Die Drachenschwestern
Meinung
war. „Hör auf zu schmollen, er hat Recht. Ich hatte eben auch etwas gehört.
Jetzt ist zum Glück alles wieder ruhig.“
Fünf Minuten später saßen sie wieder im Auto. Sie hatten eben noch
einem patrouillierenden Securitas-Angestellten ausweichen können.
Glücklicherweise hatte Simon ihn im letzten Moment entdeckt, gerade als sie aus
dem Gebäude treten wollten. Angespannt hatten sie gewartet, bis die beiden um
die nächste Gebäudeecke verschwunden waren. Als Lance grünes Licht gegeben
hatte, in Simons Augen natürlich Kaja, waren sie so schnell sie sich trauten,
ohne auf zufällige Beobachter allzu auffällig zu wirken, in der Seitenstraße
verschwunden, wo sie geparkt hatten.
„Uff, ich glaube eine Karriere könnte ich daraus nicht machen. Ich
wäre innerhalb von kürzester Zeit ein nervliches Wrack“, stöhnte Kaja.
„Dafür hast du dich aber gut geschlagen“, lobte Simon sie. „Und jetzt
erzähl schon, was dir vorhin wieder eingefallen ist.“
„Meine Kündigung beruhte ja auf der Aussage, ich würde meinen Chef,
also Max, sexuell belästigen. Das ist ja an sich schon blanker Unsinn.“
„Okay, und
weiter?“
„Dies soll
besonders Max‘ Ehefrau stören.“
„Bis jetzt klingt die Geschichte immer noch stimmig“, meinte Simon,
was ihm einen finsteren Blick von Kaja einbrachte. „Ich meine ja nur, als
Geschichte. Als erfundene Geschichte. Die wird durch eine eifersüchtige Ehefrau
nur glaubwürdiger.“
„Das ist genau der
springende Punkt.“
„Er ist nicht
verheiratet?“, hakte Simon mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
„Er ist nicht nur
nicht verheiratet, er interessiert sich auch überhaupt nicht für Frauen.“
„Oh. Das nimmt der
ganzen Geschichte natürlich einiges von ihrer Glaubwürdigkeit“, gab Simon zu.
„Gibt es denn noch mehr Unstimmigkeiten?“
„Auf jeden Fall Details, die mir jetzt, im Zusammenhang gesehen, doch
zu denken geben. Der Abteilungsleiter wusste zum Beispiel, dass ich seit Tagen
versuche, Max zu erreichen. Er hat es so dargestellt, als hätte sich Max
beschwert, nur macht das zusammen mit dem Rest, den er offensichtlich erfunden
hat, keinen Sinn.“
„Hm.“ Simon dachte nach. „Das würde heißen“, meinte er schließlich,
„dass dein Abteilungsleiter erstens weiß, wo Max sich aufhält und zweitens
Zugang zu Max Telefon hat. Nicht gut.“ Er schüttelte den Kopf. „Lass uns zurück
zu dir fahren, dann kannst du mir noch ein paar Angaben machen, die ich
benötige.“
„Du meinst…“
„Im Moment meine ich gar nichts. Aber es sieht so aus, als wäre die
ganze Sache ernster als ich dachte“, antwortete er grimmig. In gedrücktem
Schweigen fuhren sie zurück zu Kajas Wohnung. „Ich brauche seine Wohnadresse,
und vor allem seine Handynummer, auf der du schon die ganze Zeit versucht hast,
ihn zu erreichen.“
„Und was wirst du
damit machen?“
„Wir werden versuchen herauszufinden, wo er sich zuletzt aufgehalten
hat. Und dann schauen wir weiter.“ Als er ihren besorgten Ausdruck in den Augen
wahrnahm, drückte er kurz ihren Arm. „Wir werden ihn schon finden. Mach’ dir
keine allzu großen Sorgen.“
Als sie wieder alleine waren, regte Kaja sich auf: „,Mach’ dir keine
Sorgen.’ Was soll ich denn sonst machen?“ Sie warf die Hände in die Luft und
ging aufgeregt in ihrem Wohnzimmer auf und ab.
„Kannst du nicht auch mal was sagen?“, fauchte sie Lance an.
„Ähm, ich dachte, ich bin lieber still, nachdem meine Ratschläge nicht
viel anders klingen als seine. Machen kannst du im Moment sowieso nichts. Also
kümmere dich lieber um dein neues Heim, das du noch finden musst, und um deine
restlichen Projekte. Kurz gesagt: lenk dich ab!“
Kaja wollte schon kampfeslustig etwas erwidern, doch irgendwie war
ihre Energie verpufft. Müde setzte sie sich aufs Sofa und nahm eines der großen
Kissen in den Arm.
„Komm lieber ins Bett, bevor du noch hier einschläfst“, mahnte sie der
Drache. Sie folgte ihm ins Bett und schubste ihn von ihrem Kissen.
Überraschenderweise schlief sie sofort ein.
Kapitel 28
Am nächsten
Tag beschloss Kaja, Miri in der Buchhandlung einen Überraschungsbesuch
abzustatten. Nachdem sie am Morgen während ihrer Joggingrunde mit Zorro (Lance
hatte sich herausgeredet mit der Begründung, er hätte sich wegen ihr schon die
ganze Nacht um die Ohren schlagen müssen) ihre Pläne im Kopf hin und her
gewälzt hatte, war sie zum Schluss gekommen, dass sie, wenn sie tatsächlich ihr
eigenes Unternehmen
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