Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Duplikate herzustellen, indem man das, was man gerade schrieb, automatisch auf ein untergelegtes Blatt Papier übertrug?«
Nachdenklich senkte Clisser den Kopf. »Ich glaube, Sie meinen das Herstellen von Durchschriften mittels Kohlepapier. So etwas haben wir nicht, aber vielleicht fällt Lady Salda eine praktische Lösung ein. Wir müssen uns ohnehin Gedanken machen, wie wir Kopien anfertigen, ohne stundenlang Texte abzuschreiben.« Er stieß einen Seufzer des Bedauerns aus.
»Das überlasse ich Ihnen, Clisser«, erklärte Paulin. »Und ich danke Ihnen allen. Doch nun ab mit euch!« Lächelnd fasste er die Anführer von Benden sowie Kalvi ins Auge, »und genießt den Rest des Abends, während ich mich an das Formulieren der Anklageschrift mache, wobei ich ganz offen gestehe, dass es mir eine gewisse Genugtuung bereiten wird, Chalkin endlich zur Rechenschaft zu ziehen.« Er nahm einen Schreibstift in die Hand und beäugte prüfend dessen Spitze.
Alsdann verließen die Gesprächsteilnehmer den Raum. Clisser gewann den Eindruck, Issony sei enttäuscht, weil er keine Gelegenheit erhalten hatte, seine Beschwerden gegen Chalkin vorzutragen. Also sorgte er dafür, dass Issony so viel von dem guten Wein zu trinken bekam, wie er nur wollte.
KAPITEL 8
Telgar-Weyr
Iantine bat darum, am nächsten sonnigen Tag wieder nach draußen zu dürfen, und aus diesem Grund befand er sich im Weyrkessel, als die reisenden Händler eintrafen. Die gesamte Bewohnerschaft des Weyrs strömte aus den Kavernen, um sie zu begrüßen. Wie ein Besessener zeichnete Iantine die wuchtigen, staubbedeckten Wagen, die von massigen, schwerfälligen Ochsen gezogen wurden, die man eigens zu dem Zweck gezüchtet hatte. Sie stellten die letzten gentechnisch manipulierten Geschöpfe dar, die Windblüte geschaffen hatte, deren Großmutter wiederum als Schöpferin der Drachen von Pern galt.
Seit seiner Kindheit hatte Iantine Händler auf ihren Wanderungen kommen und gehen sehen; gern entsann er sich der seltenen Gelegenheiten, wenn die Karawanen von Benden die abgelegene Schaffarm seiner Eltern aufsuchten. Noch frischer in seinem Gedächtnis hafteten die Erinnerungen an die leckeren gekochten Süßspeisen, die nach den Früchten schmeckten, welche in Nerat so üppig gediehen, und die die Händler freigebig verteilten. Einmal brachten sie frische Zitrusfrüchte mit, eine unübertroffene Köstlichkeit für ihn und seine Geschwister.
Für die Menschen, die in den abgeschiedenen Ansiedlungen lebten, boten vorüberziehende Kaufleute eine beinahe so angenehme Abwechslung wie eine Versammlung. Doch zu Iantines Erstaunen freuten sich die Bewohner des Weyrs genauso sehr. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich eigentlich immer mit einem Drachen irgendwohin transportieren lassen konnten, genossen sie die Ankunft der Händler noch mehr als das Eintreffen der Zehntkarawanen. (Die Zehntwagen waren eine gänzlich andere Geschichte, da jedermann mit anpacken musste, um die Waren, die als Tributleistungen dem Weyr zustanden, in die dafür vorgesehenen Magazine zu schleppen.)
Händler verbreiteten längs ihrer Routen die neuesten Nachrichten aus den Ansiedlungen und Burgen. Iantine bemerkte, dass eine Menge Leute nicht nur an die rasch aufgestellten Stände drängte, um die feilgebotenen Artikel zu begutachten, sondern einfach nur herumstanden und Nachrichten oder Tratsch austauschten. Aus der Küchenkaverne trug man Tische und Stühle herbei; zu den frisch gebackenen Broten und Brötchen servierte man kannenweise Klah.
Leopol, der stets hilfsbereit um Iantine herumscharwenzelte, brachte ihm einen kleinen Imbiss und setzte sich dann in die Hocke, um dem Künstler das Allerneueste zu berichten.
»Längs der Straße hat man überall Schutzräume angelegt«, erzählte er zwischen zwei Bissen von einem süßen Brötchen. »Die Händler stellen ihre Trecks nicht ein, nur weil es Fäden regnet. Aber sie bereiten sich für den Notfall vor. Die Hälfte des Zeugs, das sie in ihren großen Wagen mit sich führen, ist dazu bestimmt, rasch provisorische Unterstände aufzubauen. Natürlich verziehen sie sich in Höhlen, wenn gerade welche in der Nähe sind, doch ein Kampieren im Freien kommt nicht mehr infrage.
Es wird zwar ein bisschen eng werden«, meinte er grinsend, »aber sie gehen auf Nummer Sicher. Schauen Sie!« Ein mit Honig beschmierter Finger zeigte auf ein Grüppchen von Männern und Frauen, die mit den beiden Weyrführern beisammensaßen. Alle beugten sich über
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