Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
ihre Dorys wieder an den Strand schafften.
Golanth schlug einen nördlichen Kurs ein und schwenkte in geringer Höhe um den orangeroten Felsen. F'lessan sah, wie die letzten Einwohner der Fischereisiedlung den Gipfel erreichten und noch ein Stück weiter ins Binnenland liefen. Binness befand sich noch drunten am Fuß der Steilwand. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein, denn er strauchelte und hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen.
Plötzlich bemerkte F'lessan, wie das Wasser in der Bucht zurückgesogen wurde und den Meeresboden freigab.
Er schafft es nicht!
Ohne F'lessans Befehl abzuwarten, tauchte der Drache im Sturzflug nach unten und packte den taumelnden Mann mit den Klauen.
In Panik starrte Binness auf die großen, scharfen Krallen, und sein Gesicht verzerrte sich vor Angst. Aus dem Augenwinkel sah F'lessan die Wasserwand, die sich immer höher auftürmte und direkt auf sie zuraste. Vor ihnen dräute das lotrechte Kliff. Wenn der Tsunami sie nicht ertränkte, würden sie am Felsen zerschmettert werden. Golanth fehlte der Schwung, um rasch aufzusteigen.
Er ging ins Dazwischen . Noch nie hatte F'lessan die Kälte und die Leere so willkommen geheißen wie in diesem Moment. Acht Sekunden, vier hastige Atemzüge, und dann tauchten sie über einem sintflutartigen Wasserschwall wieder auf. Dem Tod durch Ertrinken waren sie nur um Haaresbreite entronnen.
Die Welle ist fast so hoch wie das Kliff , meldete Golanth. Er klang amüsiert. Nicht weit von dem Punkt entfernt, an dem sie über der Meeresfestung bei den orangeroten Klippen eingetroffen waren, trat er wieder in den Normalraum ein.
Golanth hatte die Zeit manipuliert. Ohne die Hilfe seines Reiters.
Beklommen blickt F'lessan auf die gigantische Welle hinunter, in der sie beinahe zu Tode gekommen wären. Der Wogenkamm reichte nahezu an die Oberkante der Steilküste heran. Ein zweiter Tsunami folgte dem ersten, rauschte brüllend gegen das Land und zerstörte die in den Fels gehauenen Stufen.
Ich setze ihn bei den anderen ab , verkündete Golanth und kreiste über den Köpfen der entsetzten Menschen, die einander Halt suchend umklammerten und mit weit aufgerissenen Augen den Ansturm des Meeres beobachteten. Mealth und Galuth hockten vor der Matriarchin, die sich in ihrem Schaukelstuhl wiegte. Die Schwingen hatten sie abgespreizt, um die Greisin von der hoch spritzenden Gischt zu schützen. Hoffentlich haben meine Krallen ihn nicht zu stark zerkratzt.
Er ist so froh, noch am Leben zu sein, dass er auf eventuelle Schrammen gar nicht achten wird , meinte F'lessan. Er konnte es kaum fassen, dass sie der Gefahr entronnen waren. Die Rettung war buchstäblich in allerletzter Sekunde erfolgt. Einen Augenblick später wären sie von der Wucht der Woge gegen die Felswand geschmettert worden.
Das Wasser schien zu kochen und zu brodeln, als es sich in das Flussbett ergoss und wie durch einen Kanal ins Binnenland strömte. Behutsam ließ Golanth Binness auf das feuchte Gras nieder.
Wie betäubt blickte F'lessan auf den stämmigen Fischer, der völlig entkräftet dalag. Tatsächlich, seine bloßen Arme wiesen rote Kratzspuren auf. Dann sackte der Bronzereiter auf Golanths Nackenwulst zusammen. Er hörte ein dröhnendes Geräusch, das durch Mark und Bein ging. Wieder schossen wütende Wasserfontänen über den Rand des Kliffs, als wollten sie sich verspätet der Beute bemächtigen, die ihnen nur durch die schnelle Reaktion des Drachen entkommen war.
F'lessan spürte, dass Golanth landete und die Schwingen locker an den massigen Leib legte. Nur vage bekam er mit, wie sich die Sonne verfinsterte und die Menschen vor Angst schrien. In seinen Ohren rauschte es, seine Kehle war wie ausgedorrt, und er fühlte sich unsagbar matt.
Tief durchatmen , riet sein Drache ihm. Alle befinden sich in Sicherheit.
»Jemand soll einen Weinschlauch holen!« Die herrische Stimme durchdrang den Schleier der Erschöpfung. »Helft ihm von dem Drachen herunter. Bei unserer Rettung hat er sich total verausgabt. Er braucht einen guten Schluck zur Stärkung. Cona, willst du nicht deinem Mann helfen? Er glaubt vielleicht, er sei tot.«
»Dazu hat es nicht viel gefehlt, Großmutter«, warf eine junge Stimme ein.
Eine Hand zupfte an F'lessans Ärmel. »Drachenreiter, hier ist ein Weinschlauch.«
St'ven und C'reel mussten ihm beim Absitzen helfen. Um ihnen die Arbeit zu erleichtern, duckte sich Golanth so tief wie möglich gegen den Boden. Die braunen Reiter lehnten ihren
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