Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
noch so jung sind.«
Robinton furchte die Stirn. »Ich müsste sie aufsuchen …«
»Als Erstes solltest du dich schleunigst nach Ruatha begeben«, fiel Nip ihm ins Wort. Dann stand er auf und ging zur Tür. »Bis später. Wir bleiben in Verbindung.«
»Nip, wohin …?« Doch die Tür schloss sich bereits leise hinter dem Kurier.
Trotz des Fellis-Saftes und des Taubkrauts dauerte es eine geraume Weile, bis Robinton einschlief.
***
Zwei Tage später brach Robinton trotz Tarathels Bedenken und der Ermahnungen des Heilers auf. Tarathel gab ihm sechs Mann als Geleitschutz mit.
»Hab gut Acht auf dich, Meister Robinton«, gab der Burgherr ihm mit auf den Weg. »Die Halle hat die Übergriffe auf Harfner vertuscht, aber ich weiß davon. Man munkelt sogar, dass Evenek auf Fax' Geheiß hin nach Crom gelockt wurde, weil man an ihm ein Exempel statuieren wollte.« Er räusperte sich. »Kann er eigentlich wieder musizieren?«
»Er spielt Instrumente. Aber er kann nicht mehr singen.«
»Ich wünschte mir, du wärst bereits sicher in der Harfnerhalle angelangt«, fuhr Tarathel fort. »Ein ehrloser Geselle wie Fax würde vielleicht versuchen, dich umzubringen, wenn du ohne bewaffnete Eskorte unterwegs wärst. Vielleicht solltest du künftig deine Reisen etwas einschränken oder zumindest schlagkräftige Begleiter mitnehmen.«
»Ich muss dorthin gehen, wo man mich braucht. Das verlangt mein Amt.«
»Dann sei wenigstens vorsichtig.« Tarathel drückte ihm kurz die Schulter des unverletzten Arms. »Ich stelle dir einen meiner besten Renner zur Verfügung.«
Robinton bedankte sich bei Tarathel, obwohl ihm mulmig zumute wurde, als er sich in den Sattel schwingen wollte. Drei Knechte waren nötig, um den Rappen zu bändigen. Doch sowie Robinton auf seinem Rücken saß, wurde der Renner lammfromm … zumindest seinem Reiter gegenüber. Er keilte nach jedem aus, der Anstalten machte, Robinton die Satteltaschen zu reichen. Man musste das Tier überlisten, damit Robinton sein Gepäck verstauen konnte.
Der Renner besaß eine geschmeidige Gangart, neigte jedoch dazu, ein forsches Tempo anzuschlagen. Robintons Eskorte musste ihre Reittiere antreiben, um ihren Schutzbefohlenen nicht aus den Augen zu verlieren. Allmählich lernte Robinton, Big Black zu zügeln, und als er ihm reichlich Klumpen von Süßwürze zu fressen gab, fasste der Rappe zu ihm Vertrauen.
Der Ritt ging zügiger vonstatten, als es Robintons Verletzung gut tat, und er atmete erleichtert auf, als sie Burg Ruatha sichteten und endlich in den Hof galoppierten.
***
Die Reise hatte sieben Tage gedauert. Robinton bedauerte es, dass ihm kein Drache zur Verfügung stand, doch vom Sattel eines Renners aus lernte er die Gegend besser kennen. Dieses Wissen konnte ihm vielleicht von Nutzen sein. Es war kein Problem, ungehindert nach Ruatha zu gelangen. Robinton hätte sich etwas mehr Wachsamkeit seitens des örtlichen Burgherrn gewünscht. Er nahm sich vor, Lord Kale zu raten, Wachposten aufzustellen und Signalfeuer bereit zu halten, falls Fax ein Auge auf die wohlhabende Burg mit ihrer berühmten Rennerzucht geworfen hatte.
»Dieser Hauptmann muss doch einen Grund gehabt haben, F'lon anzugreifen«, meinte Lord Kale bei ihrem ersten Gespräch.
Er war ein groß gewachsener schlanker Mann mit dunklem Haar und grauen Augen. An der Art, wie er mit seinen Untergebenen umging, merkte Robinton, dass er ein guter Burgherr war, der für seine Leute sorgte. Lord Kale machte einen sehr friedfertigen, jovialen Eindruck. Seine Pächter profitierten von seiner Gutmütigkeit, doch ein gewissenloser Schurke wie Fax hätte mit ihm vermutlich leichtes Spiel. Robintons Besorgnis wuchs.
»Wenn du dabei gewesen wärst, Burgherr«, erwiderte Macester, der Führer der Eskorte, »hättest du sofort erkannt, dass das Ganze kein Zufall oder Unglück war, sondern eigens inszeniert, um den unbequemen Weyrführer loszuwerden. Meister Robinton kann sich glücklich schätzen, dass er nicht auch noch zu Tode kam. Gifflen führte von Anfang an Böses im Schilde.«
»Ein Heißsporn, der im Eifer des Gefechts zu weit ging«, mutmaßte Lord Kale großzügig.
Just in diesem Moment kam ein kleines Mädchen angelaufen. An den großen grauen Augen erkannte man, dass sie Kales Tochter sein musste, und als sie ihren Vater erreichte, breitete sie die Arme aus.
»Lessa, mein Schatz, nicht jetzt.« Doch er nahm sie auf den Arm und trug sie zur Tür, wo das Kindermädchen, dem sie entwischt war, ihren Schützling
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