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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Landkarten, die man auf dem Tisch ausgebreitet hatte. »Sie prüfen die Standorte der Bunker, so dass jeder hier Bescheid weiß, wo die Karawane bei einem eventuellen Fädenfall Unterschlupf gefunden hat.«
    »Und welche Händler ziehen durch Bitra?«, erkundigte sich Iantine zynisch.
    Leopol schnaubte durch die Nase. »Dorthin verläuft sich keiner, der nur einen Funken Verstand im Kopf hat. Besonders jetzt macht man einen großen Bogen um diese Provinz. Haben Sie schon gehört, dass Chalkin die Grenzen geschlossen hat, damit ihm die Pächter nicht davonlaufen? Der Kerl will partout nicht glauben, dass ein Fädenfall bevorsteht.« Angesichts eines solchen Frevels riss der Junge die Augen auf. »Und seinen Leuten hat er nicht einmal erzählt, dass man allgemein mit einem Vorbeizug des Roten Sterns rechnet.«
    »Das merkt man deutlich, wenn man sich in Bitra aufhält«, bestätigte Iantine. »Nichts deutet darauf hin, dass sich auch nur irgendjemand auf diese Gefahr vorbereitet. Sogar im Institut Domaize lagert man Vorräte ein. In Bitra redet man unentwegt über Wetteinsätze und Gewinnchancen, aber über die Fäden fällt kein Wort.«
    »Hat man Sie zu einem Glücksspiel verführt?« Leopols gespannte Miene verriet, dass er auf eine positive Antwort hoffte.
    Iantine schüttelte den Kopf und schmunzelte. »Erstens hatte man mich davor gewarnt. Bei jeder Versammlung rät man den Leuten dringend, sich ja nicht mit den bitranischen Glücksspielern einzulassen. Außerdem hätte ich keine Marke für einen Einsatz übrig gehabt.«
    »Gut für Sie! Andernfalls hätten Sie Ihr gesamtes Honorar verloren«, murmelte Leopol. Man sah ihm an, wie erleichtert er letztendlich war, dass Iantine dieser Versuchung hatte widerstehen können.
    »Chalkin verkalkuliert sich mächtig, wenn er sich einbildet, die Fäden blieben aus, nur weil er sie zu ignorieren gedenkt«, meinte Iantine. »Die Schutzräume für die Karawanen müssen aber gigantisch sein«, stellte er fest und deutete auf die Ungetüme von Ochsen, die zum Tränken ans Seeufer geführt wurden.
    Entweder waren die mächtigen Biester an den Anblick von Drachen gewöhnt, oder sie besaßen ein so phlegmatisches Temperament, dass rein gar nichts sie aus der Ruhe bringen konnte. Indes hatten die Jungdrachen noch keine Ochsen gesehen und reagierten verschreckt auf die gewaltigen Zugtiere. Sie stießen derart schrille Schreie aus, dass die Drachen, die droben auf ihren Felssimsen die bleiche Wintersonne genossen, aufwachten und nach den Urhebern des Radaus forschten. Iantine grinste. Rasch hielt er die turbulente Szene in einer Ecke seines Blatts fest. Wenn er in diesem Tempo weiterzeichnete, ging ihm bald das Papier aus.
    »Nun ja, die Dächer bestehen alle aus Metallplatten«, erklärte Leopol. »Der Weyr beteiligt sich an den Kosten, da die Liliencamp-Karawane einen Umweg macht, wenn sie unseren Weyr ansteuert.«
    Iantine hatte sich vorher nie den Kopf darüber zerbrochen, wie ein Weyr versorgt wurde. Automatisch hatte er angenommen, Drachen und Reiter würden sich von den Tributabgaben ernähren. Mittlerweile wuchs sein Respekt vor der Organisation und Verwaltungsarbeit, die der Erhalt eines so komplexen Systems mit sich brachte. Im krassen Gegensatz zu dem, was er in Bitra erlebt hatte, verrichtete hier jeder frohen Mutes die ihm auferlegten Pflichten und war stolz, zu dieser Gemeinschaft gehören zu dürfen. Jeder half jedem, und alle schienen glücklich zu sein.
    Gewiss, erst seit kurzem dämmerte es Iantine, wie sorgenfrei er selbst aufgewachsen war. Auch sein Studium im Kollegium hatte ihm gefallen. Seine Lehrzeit im Institut Domaize wies Höhen und Tiefen auf, während er versuchte, sein Kunstverständnis zu mehren und neue Techniken zu entwickeln.
    Sein Aufenthalt in Burg Bitra hatte ihm die Augen geöffnet. Auch seine Rekonvaleszenz im Weyr diente dazu, seinen Horizont zu erweitern, allerdings auf eine erquickliche Art und Weise. Erbittert vergegenwärtigte sich Iantine, dass man zuerst die Härten des Lebens erfahren musste, um das Gute schätzen zu lernen. Derweil er seinen Gedanken nachhing, flog seine Hand über das Papier und vollendete das Bild von den Weyrherren, wie sie sich ernst mit den Treck-Führern der Liliencamp-Karawane berieten.
    Der Liliencamp-Clan hatte als erster das System der umherziehenden Händler eingeführt; auf diese Weise versorgte man selbst die einsam gelegenen Ortschaften und Festungen mit Waren und weniger dringlichen Nachrichten. Ein

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