Die Drachenschwestern
verbunden?“
„Nein, nein“,
antwortete er unwirsch. „Das bin ich. Ich hole nur schnell Kaja ans Telefon.“
Während Miri wartete, überlegte sie, ob Lance wohl immer das Telefon
abnahm. Wäre ausgesprochen praktisch.
„Nein, das mach ich nur ausnahmsweise“, vernahm sie seine Stimme durch
den Hörer. „Ich bin schließlich keine verdammte Sekretärin“, schnaubte er.
„Teilst du gerade Nettigkeiten aus?“, kam Kajas Stimme hinzu. Sie nahm
Lance den Hörer aus seiner Pranke. „Hallo Miri. Was gibt’s?“
„Das wollte ich dich fragen. Ich habe allerdings nicht viel Zeit, ich
bin in meiner morgendlichen Zehnminutenpause. Mein Onkel kriegt ein Koller,
wenn ich nicht pünktlich wieder zurück bin.“
„Sklaventreiber.“ Kaja erschrak. Offenbar war sie doch noch nicht ganz
wach. „Entschuldigung. Das ist mir jetzt so rausgerutscht.“
Miri lachte. „Kein Problem. Diese Beschreibung trifft es ziemlich
genau. Soll ich nach der Arbeit vorbeikommen? Ich bin heute schon um vier
fertig.“
„Das wär toll. Ich
habe einiges zu erzählen“, versprach Kaja.
Als sie fertig telefoniert hatte, machte sie sich erst einmal eine große
Tasse Kaffee. Sie musste Miri unbedingt fragen, wo sie diesen tollen
hawaiianischen Kaffee her hatte. Ihr eigener schmeckte nur noch halb so gut,
seit sie diesen gekostet hatte. Nach ihrer verspäteten Morgenroutine zog sie sich
an, um mit Zorro spazieren zu gehen. Lance, der immer noch auf ihre
Berichterstattung wartete, teilte sie mit, er müsste mitkommen, wenn er die
Geschichte gleich hören wollte. Missmutig fügte er sich seinem Schicksal und
kam sich gleichzeitig total heroisch und aufopfernd vor.
Kaja, die ausnahmsweise seine Gedanken mitbekommen hatte, schüttelte
belustigt den Kopf. „Das nennt man neugierig“, berichtigte sie ihn.
Er schnitt eine Grimasse. Als sie eine Weile unterwegs waren, meinte
Lance: „Okay, ich gebe es zu, ich bin neugierig. Wie ist es denn gelaufen?“
„Schlecht“,
antwortete Kaja betrübt.
Als sie nicht weiter erzählte, fragte er ungeduldig: „Geht’s denn
eventuell auch ein wenig genauer?“
Mit einem Seufzer raffte Kaja sich auf und erzählte ihm, was sie alles
erlebt hatte. Als sie geendet hatte, sagte Lance: „Ich fasse noch einmal alles
zusammen. Dir hat Simons Firma gefallen.“ Als sie nickte, fuhr er fort: „Du
hast ziemlich sicher rausgefunden, wo du diese Sierra finden kannst?“ Wieder
ein Nicken. „Du hast ein Computerproblem erfolgreich gelöst, einen Job
angeboten bekommen, einen friedlichen Abend und eine heiße Nacht mit Tim
verbracht?“ Ein drittes Nicken folgte. „Der einzige Dämpfer war, dass du
herausgefunden hast, dass er früher als erwartet arbeiten muss? Und jetzt ist alles,
was dir zu den vergangenen 24 Stunden einfällt, es sei schlecht gelaufen?“
„Äh ja, eigentlich schon… wenn man es allerdings so darstellt, wie du
das eben getan hast, kommt es mir auch ein wenig... wie soll ich sagen... überzogen
vor?“
„Puh, bin ich
froh, dass dir das auch aufgefallen ist.“
„Kein Grund mit mir zu schimpfen“, wehrte sie sich.
„Doch, ich muss schon ein wenig schimpfen. Ist schließlich alles eine
Frage der Perspektive. Man muss…“
„Okay, ich hab
verstanden, ich gebe mir Mühe“, lachte sie.
„Hmpf. Schon besser.“ Lance war offensichtlich noch nicht überzeugt.
„Und wann rufst du ihn an?“
„Gar nicht.“
„Gar nicht? Aber
ich dachte, du hättest mir eben gerade zugestimmt.“
„Schon. Aber auch wenn ich sehe, dass mein gestriger Tag gar nicht so
schlecht war“, sie verbesserte sich, „sehr gut verlaufen ist, stresst es mich
trotzdem, dass er nächste Woche schon wieder weg ist. Und immer mal wieder weg
sein wird. Dass er mit mir nicht darüber gesprochen hat, war auch nicht gerade
hilfreich oder vertrauensbildend.“
„Und jetzt denkst du,
ein Schweigegelübde Tim gegenüber löst dein Problem?“
Kaja warf ihm einen genervten Blick zu. „Nein, natürlich nicht. Ich
möchte nur erst mein Leben einigermaßen in den Griff kriegen. Ich habe das
Gefühl, wenn sonst nicht alles so in der Schwebe ist, kann ich mich eher mit
meinen Gefühlen für Tim auseinandersetzen. Vielleicht finde ich dann zu einem
entspannteren Umgang mit seinen Abwesenheiten. Und wenn er sich in der
Zwischenzeit ein wenig sorgt oder ärgert, weil ich mich nicht melde, na ja, da
kann man nichts machen“, fügte sie mit einem boshaften Blitzen in den Augen
hinzu. Insgeheim musste Lance ihr Recht
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