Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Raum.
Das Wichtigste hatte er mit Sebell besprochen, doch es gab noch ein Problem, das vielen Leuten am Herzen lag, und für das eine Lösung gefunden werden musste. Die Kardinalfrage lautete: Konnten die Drachenreiter etwas dagegen unternehmen, dass kosmische Objekte auf Pern herniederstürzten?
Benden-Weyr
Der Wachdrache stieß das trillernde Trompetensignal aus, das die Ankunft von Weyr-Führern meldete. In Benden richteten sich Mnementh und Ramoth auf ihren Felssimsen auf, schmetterten einen Willkommensgruß und kündeten Lessa und F'lar die bedeutenden, wenn auch unverhofften Besucher an.
Tileth und Segrith , meldete Ramoth, den Kopf an dem langen Hals hoch erhoben.
»Tatsächlich?«, Lessa war genauso überrascht wie F'lar. »Hattest du vergessen, dass sie kommen wollten?«
»Etwas so Ungewöhnliches wäre mir ganz gewiss nicht entfallen«, entgegnete er. Hastig schlüpfte er aus seinen weichen, mit Fell gefütterten Hausschuhen und stieg in die Lederstiefel, die neben der Heizung standen. Dann entledigte er sich der Wolljacke, rückte den Kragen seines wollenes Hemdes zurecht und knöpfte die Manschetten zu.
Lessa gab vor, die eitlen Bemühungen ihres Mannes zu übersehen, steckte sich ihren langen, geflochtenen Zopf zu einer Krone auf und glättete die Knitterfalten in ihrem Hosenrock.
»Sind wir mit Wein versorgt? Vielleicht kann Manora uns jemanden mit Klah und Gebäck hochschicken«, überlegte sie. »Ich bin gespannt, was unsere Besucher wollen.«
»Bald werden wir es wissen«, beschied er sie, trat ans Fenster und zog den schweren Vorhang zurück, der den eisigen Luftzug abhielt. Stirnrunzelnd spähte er nach draußen. »Sie hätten sich zuerst nach unserem Wetter erkundigen sollen. Heute ist ein lausiger Tag.«
Haben sie dich gefragt, Ramoth?
Nein, andernfalls hätte ich dir davon berichtet. Ich vergesse nie etwas. Ramoth richtete einen vorwurfsvollen Blick auf ihre Reiterin.
»Das weiß ich doch.«
Sie hörte Stimmen auf dem Felssims und trat nach draußen. In diesem Moment glitt Pilgra aus, schaffte es jedoch, sich am Gestein festzuhalten und das Gleichgewicht wiederzuerlangen.
»Liebe Pilgra, du hättest dich vorher nach dem Wetter erkundigen sollen«, meinte Lessa besorgt. Pilgra war nicht unbedingt ihre Freundin, doch jeder, der sich heute hinauswagte, trotzte ihr Respekt ab. »Komm mit hinein und wärm dich auf. Gib mir deinen Mantel. Hat er dich wenigstens einigermaßen vor der Kälte geschützt?«
»Bei halbwegs normalen Bedingungen reicht er völlig aus, aber mit diesem Frost hatte ich nicht gerechnet. Im Hochland ist es auch kalt, aber da scheint wenigstens die Sonne.«
Als Lessa den feuchten Mantel entgegennahm, bemerkte sie, dass Pilgras lange Wollhose an den Knien ausbeulte und an den Schenkeln unschöne Knitterfalten aufwies.
»Ihr habt es herrlich warm in eurem Weyr«, staunte die ältere Frau und fasste die Heizkörper ins Auge. »Ich wünsche dir einen guten Tag, Ramoth«, begrüßte sie die Königin und neigte höflich den Kopf, derweil Ramoth den Gast gelassen beobachtete. Alsdann begab sich Pilgra eilig zur nächsten Wärmequelle und fröstelte demonstrativ. »Wie praktisch. Neuerdings gibt es bei uns auch ein Heizungssystem, doch die Kälte, die sich in den Felsen staut, können die Geräte nicht vertreiben.«
Plötzlich dämmerte Lessa, weshalb die beiden Weyr-Führer gekommen waren.
Die Sonne mag ja über dem Hochland scheinen, aber sie hat keine Kraft , berichtete Ramoth. Ich habe Tileth und Segrith geraten, sich auf den heißen Sand unserer Brutstätte auszuruhen und dort Wärme zu tanken. Das ist besser, als bei dieser Kälte draußen auf den Felsen zu warten.
Das war sehr umsichtig von dir , lobte Lessa ihre Königin.
Dann wandte sie sich M'rand zu, der eingetreten war, und sie fand, er sähe krank aus. Doch, die beiden statteten einen Besuch ab, weil sie planten, sich zur Ruhe zu setzen. Sie brauchten diese Entscheidung nicht mit den Weyr-Führern von Benden zu diskutieren, denn jeder Weyr war autonom, aber M'rand galt als äußerst gewissenhaft in solchen Dingen.
»Wein? Oder ein Gläschen von Meister Oldives Likör?«, fragte sie.
»Ein Likör wäre mir recht, Lessa«, antwortete M'rand und wurde von einem Hustenanfall geschüttelt.
Wieso hatte sie nicht schon früher bemerkt, wie stark M'rand gealtert war? Wann waren sich die Weyr-Führer zum letzten Mal begegnet? Die Königinnen tauschten von Zeit zu Zeit Botschaften aus, doch ihre Reiter besuchten
Weitere Kostenlose Bücher