kloß in der Kehle hinderte ihn am Sprechen. Sicherlich dramatisierte M'leng die Angelegenheit. Oder war das Risiko wirklich so groß? Im Hintergrund hörte Iantine, wie T'dam seinen Schülern die verschiedenen Verletzungen und deren Behandlung schilderte.
Welch eine bizarre und grausame Lektion die Weyrlinge erhielten! Und dennoch, ging es ihm durch den Kopf, war es sicherlich klüger, die jungen Leute auf das Schlimmste vorzubereiten und dadurch eventuell den Schock zu mildern, wenn die Katastrophe tatsächlich eintrat.
»Heute Abend dann?«, vergewisserte sich M'leng.
»Gleich heute Abend«, bestätigte Iantine und nickte bekräftigend.
Nachdem der grüne Reiter gegangen war, dauerte es eine Weile, bis Iantine die innere Ruhe zurückfand, die es ihm erlaubte, mit dem Zeichnen weiterzumachen.
Nun, jetzt wusste er, wie er dem Weyr für die freundliche Aufnahme danken konnte – indem er von jedem einzelnen Mitbewohner eine Skizze anfertigte. Auf diese Weise erhielt der Telgar-Weyr eine einzigartige Bildergalerie seiner derzeitigen Bewohner.
KAPITEL 7
Burg Fort
Am selben Tag fand auch auf Burg Fort Unterricht statt. Im Versammlungsraum des Kollegiums hielt Corey als leitende Medizinerin ein Seminar für Heiler aus ganz Pern, die man zu dem dreitägigen Kursus eingeflogen hatte. Unter anderem lernten die Teilnehmer Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Menschen sowie bei Drachen.
Coreys Assistent war der Arzt des Weyrs, N'ran, der ursprünglich Tiermedizin studiert hatte, ehe er unabsichtlich eine Bindung mit dem braunen Galath einging. Zur Zeit hielt sich Galath draußen auf und badete in der Sonne, derweil ein grüner Drache, der klein genug war, um in die Halle hineinzupassen, für Demonstrationszwecke benutzt wurde, wie Ormonth im Telgar-Weyr.
»Wir haben die Berichte der Doktores Tomlinson, Marchane und Lao kopiert, die einige verblasste Fotos von Verletzungen enthalten. Bis zum Lunch dauert es noch ein Weilchen – glücklicherweise«, fügte sie mit schiefem Grinsen hinzu. Dann setzte sie wieder einen nüchternen Ausdruck auf. »Die ausführlichen Beschreibungen der Verletzungen sind schlimmer als die Bilder, aber es ist wichtig, dass ein jeder von Ihnen begreift, wie unglaublich schnell …« – sie schnippte mit den Fingern – »und mit welch entsetzlichen Folgen sich die Fäden in alles Organische hineinbrennen.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Deshalb müssen wir uns sputen, um das Leiden der Betroffenen nicht unnötig zu verlängern.«
Ein Stimmengemurmel erhob sich, und ihr fiel auf, dass ein paar Zuhörer blass geworden waren. Andere wiederum blickten abwehrend drein.
»Viele Möglichkeiten bleiben uns nicht, sofern wir es mit Verletzungen bei den Boden-Crews zu tun haben. Zu diesem Schluss sind wir – meine Helfer und ich …« – sie deutete auf die Leute, die in der ersten Reihe saßen –, »nach eingehendem Studium gelangt. Denn die Alternative, ins eiskalte Dazwischen zu gehen, steht Menschen nicht offen … Ja?«
»Wieso denn nicht? Man könnte doch …«
»Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber die Fäden fressen sich mit einer solchen Geschwindigkeit durch sämtliche organische Materie, dass die Zeit für jemanden, der am Boden verletzt wurde, nicht ausreicht, um einen Drachen herbeizurufen, selbst wenn sich ein paar von ihnen in der Nähe bereithielten. Eine ausgewachsene Kuh wird in weniger als zwei Minuten aufgefressen.«
»Aber in der kurzen Zeit kann man ja nicht einmal …«, begann ein Mann und verstummte gleich wieder.
»Genau!«, betonte Corey. »Wenn Arme oder Beine befallen sind, bleibt
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