Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge

Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
holte die Gitarre aus ihrem Kasten und gab sie ihr, verwundert über die Hektik, die seine Mutter plötzlich an den Tag legte. Erst in diesem Moment vergegenwärtigte er sich, dass sie, seit sie in Benden weilten, keine einzige Komposition seines Vaters gesungen hatte. Weder hier in der Burg noch droben im Weyr trug sie seine Werke vor, dabei war sie vermutlich die einzige Sängerin auf Pern, die das erforderliche stimmliche Volumen besaß, um diese höchst komplexe Musik zu interpretieren. Als er sah, wie sie in ihrer Nervosität vergeblich versuchte, die Notenblätter zu glätten, die sich immer wieder zusammenrollten, hielt er die Ränder mit den Händen fest.
    Merelan spielte einen Akkord, hielt inne, stimmte die Saiten ein wenig nach und begann von neuem. Mitten in der Melodie hob sie verwirrt und überrascht den Blick von den Noten.
    »Das klingt so ganz und gar nicht nach deinem Vater …« Mit gespannter Miene prüfte sie die Noten. »Aber es ist eindeutig seine Handschrift«, stellte sie fest und spielte weiter.
    Robinton verfolgte das Stück und blätterte die Seiten um. Einmal hätte er um ein Haar vergessen, die Noten mitzulesen, so ergriffen war er von der melancholischen, in Moll gehaltenen Weise. Als der Schlussakkord verklang, tauschten Mutter und Sohn bedeutungsvolle Blicke. Merelan schien verstört zu sein, wie Robinton bestürzt bemerkte. Er hoffte inständig, seiner Mutter gefiele die Melodie genauso gut wie ihm.
    »Ich möchte behaupten«, begann sie, »ohne Widerspruch befürchten zu müssen …« – sie hob leicht die Mundwinkel –, »dass dies die ausdrucksstärkste Musik ist, die dein Vater je geschrieben hat.« Sie umschlang ihre Gitarre mit beiden Armen. »Ich glaube, er vermisst uns, Robie.«
    Robinton nickte. Normalerweise komponierte sein Vater eine aggressivere Musik, die eine positive Stimmung implizierte. Seine Werke quollen über vor verschlungenen, phantasievollen Variationen, wilden Kadenzen und bravourösen Passagen. Diese Melodie hingegen drückte auf eine schlichte, elegante Weise eine wehmütige, das Herz anrührende Sehnsucht aus.
    Wieder nahm Merelan Meister Gennells Brief in die Hand. »Das schreibt auch Meister Gennell. ›Ich finde, du solltest dieses Werk zu Gesicht bekommen, Merelan. Die Hinwendung zum Lyrischen ist unverkennbar. Meiner Meinung nach das Beste, was er je geschrieben hat, obwohl er der Letzte wäre, der dies zugeben würde.‹« Merelan lachte leise. »Er würde es niemals zugeben, Gennell.« Sie sah ihren Sohn an. »Wie lautet dein Urteil, Robie? Was hältst du von dieser Musik?«
    Er rang nach den passenden Worten. »Gibt es einen Text dazu?«
    »Nein, aber du kannst ja einen schreiben. Dann wäre es eine Gemeinschaftsproduktion von Vater und Sohn. Wer weiß, vielleicht die erste von vielen …«
    »Davon halte ich nichts«, erwiderte er nach reiflicher Überlegung, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als einen Text zu dichten, der vor seinem Vater Gnade fand. »Ich meine, du solltest die Verse dazu schreiben, Mutter.«
    »Ich glaube, wir beide werden uns gemeinsam einen Text einfallen lassen.« Sie zerstrubbelte sein Haar, und obwohl sie lächelte, blickten ihre Augen traurig. »Falls wir die richtigen Worte finden …«

Kapitel 8
    Robinton wusste nicht, was seine Mutter in ihrer Antwort an Meister Gennell schrieb, aber sie erklärte ihrem Sohn, dass sie ihren Vertrag mit Burg Benden erfüllen müsse. Außerdem wollte sie C'gan, den Weyrsänger, noch eine Weile unterrichten. Er besaß eine hohe Musikalität, doch vor allen Dingen brauchte er mehr Vertrauen in seine Fähigkeiten. Obendrein fasste sie den Entschluss, einen Harfner für die Gesangsausbildung nach Benden zu schicken, wenn die Lehrlinge im Sommer die Tische wechselten und den Gesellenstatus erreichten. Benden verdiente den besten Gesellen, der abkömmlich wurde.
    »Aus mehreren Gründen«, legte sie dar. »Allerdings sollten wir Maizella mit uns in die Harfnerhalle nehmen. Nun, da sie sich ein Grundwissen angeeignet hat, sollte sie von unterschiedlichen Lehrern unterrichtet werden. Das kann ihrem Talent nur förderlich sein.« Merelan lächelte verhalten. »Ich sorge dafür, dass sie mit Halanna Duette singt.«
    Robinton wurde nicht um seine Meinung gebeten, doch er wäre gern noch viel länger in Benden geblieben, und nicht nur wegen seiner Freundschaft mit Falloner, Hayon und den anderen Jungen. Eigentlich zog ihn nichts mehr in die Harfnerhalle zurück, doch als Maizella dann

Weitere Kostenlose Bücher