Die Drachenschwestern
Wählton, tu etwas“, zischte
sie Simon zu.
Der wandte sich seinem Laptop zu, der schon einsatzbereit auf dem
Tisch stand. „Bingo“, sagte er zufrieden nach ein paar Minuten, die Kaja wie
Stunden vorkamen.
„Und was passiert
jetzt?“, fragte Kaja ein wenig ratlos.
„Ich werde jetzt
erst mal dort vorbei fahren und die Gegend erkunden.“
„Du hast mir immer
noch nicht verraten, wo ‚dort‘ eigentlich ist.“
„Stimmt. Schau, ich habe hier eine Karte.“ Er drehte den Laptop in ihre
Richtung, damit sie auf den Bildschirm schauen konnte. Knapp außerhalb von
Schaffhausen.
„Und dann stürmst du
die Wohnung?“
„Erst einmal sollte ich wohl versuchen herauszufinden, ob er sich
freiwillig an diesem Ort befindet oder gegen seinen Willen festgehalten wird.“
Er grinste. „Ich mag es lieber, wenn die Leute froh sind, dass ich auftauche.
Wenn es sich allerdings um sein kleines Geheimversteck handeln sollte, aus
welchen Gründen auch immer, wird sich seine Freude in Grenzen halten.“
„Was aber nicht
sehr wahrscheinlich ist, oder?“
Sofort wurde er wieder ernst. „Nein. Nachdem, was du mir über ihn
erzählt hast und was wir über die Vorgänge in eurer Firma wissen, ist es nicht
sehr wahrscheinlich. Umso wichtiger ist es, dass ich mir einen Überblick verschaffe,
um die Lage einzuschätzen.“
„Ich bin heute Abend sowieso in der Gegend, kann ich nicht mitkommen?“,
bat Kaja ihn aufgeregt.
„Wo bist du denn
genau?“ fragte er, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Ich bin bei einer
Freundin eingeladen. Sie veranstalten ein Fest.“
„Dann schlage ich vor, du besuchst erst einmal deine Freundin und ich
schaue kurz dort vorbei, wenn ich mehr weiß. Dann können wir nochmals darüber
reden“, fügte er bestimmt hinzu, als er merkte, dass sie nicht zufrieden war
mit seiner Antwort.
„Okay“, sagte sie zögernd. So ganz passte es ihr nicht, ausgeschlossen
zu werden. Aber sie sah ein, dass sie ihm diesmal keine große Hilfe wäre. Schnell
schrieb sie Sierras Name und Adresse auf und gab ihm den Zettel.
Er warf einen Blick darauf. „Deine Freundin?“, hakte er mit
hochgezogenen Augenbrauen nach. „Die hast du aber schnell gefunden“, grinste
er.
„Es ist etwas
kompliziert...“, hob sie an zu erklären, brach dann aber ab.
Simon steckte sich
den Zettel in die hintere Hosentasche. „Erwarte mich nicht vor 9 Uhr.“
„In Ordnung.“
Als Miri eine Stunde später vorbeikam um sie abzuholen, war Kaja vor
lauter Aufregung und Sorge um Max völlig durch den Wind. Lance empfing sie
schon an der Tür. „Miri, tu etwas, lenk sie ab! Offenbar hat Simon Max aufgespürt
und Kaja ist völlig aus dem Häuschen.“
„Verständlich. Schließlich kriegt das Ganze jetzt einen reellen
Hintergrund.“ Sie legte ihre Tasche auf der Küchenkombination ab und folgte
Kajas Gemurmel, das aus ihrem Schlafzimmer drang. „Hey, was machst du denn?“
Fasziniert schaute Miri zu, wie Kaja ihren Kleiderschrank ausräumte.
„Ich suche meine
schwarzen Hosen“, kam es gedämpft aus dem Inneren des Schrankes.
Irritiert schaute Miri an sich herunter. Sie selbst hatte sich ganz
zwanglos für ausgewaschene Jeans und einen kuscheligen rosafarbenen Pullover
entschieden, der ihre Kurven betonte. „Gibt es für heute Abend einen
Dresscode?“
„Nein. Aber wenn alles gut geht, befreien wir heute Abend Max und da
muss ich doch entsprechend angezogen sein.“ Kaja kam aus dem Schrank hervor.
„Äh – wir? Bist du dir sicher, dass du das nicht den Profis überlassen
willst? Ich meine, falls Max befreit werden muss, dann zeugt das doch davon,
dass die ganze Geschichte ein ganzes Stück ernster ist als wir dachten“, gab
Miri zweifelnd zu bedenken.
„Ja, ja das stimmt schon. Ich werde mich ja auch nicht mitten ins
Getümmel stürzen. Aber dabei sein möchte ich eigentlich schon gerne.“
„Aha. Und was
meint Simon dazu?“
Kaja runzelte die Stirn. „Er hat noch gar nichts gesagt. Aber er kommt
am späteren Abend kurz auf dem Fest vorbei, offensichtlich ist Max ganz in der
Nähe von dort, wo Sierra wohnt. Dann bespricht er das weitere Vorgehen mit
uns.“
Miri entschloss sich, erst mal nichts weiter dazu zu sagen und hoffte,
dass Simon sie von ihrem Vorhaben abringen konnte. „Suchst du die hier?“,
fragte sie stattdessen und hielt eine dunkelblaue Jeans hoch.
Kaja warf einen Blick darauf. „Nein, eigentlich nicht. Aber dunkel ist
die ja auch. Dann muss es eben mit dieser gehen.“ Schnell schlüpfte sie in
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