Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
»M'tal und ich führten lange Gespräche über dieses Thema, und wir gelangten zu dem Schluss, dass die Wher-Führer mit eigenen Augen erleben müssten, wie eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Mensch und Wachwher aussehen kann. Wir dachten da an eine Person, die mit einem Wachwher umzugehen versteht, aber nicht selbst mit einem Drachen partnerschaftlich verbunden ist. Es sollte ein Mensch sein, der nicht dazu angetan ist, andere einzuschüchtern.«
Dabei blickte er in Nuellas Richtung.
»Nuella, J'lantir sieht dich an«, wisperte Renna ehrfürchtig.
»Natürlich tut er das«, entgegnete Nuella. »Kindan kann er ja nicht gemeint haben, denn der muss bei Kisk bleiben. Und sie kann nicht ins Dazwischen gehen und ihm nachfolgen.«
Doch dann führte Nuella alle Gründe an, die es ihr nicht erlaubten, auf J'lantirs Plan einzugehen. »Ich würde ja liebend gern helfen, aber mein Vater …«
»Nuella, das ist deine Chance, etwas zu unternehmen«, fiel Kindan ihr ins Wort. »Ein richtig trainierter Wachwher rettet Menschenleben. Das sagt Weyrführer M'tal ebenfalls.«
Nuella nickte zustimmend, doch sie gab nicht nach. »Mein Vater möchte nicht, dass jemand von meiner Existenz erfährt. Er hat Angst, Dalor und Larissa könnten keine Ehepartner finden, wenn es herauskommt, dass in unserer Familie eine Augenkrankheit vererbt wird.«
Kindan beobachtete das Mädchen, seit J'lantir den Vorschlag unterbreitet hatte. Während Nuella sprach, streckte er die Hand nach Kisk aus, um sie zu streicheln. Er hielt inne, als er plötzlich eine Anwandlung von Angst spürte, die der Wachwher auf ihn übertrug. Überrascht flüsterte er Nuella ins Ohr: »Du fürchtest dich ja.«
Nuella erstarrte. Sie klaubte nach Worten, um alles abzustreiten, doch sie konnte nicht sprechen. Kindan griff nach ihrer Hand.
»Nuella«, sagte er eindringlich. »Du hast dich doch noch nie vor etwas gefürchtet.«
Sie fing hemmungslos an zu weinen. »Die Leute werden reden. Sie werden mich auslachen und sie …«
Kindan zog sie in die Arme und klopfte linkisch ihren Rücken. »Nein«, sagte er leise. »Nein, das werden sie nicht.«
»Ich bin nicht imstande, mich an einem fremden Ort zu bewegen. Ich werde stolpern, hinfallen, und alle wissen, dass ich blind bin!«, jammerte sie. J'lantir tauschte mit Meister Zist einen verzweifelten Blick.
»Niemand wird etwas merken«, hielt Kindan Nuella entgegen. »Wenn du mit Kisk arbeitest, ist es doch Nacht. Du wirst dich nicht unbeholfener anstellen oder häufiger stolpern als andere Menschen.«
»Zenor hat mir nie erzählt, dass du blind bist!«, warf Renna ein. Bis jetzt hatte sie Kindan geduldig zugehört, doch obwohl er es gut meinte, bezweckte er bei Nuella nichts. Nun wandte sie sich an das Mädchen. »Niemals nannte er deinen Namen, aber ich wusste, dass er sich verliebt hatte. Immerfort erzählte er, wie das Mädchen beschaffen sein müsste, das einmal seine Freundin würde. Dabei lächelte er in sich hinein, als wüsste er ein Geheimnis, das er mir vorenthalten wollte.« Sie zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf ob der Torheit ihres Bruders. Als ob er etwas vor ihr geheim halten könnte. »In dem Augenblick, als ich dich sah, wusste ich, dass er dich meinte, Nuella. Du entsprichst genau dem Mädchen, das er gern als Freundin hätte.«
Nuella blickte verwirrt drein.
»Verstehst du denn nicht?«, fuhr Renna fort. »Dass du nicht sehen kannst, hat er mit keiner Silbe erwähnt. Für ihn ist es nicht wichtig.« Sie legte eine Pause ein. »Vermutlich stört es ihn nicht, weil es dir selbst nichts ausmacht. Du hast doch gelernt, mit deiner Blindheit zu leben, nicht wahr?«
Nuella nickte zögernd.
»Wenn du dich damit abgefunden hast«, sprach Renna entschlossen weiter, »und mein Bruder nichts dabei findet, wieso beharrst du dann darauf, jemand anders könnte Anstoß daran nehmen?«
Nuella schniefte ein letztes Mal und wischte sich die Augen. Sie rückte von Kindan ab und kehrte Renna ihr Gesicht zu. »Und du glaubst wirklich, dass dein Bruder mich mag?«
Renna nickte, dann sagte sie laut: »Ich bin mir sicher. Und er beweist einen guten Geschmack, wenn er dich zur Partnerin möchte.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Eigentlich halte ich Zenor für nicht besonders klug, aber wenn er sich für dich entschieden hat, beweist das nur, dass er gar nicht so dumm sein kann, wie ich immer dachte.«
Nuella lächelte. »Mein Vater …«
»Ein Geheimnis, das anderen Menschen schadet, ist ein böses
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