Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
transportierte, es sei denn, man fasste die Geschwindigkeit, mit der sie Nahrungsmittel stibitzten und vertilgten, als eine Art übersinnliche Kraft auf.
Noch viele andere Projekte wurden in Angriff genommen. Der vielleicht anspruchsvollste Plan war, auf dem Westkontinent ein Observatorium zu bauen. Dieser Kontinent teilte sich in zwei Landmassen auf, die durch eine breite Meeresstraße voneinander getrennt wurden. Lediglich hoch im Norden bildete eine Kette von aus dem Ozean ragenden Felsbrocken eine natürliche Brücke.
Erragon studierte die Pläne, die das Akki für den Landsitz an der Meeresbucht angefertigt hatte, und bis auf eine unterschiedliche Teleskopmontierung (er empfahl eine Gabelmontierung), konnte man den Bauanleitungen folgen. Die Leute, die bereits bei der Errichtung des Teleskops beim Landsitz an der Meeresbucht mitgewirkt hatten, boten ihre Hilfe an. Lord Ranrel hielt sein Wort, und drei mit Material und Arbeitskräften beladene Schiffe segelten zur Südspitze der größeren Landmasse. Meister Idarolan übernahm offiziell die Leitung der Expedition. Eine Delfinschule sollte die kleine Flotte in einen geeigneten Hafen führen. Grüne und blaue Drachen bildeten die Vorhut und transportierten sämtliche Güter zur Errichtung eines Basislagers.
Auch am Eis-See und in Telgar begann man mit dem Bau der neuen Observatorien. Absolute Priorität hatte die Ausbildung von Himmelswächtern, die die Teleskope bedienen konnten. Die dafür ausgerüsteten Zunfthallen beeilten sich, Ferngläser und kleine Teleskope herzustellen.
In Meister Tagetarls Druckerhalle war man damit beschäftigt, Anleitungen zum Bau einfacher Teleskope zu drucken. Wenn kein Metall für das Rohr zur Verfügung stand, tat es auch dickes Wherleder. Man musste nur die Innenseite schwarz anmalen und die Vorrichtung staubdicht versiegeln. Die Sternenhalle verfasste Gebrauchsanweisungen und Lehrbücher, zeichnete zudem Karten und Diagramme von kosmischen Objekten, die man bereits entdeckt und als ungefährlich eingestuft hatte. Die Glasmacherhalle produzierte Spiegel für Teleskope von 100 mm bis 400 mm Durchmesser. Die Herstellung größerer Spiegel war möglich, dauerte jedoch viel länger.
Wenn in der Nähe von Honshu Fädenschauer niedergingen, betäubten die Heiler die beiden verletzten Drachen so schwer mit Fellis-Saft, dass sie nicht merkten - außer vielleicht auf einer von ihrem Urinstinkt gesteuerten Ebene -, wie der Erzfeind angriff. Zaranths Genesung machte gute Fortschritte, doch Golanths Verletzungen bereiteten den Weyr-Heilern und Veterinärmeistern nach wie vor große Sorgen.
Weyr-Festung Honshu - wo die Zeit nur langsam vergeht
»Vermutlich gibt es über jedes andere Tier auf diesem Planeten mehr Informationen als über die Wesen, von denen wir am meisten abhängig sind«, beklagte sich Wyzall, nachdem er sich einen Nachmittag lang mit der Herdenmeisterin Ballora, dem Veterinär Persellan und Tai beraten hatte. Er stemmte sich vom Tisch ab, stand auf und rieb sich das Gesicht, um die Müdigkeit zu verscheuchen.
»Weil wir die Kadaver anderer Tiere zu Studienzwecken sezieren können«, gab Ballora zurück. Sie war eine kräftige, athletische Frau. Bei Meister Oldive hatte sie eine Ausbildung in der Heilkunst begonnen, sich dann jedoch immer mehr für Tiere interessiert, sodass sie kurzerhand zur Veterinärhalle überwechselte. Sie strahlte eine Zuversicht aus, die sich auf Menschen wie Tiere günstig auswirkte. Nun jedoch seufzte sie frustriert. »Die einzigen anatomischen Untersuchungen, die auf diesem Gebiet je stattfanden, wurden an Feuerechsen durchgeführt, die kurz nach dem Schlüpfen verendeten und deren Kadaver die ersten Siedler zufällig fanden. Windblüte, eine hervorragende Wissenschaftlerin, hinterließ uns einige Aufzeichnungen über nicht geschlüpfte Wachwhere. Doch wir alle wissen, dass unsere Drachen nicht von ihnen abstammen.«
»In den Aufzeichnungen werden Dracheneier mit abgestorbenen Föten erwähnt …« warf Tai zaghaft ein.
Wyzall winkte ab. »Forschungen an Drachen - selbst wenn sie in der Eischale eingegangen waren - wurden nicht gebilligt. Und wenn ein Drache nicht schlüpfte, lag es immer daran, dass er irgendeinen Defekt aufwies.« Er seufzte schwer. »Lebende Drachen können ihren Reitern wenigstens erzählen, wo ihnen etwas wehtut, wenn man die Verletzung nicht sieht.« Er unterbrach sich und blätterte in seinen Aufzeichnungen.
»Menschen sterben an Altersschwäche, wenn ihre Kräfte
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