Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Rasch hob er die Hand. »Was aber nicht heißt, dass wir eure Besuche nicht zu schätzen wüssten. Ihr und eure Drachen dürft jederzeit bei uns vorbeischauen.«
»Wenn du geglaubt hast, wir würden versuchen, euch zu überreden, im kalten Hochland-Weyr zu bleiben, hast du dich verrechnet«, erwiderte F'lar amüsiert. Er winkte M'rand mit der Hand zu. »Geht nur in den Süden und genießt eure wohl verdiente Ruhe.«
»Ist das euer Ernst?«, wandte sich Pilgra an Lessa.
»Was könnte verkehrt daran sein, wenn ihr das Kommando an Jüngere abgebt?«, wollte Lessa wissen. »Wer könnte Anstoß daran nehmen?« Als Pilgra und M'rand unsichere Blicke tauschten, ging ihr ein Licht auf. »Ach, jetzt verstehe ich. Der alte G'dened hat etwas dagegen. Stimmt's?«
»Immerhin ist er der Älteste von uns«, erwiderte Pilgra.
M'rand hüstelte. »Und er ist stur. Er klammert sich an seine Führerschaft in Ista, weil er seit fünfzig Planetenumläufen dort das Sagen hat und glaubt, er wüsste alles, was es über die Fädenbekämpfung und die Leitung eines Weyrs zu wissen gibt.«
»Seine Einstellung ist vorbildlich«, meinte Lessa mit spöttischem Lächeln. »Er hält eben viel von Loyalität, Engagement, Perfektionismus …«
F'lar blickte schmunzelnd zu Boden, weil er genau wusste, wie ironisch diese Bemerkung gemeint war. Pilgra stutzte, doch M'rand verstand den Witz und brach in ein Lachen aus, das in einen krampfhaften Husten überging.
»Begebt euch in den Süden, ehe dein Husten dich noch umbringt«, riet Lessa ihm ernst.
»Das haben wir auch vor, aber zuerst müssen wir …«
»Vier tüchtige Geschwaderführer? Sie sollten sich mit der Leitung des Weyrs abwechseln, bis eine Königin zum Paarungsflug aufsteigt«, schlug der pragmatisch denkende F'lar vor. »Falls Probleme auftauchen, können sie euch ja um Rat fragen. Man wird sich ohnehin noch eine Zeit lang an euch wenden, auch wenn ihr schon längst im Ruhestand lebt. Die Führung eines Weyrs lernt man nicht quasi über Nacht, und man wird eure Erfahrung brauchen. Und jetzt erzählt, wo genau in Cathay diese wunderschöne Bucht liegt. Habt ihr vielleicht eine Karte mitgebracht?«
M'rand zückte ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Meister Idarolan war so freundlich, mir eine Skizze zu zeichnen.« M'rand reichte das Blatt an F'lar weiter. Jetzt wirkte der Weyr-Führer des Hochlands sichtlich erleichtert, als sei ihm eine schwere Bürde genommen. »Ich weiß wirklich nicht, was besser ist, eine Karte, nach der man sich orientieren kann, oder ein Drache, der den exakten Zielort kennt.«
Lessa hatte sich von einem Schreiner einen Schrank mit langen, tiefen Schubfächern anfertigen lassen, in denen sie Dokumente und Landkarten von bestimmten Orten auf dem Südkontinent aufbewahrte. Der Umstand, dass die Weyr-Führer bei der Besiedlung des Südens ein gewichtiges Wort mitzureden hatten, stieß manchem bitter auf. Doch nach hitzigen Debatten im Rat hatte man ihnen dieses Privileg gewährt. Aber es war auch festgelegt worden, dass jede neu gegründete Gemeinde aus eigener Kraft überleben musste. Und jeder, der dort hinzog, wurde über die besonderen Risiken und Vorzüge des Südlichen Kontinents aufgeklärt.
F'lar stöberte nach der entsprechenden Karte, breitete sie auf dem Arbeitstisch aus und suchte anhand von M'rands Skizze nach den richtigen Koordinaten.
»Ihr seid aber sehr bescheiden«, stellte er fest.
»Wir brauchen nicht viel«, räumte M'rand ein.
Pilgra und Lessa sahen zu, wie F'lar den Umriss des Anwesens nachzeichnete, das die ehemaligen Weyr-Führer aus dem Hochland für sich beanspruchten.
»Nur hundert Quadratmeter?«, rief Lessa. »Das ist ja winzig.«
»Aber wunderschön«, beharrte Pilgra und fing an, die Vorzüge zu schildern. »Vielleicht hat dort früher schon jemand gesiedelt, eine Anhäufung von Steinen deutet darauf hin. Man hat einen herrlichen Blick aufs Meer. In der Gegend wachsen alle möglichen Bäume, und das Klima ist mild.«
»Die Bucht scheint nur sehr dünn besiedelt zu sein«, staunte M'rand.
»Früher lebten dort noch weniger Leute«, erklärte Lessa. »Aber allmählich wird das Land erschlossen. Diese Bucht ist wirklich mit vielen Vorzügen gesegnet, und manch einer könnte sich dort behaglich zur Ruhe setzen, wenn er sich nur entscheiden könnte.« Sie bedachte ihren Gemahl mit einem bedeutungsschweren Blick.
»Habt ihr noch mehr Karten vom Südkontinent?«, erkundigte sich Pilgra.
»Oh ja.« F'lar deutete auf ein
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