Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
geschlossen, dass der Meisterharfner es nicht hörte.
»Du lässt doch nicht etwa nach?«, fragte Pinch schmunzelnd. Früher hätte er Sebell nicht überraschen können.
»Hauptsache, du bleibst auf der Höhe, Pinch«, entgegnete Sebell und schob ein Blatt Papier über den Tisch. Er bedeutete Pinch, den Text zu lesen. »Die Nachricht stammt von dem Harfner, der in Crom tätig ist.«
»Serubil? Ein sehr vernünftiger Mann. Kennt unendlich viele Verse dieses fürchterlichen Liedes ›Hinunter, hinunter in den Schacht.‹« Pinch schüttelte sich demonstrativ und nahm die Notiz in die Hand. Mit leicht zusammengekniffenen Augen überflog er sie. »Serubil glaubt also, dem Kerl sei die Flucht geglückt. Denn obwohl die Fährtensucher sorgfältig vorgingen, wurde seine Leiche nie gefunden. Vermutlich hat sich der Typ irgendwo ein Boot organisiert, hat sich einfach den Fluss hinabtreiben lassen und ist schließlich in der Tiefebene gelandet.«
»Lies weiter.«
»Aha, das ist ja interessant. Dem Gefangenen fehlt ein Fingerglied. Aber er hat keine Narbe im Gesicht.« Pinch seufzte. »Tja, die Verletzung könnte er sich auf der Flucht oder bei einer der Attacken gegen eine Halle zugezogen haben.« Pinch hockte sich auf die Schreibtischkante. »Hat jeder Harfner eine der von mir angefertigten Skizze erhalten?«
»So war es geplant.«
»Nun denn.« Pinch fuhr fort zu lesen. »Der Gefangene - hat der Mann denn gar keinen Namen? - wurde wegen des Angriffs auf das Akki lebenslänglich in die Gruben von Crom verbannt. Das gleiche Urteil erging an seine Komplizen.«
»Während ich hier auf dich wartete«, erklärte Sebell, »ging ich noch einmal Meister Robintons Bericht über diesen Vorfall durch.«
Sebell öffnete das Dossier an der Stelle, die er vorher mit einem Lesezeichen markiert hatte. »Das Akki reagierte auf den Angriff mit einem so genannten ›akustischen Sperrfeuer‹ - einem Schallbombardement, das die Eindringlinge bewusstlos machte. Laut Akki bestand die Möglichkeit eines dauerhaften Gehörschadens. Als wir unsere Verwunderung über diese Verteidigungsmaßnahme äußerten, entgegnete das Akki - und jetzt zitiere ich: ›Die Speicher enthalten immerhin wirtschaftlich und politisch wertvolle Informationen, die auch für politische Gegner attraktiv sein könnten. Unbefugtem Zugriff und/oder zerstörerischen Aktionen muss demzufolge wirksam begegnet werden, was von jeher eine Sekundärfunktion jeder Akki-Anlage ist.‹«
Sebell blickte von dem Dossier hoch, um Pinch ins Auge zu fassen.
»Nun ja.« Pinch kratzte sich am Hinterkopf. »›Laut Akki bestand die Möglichkeit eines dauerhaften Gehörschadens.‹ Und hier schreibt Serubil, der geflüchtete Gefangene sei taub gewesen. Ob sich sein Zustand im Lauf der Zeit gebessert hat? Vielleicht konnte er irgendwann einmal wieder hören. Falls er eine Flucht plante, hütete er sich natürlich, dies jemandem zu erzählen und mimte weiter den Gehörlosen.«
»Im nächsten Absatz weist Serubil ausdrücklich darauf hin, dass der Mann bereits früher versucht hatte zu fliehen. Aber …« - Sebell hob den Finger - »weder er noch seine Spießgesellen verrieten je ihre Namen.«
»Wenn sie taub waren, konnten sie ja nicht mal hören, wenn jemand sie nach Namen und Herkunft fragte«, warf Pinch ein.
Sebell schnitt eine Grimasse. »Es gibt immer Wege, sich verständlich zu machen. Notfalls durch Zeichensprache.« Er klopfte mit der Faust gegen seine Brust. »Sebell. Und du?« Er riss die Augen auf, schaute fragend drein und zeigte auf Pinch.
»Wenn ich dabei ertappt worden wäre, wie ich versuchte, das Akki zu zerstören, würde ich meinen Namen auch niemandem nennen.«
»Verständlich. Aber …« - Sebell schielte auf das Blatt Papier, das Pinch in der Hand hielt, fand die gesuchte Textstelle und tippte mit dem Finger darauf - »obwohl die Männer nichts bei sich trugen, was ihrer Identifizierung gedient hätte, kann man getrost davon ausgehen, dass einer von ihnen ein Glasbläser war. Darauf deuten die typischen Schwielen an den Händen und die Verbrennungsnarben an den Unterarmen hin.« Herausfordernd sah er Pinch an.
»Meister Norist galt als entschiedener Gegner des Akki und verschmähte jede Modernisierung. Weil er an Meister Robintons Entführung beteiligt war, schickte man ihn in die Verbannung.« Ein Schatten huschte über Pinchs Gesicht, als er an den beliebten, hoch geschätzten Meisterharfner dachte.
»Drei von Meister Norists Söhnen arbeiteten als
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