Die Drachenschwestern
die Badgekontrolle, auch wenn es ein
wenig eng war zu zweit. Kaja unterdrückte ein hysterisches Kichern und führte
Simon dann die Treppe hoch, hinauf in den ersten Stock. „Zwei Leute kommen
runter“, warnte sie der Drache frühzeitig. Geistesgegenwärtig zog sie Simon in
die Damentoiletten.
„Was…“
„Sch!“ Sie hielt einen Finger an den Mund. In diesem Moment hörte auch
Simon die Schritte. Schnell schob sie Simon in eine der Kabinen, für den Fall,
dass einer der Vorbeigehenden eine Frau sein sollte, die dringend aufs Klo
musste. Aber sie hatten Glück. Die Schritte entfernten sich rasch treppab.
„Du hast ja Ohren
wie ein Luchs“, stellte Simon beeindruckt fest.
„Ich tue, was ich kann“, murmelte Kaja undeutlich. „Lass uns
weitergehen.“ Ohne weitere Zwischenfälle gelangten sie in den ersten Stock und
weiter ins nächste Treppenhaus. Bevor sie die Treppe hinaufstiegen hielt Kaja
einen Moment inne. „Lance, ist alles klar bei dir? Wir kommen jetzt rauf.“
„Niemand da.“
Sie wandte sich an Simon. „Jetzt sind wir gleich da.“ Sie nahmen zwei
der Stufen auf einmal und befanden sich im Nu im obersten Stockwerk. „Nett
haben die’s hier“, stellte Kaja fest, als ihre Füsse beinahe im Teppich
verschwanden.
„Die Aussicht ist
auch nicht schlecht“, stimmte Simon ihr zu.
„Wolltet ihr nicht
etwas suchen?“, ließ sich Lance aus einem der Büros vernehmen.
„Los, machen wir
uns auf die Suche“, meinte Simon auch gleich.
Kaja konnte nur heimlich die Augen verdrehen über die beiden Männer.
Lance hatte es sich inzwischen mit der Jack-Daniels Flasche, die auf dem Schreibtisch
stand, bequem gemacht und bediente sich ungeniert. Sie hoffte nur, dass Simon
nicht auffiel, wie der Inhalt der Flasche immer weniger wurde.
„Am besten untersuchst du die Ordner und andere Papiere, die du
findest und ich kümmere mich um den Safe. Achte einfach darauf, dass du alles
wieder so hinlegst, wie es war.“
„Geht in Ordnung. Was hast du mit dem Tresor eigentlich angestellt?“,
wollte sie wissen, während sie einen Stapel nach dem anderen durchblätterte.
„Ich habe einfach das Passwort geändert und zwar für die Zeit zwischen
heute 22 Uhr und morgen früh um 3 Uhr. Ich dachte mir, das sollte uns Zeit
genug geben.“
„Raffiniert.“
„Ich glaube, ich muss mal zum Augenarzt. Oder früher ins Bett“, ließ sich
Simon vernehmen.
„Weshalb denn?“
Kaja blickte verwundert auf.
„Ich könnte schwören, dass die Whiskeyflasche noch dreiviertel voll
war, als wir reingekommen sind und jetzt ist nur noch weniger als die Hälfte
da.“ Er schüttelte den Kopf.
„Vielleicht hat
das Licht dir einen Streich gespielt“, meinte sie leichthin.
Während sie Lance
gedanklich zu zischte: „Finger weg, oder wir fliegen noch auf.“
„Spielverderber.“
„Hilf mir lieber!“
„Im Tresor ist
nichts.“ Simon klang enttäuscht.
„Ich hab da vielleicht was.“ Kaja hielt Simon einen dicken Stapel
zusammengeheftete Papiere hin. Er blätterte es kurz durch.
„Ist es das was
wir suchen?“
„Könnte sein. Ich mache mir auf jeden Fall Kopien davon.“ Er zog eine
kleine schmale Digitalkamera aus seiner Bauchtasche und fing an, in schneller
Folge die Seiten zu fotografieren. Sie suchten noch eine Weile weiter. Schließlich
gaben sie auf.
„Ich denke, wir haben jetzt wirklich jeden Ordner durchsucht und das
Dokument, das du gefunden hast, sah recht vielversprechend aus. Lass uns von
hier verschwinden, bevor uns unser Glück noch im Stich lässt.“
„Soll mir recht sein.“
Sie schob den letzten Stapel Papiere zurecht und warf noch einen
prüfenden letzten Blick durch das Büro. Da es im Großen und Ganzen identisch
war mit dem Büro des Abteilungsleiters, in dem sie ihre Kündigung erhalten
hatte, durchlebte sie im Geiste nochmals diese unwirkliche Szene. Sie stutzte.
Das war es, was sie Simon schon die ganze Zeit sagen wollte und immer wieder
vergessen hatte. Er war schon vorausgegangen. Sie beeilte sich, möglichst
schnell zu ihm aufzuschließen. Als sie ihn eingeholt hatte, fasste sie ihn am
Ärmel, so dass er stehenbleiben musste. „Ich weiß es jetzt endlich wieder“,
sprudelte es aus der aufgeregten Kaja heraus.
„Was auch immer es ist, toll, aber jetzt sei erst mal still. Nicht
dass wir auf den letzten Metern noch erwischt werden.“
Erschrocken und auch ein kleines bisschen beleidigt folgte Kaja Simons
Anweisungen. Es machte es nicht besser, dass Lance ausnahmsweise Simons
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