Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Lord Chalkin angefertigt hatten, sei nicht das Geringste auszusetzen.« Leopol lege den Kopf schräg und fasste Iantine lauernd ins Auge. »Wie es aussieht, wollen hier eine ganze Menge Leute von Ihnen porträtiert werden. Haben Sie das gewusst?«
Iantine schüttelte den Kopf und versuchte, Chalkins ungerechte Anschuldigung zu verdauen. Vor Zorn hatte es ihm die Sprache verschlagen. Leopol grinste verschmitzt.
»Keine Sorge, Iantine. Chalkin wird es bereuen, dass er Sie so schändlich behandelt hat. Ihr Meister Domaize und die Weyrführer von Benden gaben diesem Preller ordentlich Bescheid. Sie sind ein professioneller Künstler und haben einen Anspruch auf all die Ehrenbezeigungen, die man Ihnen hier bei uns gewährt. Es ist nur gut, dass Sie erst krank wurden, nachdem Sie Zulaya und K'vin Ihre Version der Geschichte erzählen konnten. Nicht, dass irgendjemand Chalkins Ausführungen glauben würde, egal, was er behauptet. Wussten sie, dass sich in der Nähe von Burg Bitra nicht einmal Wherries blicken lassen?«
Es dauerte seine Zeit, bis Iantine von der Lungenentzündung genesen war, und die anhaltende Schwäche machte ihn nervös.
»Dauernd schlafe ich ein«, beklagte er sich bei Tisha, als sie ihm eines Morgens seinen Heiltrank brachte. »Wie lange muss ich das Zeug noch einnehmen?«
»Bis Maranis kein Geräusch mehr in Ihrer Lunge hört«, erwiderte sie in ihrem resoluten Tonfall. Dann reichte sie ihm den Skizzenblock und die Bleistifte, die Waine ihm an seinem ersten Abend im Weyr geschenkt hatte. »Fangen Sie wieder an zu zeichnen. Bei dieser Beschäftigung überanstrengen Sie sich wenigstens nicht.«
Es tat gut, wieder mit Bleistift und Papier umzugehen. Zu gern trieb er sich in den unteren Kavernen herum und zeichnete Skizzen, vor allen Dingen dann, wenn sein Modell nicht merkte, dass es gemalt wurde. Sein Auge hatte nichts von seiner Schärfe verloren, und wenn seine Finger sich hin und wieder verkrampften, dann lag es an der allgemeinen Schwäche, doch er spürte, wie seine Kräfte allmählich zurückkehrten. Er merkte nicht, wie die Zeit verflog, oder dass sich Leute zum Kiebitzen hinter ihn stellten.
Waine beschaffte ihm Mörser und Stößel, außerdem Öl, Eier und Kobalt, um ein herrliches Blau zu mischen. Der Mann hatte ein paar Techniken für die Farbenproduktion gelernt und hier und da einige nützliche Tricks aufgeschnappt. Doch das war kein Ersatz für die gründliche Ausbildung, die Iantine genossen hatte. Anfangs hatte er diesen Drill gehasst, doch nun sah er ein, wie wichtig es war, wenn man etwas von der Pike auf lernte.
Der Winter überzog das Land, doch an dem ersten sonnigen Tag bestand Tisha darauf, dass er, warm in Pelze eingehüllt, draußen im Weyrkessel saß, um frische Luft zu schöpfen. Da gerade Badezeit für die jungen Drachen war, konnte Iantine sich nicht satt sehen an ihren Kapriolen und begriff allmählich, welcher Aufwand nötig war, um die Tiere großzuziehen.
Zum ersten Mal in seinem Leben erhielt er die Gelegenheit, Jungdrachen zu beobachten. Die Anmut und Kraft der ausgewachsenen Tiere sowie ihr Furcht einflößendes Erscheinungsbild waren ihm bekannt. Nun hingegen bekam er mit, wie schalkhaft, übermütig und phantasievoll die Jungen sich gebärdeten. Mitunter wurden sie sogar frech, wenn sie ihre Reiter aus lauter Mutwillen in den See schubsten. Aus dem letzten Gelege konnte noch kein Tier fliegen, doch einige des Jahrgangs davor begannen bereits mit ihrer Ausbildung. Aus allernächster Nähe durfte er ihre tollpatschigen Flugversuche verfolgen.
Anderntags entdeckte er P'tero und seinen blauen Ormonth im Mittelpunkt irgendeinen Unterrichts. Als er hinüberschlenderte, erkannte er, dass nicht nur die Weyrlinge der drei jüngsten Gelege anwesend waren, sondern sämtliche Jugendliche über zwölf. Ormonth streckte eine Schwinge aus und starrte wie entrückt darauf, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Die Mimik war so köstlich, dass der Künstler in Iantine nicht widerstehen konnte. Rasch klappte er seinen Malblock auf und hielt die Szene fest. P'tero bemerkte es, doch die Klasse konzentrierte sich ausschließlich auf T'dams Vortrag. Nach und nach drangen dessen Worte zu Iantine durch.
»… in den Berichten steht, dass die schlimmsten Verletzungen an den Schwingenrändern entstehen, besonders dann, wenn die Fäden in Klumpen fallen und man ihnen nicht schnell genug ausweichen kann. Ein Drache kann selbst dann noch fliegen, wenn ein Drittel der äußeren
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