Die Drachenschwestern
nicht sagen, weshalb er dich sprechen will. Woher
wusste er überhaupt, wo du zu findest bist?“
„Weil ich es ihm gesagt habe. Tut mir leid, dass ich dich nicht
vorgewarnt habe, ich hatte es völlig vergessen. Darf ich vorstellen, Sierra,
das ist Simon. Er hilft mir bei einem Problem, dass ich bei der Arbeit habe.
Simon, das ist Sierra, meine Freundin.“ Hölzern gaben sich die beiden die Hand.
Dann wandte sich Sierra wieder an Kaja. „Dieses Arbeitsproblem ist
tatsächlich so dringend, dass ihr das am Samstagabend besprechen müsst?“
„Es ist ein wenig
kompliziert. Ich erzähle dir alles ein andermal. Miri, willst du mitkommen?“
„He, das ist kein
Sonntagsspaziergang“, schaltete sich Simon ein.
„Ich glaube, ich bleibe lieber hier. Ich bin nicht aus demselben
Superheldenzeugs gemacht wie du, Kaja. Die Action überlasse ich lieber euch.
Ist das für dich okay, wenn ich hierbleibe?“
Etwas überrumpelt von den sich überstürzenden Ereignissen und der
Erinnerung an den elektrischen Stoss, den sie verspürt hatte, als Simon sie zur
Seite schieben wollte, nickte Sierra nur. „Dafür klärst du mich auf, in was
unsere Schwester hier verwickelt ist“, fügte sie nach einer Sekunde hinzu. Gut.
Offensichtlich hatte sich ihr Hirn wieder eingeschaltet, dachte Sierra
selbstironisch.
Kaja atmete erleichtert auf. „Dann ist ja alles geklärt. Ich melde
mich morgen und halte euch auf dem Laufenden.“
„Das will ich doch
hoffen, viel Glück!“ Miri nahm sie kurz in den Arm und drückte sie.
„Können wir, wenn wir dann mit dem ganzen Mädchenkram durch sind?“, fragte
Simon ungeduldig.
„Ja ja!“ Kaja verdrehte die Augen und verabschiedete sich auch noch
von Sierra. „Danke für die Einladung. Deine Gäste sind jetzt in Sicherheit,
Lance kommt mit mir.“ Den letzten Satz flüsterte sie ihr zu, damit Simon ihn
nicht mitbekam. Er runzelte zwar die Stirn, unterließ jedoch jeglichen
Kommentar, wofür ihm Kaja dankbar war. Die Spannung hier war so schon fast mit
den Händen greifbar.
„Was für ein Neandertaler war das denn?“, wollte Sierra verärgert
wissen, als sie sich mit Miri auf den Weg zurück zu den Gästen machten.
„Neandertaler?“ Miri grinste. „Der muss dich ja ziemlich geärgert
haben, wenn dir nichts anderes an ihm aufgefallen ist.“
Sierra schnaubte
ungehalten. „Was sollte mir denn sonst noch aufgefallen sein.“
„Zum Beispiel dass
er ein ausgesprochen gut aussehender Neandertaler ist…“
„Das nützt auch nichts mehr bei diesem Benehmen“, erwiderte Sierra
mürrisch. Sie hakte sich bei Miri ein und zog sie Richtung Küche. „Jetzt will
ich aber alle Hintergründe hören“, lenkte sie ab, worauf Miri nur zu gerne
einging.
„Und die habe ich dir auch noch zu finden geholfen“, schnaubte zur
gleichen Zeit Simon im Auto, als sie Richtung Schaffhausen fuhren.
„Ich weiß gar
nicht, was ihr zwei miteinander habt. Ich finde sie sehr nett.“
„Wir haben nichts miteinander. Das war ja das Problem. Ich bin mir
vorgekommen, als würden wir von zwei komplett verschiedenen Planeten stammen!“
Kaja beschloss, das Thema auf sich beruhen zu lassen.
„Sehr weise“, stimmte
Lance ihr lautlos zu.
„Was ist jetzt mit
Max? Hast du ihn tatsächlich gefunden?“
„Ja.“
Kaja stieß hörbar
den Atem aus. „Gott sei Dank. Geht es ihm gut?“
„Soweit ich das
beurteilen konnte durchs Fenster, geht es ihm gut.“
„Aber?“ fragte
Kaja nach einer Weile, als Simon nicht weitersprach.
„Er wird in einem schlecht einsehbaren Gebäude festgehalten. Sieht
nach einer alten Lagerhalle aus. Und er war leider nicht alleine. Sonst hätte
ich ihn schon rausgeholt.“
„Das wäre meine
nächste Frage gewesen…“
„Anscheinend sind sich die Leute, die ihn dort festhalten, nicht
einig, was sie mit ihm anfangen sollen. Aber hör selbst.“ Er holte sein Handy
hervor und drückte blindlings einige Tasten, den Blick auf die Straße
gerichtet.
Erst krächzte es, dann wurde die Tonqualität besser und Kaja konnte
Stimmen hören:
„…wir sollten uns endlich um das Problem kümmern.“
„Das tun wir doch
schon. Wir haben ihn schließlich erfolgreich aus dem Verkehr gezogen.“
Die erste Stimme war schon fast unnatürlich ruhig und sehr kalt. Die
zweite hingegen klang eher defensiv, erregt und ein wenig unsicher. „Und was
denkst du, geschieht, wenn du ihn freilässt?“, wollte die ruhige, aber dadurch
umso bedrohlicher wirkende Stimme wissen.
„Was soll schon
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