Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
wieder das große Los gezogen.« Dann wandte er sich erneut den anderen Jungen zu. »Ist was Interessantes passiert, während ich fort war?«
Die Aufzählung, die nun folgte, blieb Robinton unverständlich, da er die Weyrbewohner nicht kannte. Das Gespräch verstummte jäh, als eine Serviererin eine Platte mit Bratenscheiben vor Falloner hinstellte.
»Na, du bist auch wieder da?« bemerkte die Frau missvergnügt. »Sorg dafür, dass es an diesem Tisch gesittet zugeht. Hast du mich verstanden?«
»Wie immer, Milla«, erwiderte er mit scheinheiliger Miene.
»Rangul, lauf und hol das Knollengemüse«, forderte sie den stämmigen Burschen auf.
»Aber ich hab es doch geschält«, meuterte er.
»Grund genug, um die Früchte deiner Arbeit auch zu servieren. Nun geh schon. Und du, Jesken, bringst den Salat.«
Murrend schob Rangul seinen Stuhl zurück und schleppte die große, dampfende Schüssel herbei. Jesken kam mit dem Salat früher zurück als er.
Falloner legte sich selbst und Robinton je eine dicke Scheibe Bratenfleisch auf den Teller, ehe er die Platte weiterreichte. Dann bedeutete er Rangul, er solle ihn mit dem Knollengemüse bewirten. Rangul gehorchte, wenn auch ungehalten. Ganz offensichtlich wagte er es nicht, sich Falloner zu widersetzen.
»Du bist unser Gast. Bedien’ dich zuerst.« Mit diesen Worten bot Jesken Robinton den Salat an.
»Später wird er singen. Er hat eine tolle Stimme und ist ein erstklassiger Musiker.« Falloner zwinkerte Robinton zu, dem nicht ganz wohl bei dem Gedanken war, dass Lieder vorgetragen würden, die er geschrieben hatte. Er hoffte, es ließe sich vermeiden, den Urheber der Musikstücke zu nennen.
»Dein musikalischer Beitrag bleibt uns wohl auch nicht erspart«, wandte sich Rangul spöttisch an Falloner. Neid und Missgunst standen ihm ins Gesicht geschrieben.
»Im Gegensatz zu dir kann ich singen«, parierte Falloner gelassen.
»Wer in der Harfnerhalle nicht singen kann, lernt ein Instrument zu spielen«, warf Robinton ein, um der Diskussion die Schärfe zu nehmen. Er fand, die Jungen im Weyr unterschieden sich nicht sonderlich von den Lehrlingen daheim, bei denen Wortgefechte und hitzige Plänkeleien an der Tagesordnung waren. »Hmm, der Braten schmeckt wirklich köstlich«, fügte er hinzu, in der Hoffnung, das Thema zu wechseln.
»Ja, sehr lecker«, bestätigte Falloner mit vollem Mund. »Obwohl das Essen hier immer gut ist.«
»Meistens jedenfalls«, ergänzte Jesken und wischte sich die heruntertropfende Sauce vom Kinn. »Aber heute Abend hat sich die Köchin selbst übertroffen. So zartes Fleisch bekommen wir selten.«
»Vielleicht liegt das daran, dass Robinton an unserem Tisch sitzt«, meinte Falloner grinsend.
»Bleibst du länger hier?« fragte Sellel, von Falloner zu Robinton blickend.
»Mindestens für eine Nacht«, entgegnete Falloner. Mit dem Ellbogen stieß er Robinton in die Rippen. »Er und seine Mutter werden nämlich bis in die frühen Morgenstunden singen.«
»Und du wirst uns begleiten«, konterte Robinton und spießte das nächste Stück Braten auf seine Gabel. Er bedauerte es, dass er mit dem Essen Maß halten musste, aber mit einem zu vollen Magen konnte er nicht singen.
***
Und er sang. Mit Falloner, mit seiner Mutter und als Solist. Als Erstes interpretierten sie natürlich die Ballade von den Pflichten, in die das gesamte Publikum einstimmte. Nachdem Robinton die Eingangsstrophe vorgetragen hatte, sangen die Weyrleute sämtliche anderen Verse und den Refrain mit. Gleich nach der ersten Strophe erntete er Applaus und freute sich über das Kompliment.
Dann flüsterte seine Mutter ihm zu, er solle mit dem Lied der Fragen fortfahren. Sowie er begann, senkte sich ein ehrfurchtsvolles Schweigen über das Publikum, das andächtig und nachdenklich lauschte. S'loner strahlte vor Glück, als er merkte, wie gut das Lied bei den überraschten Weyrbewohnern ankam.
Robinton und Falloner interpretierten mehrere von Robs Liedern, ohne jedoch den Namen des Komponisten zu erwähnen. Die Zuhörer waren begeistert. Zwar gab es im Weyr keinen besonders gut ausgebildeten Harfner, doch viele Leute besaßen schöne Stimmen und schnappten im Nu eine neue Melodie auf. Dieses Publikum war ganz anders als jede andere Zuhörerschaft, vor der Robinton bis jetzt gesungen hatte – und wahrscheinlich das beste. Auch seine Mutter spürte dies, ihre Stimme nahm wieder den freudigen, jubelnden Klang an, selbst bei nostalgischen Weisen. Sie hatten einen besonderen
Weitere Kostenlose Bücher