Die Drachenschwestern
starten wollte, wohl oder übel Mémés Angebot annehmen
müsste, welches sie ihr bei ihrem letzten Besuch gemacht hatte. Das hieß, sie
würde wieder einmal für einen Kurztrip nach Frankreich fahren. Am Telefon
wollte sie das nicht besprechen. Nur hatte sie eigentlich keine Lust, wieder
alleine dorthin zu fahren.
„Ich bin doch
dabei. Du brauchst doch keine andere Begleitung“, hatte Lance protestiert.
„Ich dachte daran,
Miri zu fragen, ob sie Lust hätte mitzukommen.“
„Das ist natürlich ganz was anderes“, antwortete er begeistert. Er
hatte schon befürchtet, sie würde Tim einladen.
„Das habe ich mir schon gedacht, dass dich die Aussicht auf zwei
weibliche Wesen, die mit dir unterwegs sind, umstimmen wird“, lachte sie. „Du
bist ziemlich berechenbar, weißt du das?“
Lance zog es vor,
vornehm zu schweigen.
Im Buchladen angekommen, konnte sie Miri nirgends entdecken. Sie
beschloss, ein wenig die Bücher zu durchstöbern und zu warten, bis sie
auftauchte. Es erschien jedoch nur ein mürrisch dreinschauender Mann, der sie
mit Argusaugen beobachtete und offenbar nur darauf wartete, dass sie ein Buch
fallen ließ oder eine Seite umknickte. Der Laden war ziemlich lieblos
eingerichtet. Seltsam, dachte Kaja. Sie hätte erwartet, dass Miri den Laden mit
ihrem künstlerischen Geschick in ein kleines Fantasiereich verwandelt.
Potential hatte der Laden grundsätzlich mit den alten hölzernen, von den Jahren
nachgedunkelten Bücherregalen. Aber die lieblos arrangierten Bücher und der
braungrüne Teppich vermittelten erfolgreich das Gefühl, unerwünscht zu sein.
„Lance, kannst du nicht rauskriegen, wo Miri steckt und ob sie Zeit
hat, nach vorne zu kommen? Ich möchte nicht unbedingt diesen verkappten
Gefängniswärter fragen. Sonst kriegt sie womöglich noch Ärger.“ Lance
signalisierte ihr seine Zustimmung und machte sich unbemerkt auf die Suche.
In kürzester Zeit war er wieder zurück. „Sie ist im Lager. Im Moment
kann sie nicht nach vorne kommen. Aber in einer halben Stunde macht sie
Mittagspause. Wenn du so lange warten kannst, trifft sie sich am Brunnen mit
uns.“
Kaja warf einen Blick auf die Uhr. Sie könnte in der Zwischenzeit ja
etwas zu essen besorgen. „Gut. Dann lass uns von hier verschwinden, bevor
diesem Aufpasser hier noch etwas auffällt, was ihm nicht passt.
Eine halbe Stunde später trafen sie sich vor dem großen Brunnen. Kaja
hatte Nudelsalat und ein Olivenbaguette besorgt. Miri entschuldigte sich
wortreich. „Tut mir leid, ich hätte dich gerne begrüsst. Aber ich hatte heute
Morgen wieder einmal Streit mit meinem Onkel und in der Folge werde ich jeweils
ins Lager verbannt.“
„Kein Problem. Ich habe schon so etwas vermutet. Deshalb habe ich auch
Lance zu dir geschickt.“
„Ganz praktisch,
so ein Drache“, grinste Miri. „Kann man den auch leihen?“
„He, Moment mal!
Ich bin nicht hauptberuflicher Botenjunge!“ empörte sich Lance und ließ kleine
Flammen aus seinem Maul schießen. „Soweit kommt’s noch“, schimpfte er weiter
vor sich hin.
Belustigt schauten
die beiden Frauen dem Drachen zu, wie er sich aufplusterte und vor sich hin
schimpfte. Schließlich wandte sich Kaja wieder Miri zu.
„Um was ging es
denn bei eurem Streit?“
„Ach, nichts besonderes. Ich habe nur wieder einmal einen Vorstoss
gewagt und ihn gefragt, ob ich nicht die Buchhandlung ein wenig umgestalten
könnte. Ich finde es einfach trostlos, so wie es ist.“
„Genau das ist mir durch den Kopf gegangen, als ich vorhin im Laden
stand“, stimmte Kaja ihr zu. „Und ich habe mich gefragt, weshalb nichts von deinem
Dekorationstalent zu entdecken ist.“
Miri seufzte. „Bücher sind eine ernst zu nehmende Materie. Wozu meine
heidnischen Kreationen nicht passen“, wiederholte sie in perfekter Imitation
der nörgelnden Stimme ihres Onkels.
„Heidnisch? Nicht
im Ernst.“
„Doch. Das war sein voller Ernst. Ich muss dazu sagen, dass mein Onkel
und meine Tante sehr religiös sind.“
„Trotzdem. Außerdem
hättest du ja für die Buchhandlung etwas anderes machen können.“
„Logisch. So, jetzt genug von mir. Was verschafft mir die Ehre deines
Besuchs?“, lenkte Miri das Gespräch geschickt weg von ihren Verwandten.
„Ich wollte dich
sehen, dir alle Neuigkeiten mitteilen und dich zu einem Urlaub einladen.“
„Hoppla. Das sind
ja ganz schön viele Dinge. Urlaub?“
„Na ja, es handelt sich mehr um ein Wochenende. Ich möchte meine Großmutter
besuchen.“
„Die
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