Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
›Aufmarsch der Jungreiter‹ lautet sein Thema.«
»Großartig!« F'lon schwenkte heftig den Arm, wie wenn er ihm einen Wink geben wolle, sogleich mit der Musik loszulegen. Doch seine weinselige Stimmung war bereits so fortgeschritten, dass Robinton es ihm nicht übelnahm.
Als Robinton zum Podium ging und an der Hohen Tafel vorbeikam, entdeckte er keine Anzeichen für Spannungen zwischen dem Weyrführer und dem Burgherrn. Doch die beiden schauten betont aneinander vorbei und wechselten kein Wort. Es wurde wirklich höchste Zeit, mit der musikalischen Unterhaltung zu beginnen, ehe das Schweigen unerträglich wurde.
Jora schnatterte immer noch auf Lady Hayara ein, die einen äußerst gelangweilten Eindruck machte. Als die Burgherrin sah, dass die Musikanten ihre Instrumente auspackten, setzte sie sich aufrechter hin und winkte Robinton mit einem dezenten Wedeln der Hand zu. Sicherlich freute sie sich nicht nur auf die Musik, sondern war auch erleichtert, weil Jora während der Vorstellung den Mund halten musste. Plapperte sie dennoch weiter, hatte Lady Hayara das gute Recht, sie um Ruhe zu bitten.
Robinton begann mit Petirons Marsch. Ein paar Zuhörer stampften mit den Füßen und klatschten den Takt mit, und insgeheim schmunzelte Robinton, weil er mit seiner Einschätzung dieses Musiksstücks richtig getippt hatte. Danach sang er das Lied der Pflichten und gleich darauf das Lied der Fragen, das er bei jeder sich bietenden Gelegenheit vortrug. Doch dieses Mal wurde es weder vom Weyrführer noch vom Burgherrn so begeistert aufgenommen wie früher, und beinahe bereute Rob es, diese Ballade gesungen zu haben.
Deshalb schloss er unmittelbar darauf seine neuesten Lieder an, begleitet von C'gan, der Gitarre spielte, zwei Flötisten und einem Trommler. Das Stück kam so gut an, dass er es sofort wiederholen musste, und in den Refrain stimmten viele Zuhörer ein. Drachenreiter waren weniger gehemmt als manche Burgleute, und gleichgültig, ob sie schöne Stimmen hatten oder nicht, sie sangen immer aus voller Kehle mit.
C'gan wechselte Robinton ab, und hinterher traten einige Solisten auf. Maizella sang, desgleichen R'yar, der einen herrlichen Bariton hatte und noch das gesamte Repertoire aus seiner Zeit in der Harfnerhalle beherrschte.
Robinton sollte nie erfahren, wann genau Lord Maidir und S'loner in dieser Nacht vom Tisch aufstanden. Es war bereits stockfinster, und obwohl viele Leuchtkörbe an Stangen rings um den Kraterkessel Licht spendeten, herrschte ein solches Kommen und Gehen von Menschen, dass Robinton die Abwesenheit der beiden Männer erst bemerkte, als Lady Hayara die Hohe Tafel verließ. Zurück blieb eine betrunkene Jora, die mit dem Oberkörper auf dem Tisch lag und schlief.
Keiner hätte gewusst, was passiert war, doch plötzlich stieß Nemorth einen durchdringenden Schrei aus, der alle erschreckte. Sogleich fingen sämtliche anderen Drachen in klagenden, herzzerreißenden Tönen an zu kreischen. Der Lärm schien kein Ende nehmen zu wollen, als brauchten die Drachen niemals Atem zu schöpfen. Das Geschrei zerriss die Nacht, misstönender als das Jaulen eines gequälten Wachwhers, und wie ein Messer schnitt es sich in die Ohren und Köpfe der Menschen. Robinton fürchtete, sein Herz bliebe stehen, als die gnadenlose Kakophonie den Weyrkessel füllte.
Er war nicht der Einzige, der sich die Ohren zuhielt, um sich vor dem fürchterlichen Wehklagen zu schützen. Der Ausdruck fassungslosen Entsetzens auf den Gesichtern der Drachenreiter verriet ihm indessen, was geschehen war. Der gesamte Weyr beklagte den Tod eines Drachen.
Robinton packte C'gan beim Arm und drehte den erschütterten Reiter zu sich herum. C'gans taube Finger rutschten vom Gitarrenhals ab, und er fing an zu weinen.
»Was ist los, C'gan? Was ist passiert?«
C'gan schluckte und sah Robinton unter Tränen an. »Chendith ist tot.«
»Chendith?« Robinton schwenkte herum und suchte in der Menge aus verzweifelten Leuten nach S'loner. Er entdeckte F'lon, der wie durch ein Wunder plötzlich wieder nüchtern war, und zu T'rell, dem Weyrlingmeister, hinrannte. Das Geschrei der erwachsenen Drachen hatte die Jungtiere aufgeschreckt, und T'rell brauchte Unterstützung. Jetzt kam es darauf an, die neuen Reiter zu ihren Schützlingen zu scheuchen, damit sie die verängstigten Tiere trösteten und beruhigten. T'rell, selbst nicht mehr der Jüngste, stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben, während er von einem Tisch zum nächsten eilte und die
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