Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
ihre Kräfte verausgaben. Er konnte warten. Und er würde warten. Sie war es ihm wert.
Behutsam hatte er sie umworben, ohne ihr seine Gesellschaft aufzudrängen, doch den anderen hatte er unmissverständlich klar gemacht, dass er Ansprüche auf sie erhob. Schließlich war er Golanth! Vom Benden-Weyr! Mnementh hatte ihn gezeugt, und Ramoth ihn ausgebrütet. Diesem stolzen Paar wollte er sich würdig erweisen.
Sie legte die Schwingen eng an ihren Leib und vollführte akrobatische Luftmanöver. In steilem Winkel sauste sie nach unten. Er nahm die Verfolgung auf. Wusste sie, wie nahe sie dem Boden kam? Und ob sie es wusste! Elegant sauste sie wieder in die Höhe, den Kopf den Wolken entgegenreckend, die von einem launischen Wind gepeitscht die Kuppen der niedrigen Vorberge streiften.
Sie spielte mit ihm. Rasch sah er sich um, ob sich weitere Rivalen an der trunkenen Liebesjagd beteiligten, dann hetzte er ihr pfeilgeschwind hinterher. Die Sonne, die immer wieder das wirbelnde Gewölk durchbrach, spiegelte sich blitzend auf ihrer Haut.
Sich um eine Schwingenspitze drehend, vollführte sie eine Wendung. Doch er kannte die Lüfte über Honshu besser als sie, wusste, wo die Thermik ihm Auftrieb gab und kopierte das Manöver. Falls sie glaubte, sie könnte ihn unendlich lange hinhalten, würde sie bald eines Besseren belehrt.
Sie durchstieß die lockere Wolkendecke, strebte der sich ausdünnenden Atmosphäre zu und sackte dann in trudelnden Bewegungen nach unten. Mühelos vermochte er ihr zu folgen. Dann schoss sie in einer geraden Linie nach vorn, wobei sie ihren Leib langsam hin und her drehte, wie wenn sie sich vom Luftstrom streicheln lassen wollte. Sie zog alle Register ihres fliegerischen Könnens, sauste in die Höhe, stürzte wie ein Geschoss hinunter, schlug tollkühne Haken in der Luft. Noch nie hatte er so viel Kraft gepaart mit Anmut bei einem Grünen gesehen. Oh ja, sie war eine höchst lohnende Trophäe. Wie sehr er sie liebte! Und ihn hatte sie auserwählt!
Wieder trachtete sie danach, sich in den aufgewühlten Wolken zu verstecken, doch ihre glühenden Augen verrieten sie. Aus Übermut ließ sie ihn ganz dicht zu sich aufschließen, um ihm in letzter Sekunde zu entwischen. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung rückte er nach, bekam sie zu fassen und vollzog die Vereinigung. Die ineinander verflochtenen Schwingen schlugen im Gleichklang. In völliger Harmonie, eng miteinander verknüpft, flogen sie dahin. Und weil er ein Bronzener war, konnten sie ihre Lust eine lange Zeit ausdehnen. In Verzückung, ganz dem Rausch der Begierde ergeben, glitten sie über das große Binnenmeer, wo der laue Wind ihre glänzenden Leiber liebkoste.
***
F'lessan war wieder er selbst, und Tais Ekstase war verflogen. Beide keuchten vor Anstrengung, denn dieser köstliche, herrlich ausgedehnte Flug hatte an ihren Kräften gezehrt. Trotz seiner Erschöpfung fühlte er sich als Sieger. Die Befriedigung war vollkommen. Sie lag reglos unter ihm, die Augen geschlossen, den Kopf zur Seite gedreht, das Gesicht unter den verschwitzten Locken verborgen. Ihm fehlte die Kraft - und, um ehrlich zu sein, auch der Wunsch - sie freizugeben, ihren Körper zu verlassen. Doch aus Rücksicht auf sie rollte er sich auf die Seite. Er hatte sich mit vielen Frauen vergnügt, doch diese Vereinigung war anders. Ihm fiel nichts ein, was er hätte sagen können, dabei brüstete er sich, in jeder Situation die passenden Worte zu finden.
»Ach, Tai, du hast mich erwählt«, seufzte er. Den Kopf in eine Hand gestützt, blickte er auf sie hinab, wobei er beinahe so etwas wie Ehrfurcht empfand. »Du hast es wirklich getan.«
Seine Bemerkung überraschte ihn nicht weniger als sie. Sie drehte leicht den Kopf, und an ihren Augen erkannte er, dass sie wieder voll und ganz ein Mensch war. Ihre Lippen waren von seinen Küsse geschwollen, und in ihren Augen schimmerten Tränen.
»Bitte, sag, dass du es freiwillig getan hast.« Der Mensch in ihm verlangte nach einer Bestätigung, doch gleichzeitig wusste er, dass ihre Verschmelzung - selbst für einen durch Drachen initiierten Akt - unglaublich intensiv gewesen war. So etwas passierte nur, wenn beide Partner es wollten. Hätte Tai auch nur den geringsten Abscheu gegen ihn gehabt, würde er sich jetzt nicht so glücklich und zufrieden fühlen.
»Ich wusste gar nicht, dass es so schön sein kann«, gab sie leise zu und wandte verlegen das Gesicht ab.
»Mein Liebling«, sagte er und streichelte zärtlich
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