Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Monaco-Weyr wohnten.
Tai wich vor ihm zurück, nervös nach einem Fluchtweg suchend.
»Sie waren alle gleich«, murmelte sie. »Ich konnte mich nicht wehren.« Sie schluckte und befeuchtete ihre spröden Lippen. Vor Abscheu war ihr Gesicht kreidebleich, und in den grünen Augen flackerte Furcht.
»Tai, haben sie dich gezwungen? Konntest du dir deinen Partner nicht wählen?«, fragte er leise. Er war entsetzt. Der Liebesakt sollte ein wundervolles Erlebnis sein, eine zweifache Ekstase, da sowohl die Drachen wie auch deren Reiter gemeinsam den sexuellen Höhepunkt erlebten. Er glaubte, er habe seine früheren Partnerinnen nicht enttäuscht. Und die Königinreiterinnen hatten nicht lange gefackelt, sondern von sich aus die Initiative ergriffen und ihn gewählt. Doch die schreckliche Angst, die Tai nun empfand, ließ nur den Schluss zu, dass man ihr jedes Mal den Geschlechtsakt aufgezwungen hatte. »Man hat dir ein großes Unrecht zugefügt, Tai. Es sollte für dich und deinen Drachen ein Freudenfest sein, keine Demütigung.«
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Wie oft mochte sich Zaranth bereits gepaart haben? Und wie oft hatte ein Reiter Tai genötigt? Die Mädchen, die in Festungen und Ansiedlungen lebten, wurden nicht selten das Opfer einer Vergewaltigung. Dies war einer der Gründe, warum viele junge Frauen in einem Weyr Zuflucht suchten. Drachenreiter waren als feurige, aber rücksichtsvolle Liebhaber bekannt. Lediglich dann, wenn ihr Drache in Paarungsstimmung geriet, ging der Trieb mit ihnen durch.
Und ohne sich etwas darauf einzubilden, wusste F'lessan, dass er bei den Frauen einen guten Ruf genoss. Hatte Tai ihn deshalb zu Anfang mit einem gewissen Argwohn betrachtet? Bis jetzt hatte er sie für schüchtern und reserviert gehalten, nun jedoch kannte er den Grund für ihre ablehnende Einstellung. Er nahm sich vor, mit Mirrim ein Wörtchen zu reden - aber erst später. Im Augenblick kam es darauf an, Tai zu beruhigen.
Mit dem schmetternden Trompetenton eines liebesdurstigen grünen Drachen forderte Zaranth Golanth heraus, ihr zu folgen, und stieß sich schwungvoll vom Boden ab. Im Gegensatz zu den Königinnen, die das Blut eines frisch geschlagenen Tieres brauchten, um Kräfte für den anstrengenden Paarungsflug zu sammeln, brauchten die Grünen keine Stärkung, wenn ihre Brunst begann. Ohne zu zögern nahm Golanth die Verfolgung auf, und sein Antwortgebrüll hallte den beiden Reitern in den Ohren nach.
Tai stieß einen wimmernden Schrei aus und reckte hilflos die Arme in die Höhe, wie wenn sie ihren Grünen zurückhalten wollte.
»Tai, hör mir gut zu«, redete F'lessan freundlich auf sie ein. »Ich will dir erklären, wie es sein sollte.« Behutsam streckte er eine Hand nach ihr aus, doch sie prallte erschrocken zurück.
»Tai, meine liebe Freundin, wenn es möglich wäre, hätte ich es zu verhindern versucht und dir Zeit gelassen, dich auf alles vorzubereiten. Doch jetzt ist es zu spät, Zaranth ist ganz verrückt nach Golanth.«
»Wie kann sie verrückt nach ihm sein, wenn du mich kalt lässt? Ich will dich nicht. Jedenfalls nicht auf diese Weise.«
Dieses Zugeständnis machte ihm indessen ein wenig Mut. F'lessan dachte krampfhaft nach, wie er diese verzwickte Situation zu einem guten Ende bringen konnte. Schon sehr bald würde sich der sexuelle Rausch, die Euphorie der Drachen, auf die Reiter übertragen. Und aus dieser Bindung konnte sich niemand befreien. Er musste Tai, die Frau, erreichen, bevor sie sich in die Drachenreiterin verwandelte, deren Geist von den Gefühlen ihrer kopulierenden Gefährtin beherrscht wurde.
»Wie du siehst, begehrt Zaranth meinen Golanth. Sie hat ihn soeben zum Paarungsflug aufgefordert«, erwiderte er sanft. »Und er nahm die Herausforderung mit Freuden an. Denn er bewundert Zaranth, so wie ich dich bewundere, Tai.«
Sie blinzelte verdutzt.
In F'lessans Kopf überschlugen sich die Gedanken. Die Zeit drängte. Wenn er sich ihr nicht verständlich machen konnte, würde sie niemals begreifen, dass es keine Vergewaltigung sein musste, wenn die menschlichen Partner der Drachen sich von der leidenschaftlichen Stimmung einfangen ließen.
»Sei ehrlich, Tai«, fuhr er fort, »habe ich dich jemals beleidigt? Jemals belästigt?« Sie schüttelte den Kopf und schien verwirrt zu sein, jetzt, da sich die Ekstase ihres Drachen steigerte und sie von dem Sog der Leidenschaft mitgerissen wurde. »Lass mich dieses eine Mal nicht nur dein Freund sein, Tai, sondern auch
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