Die Drachenschwestern
Kerzen und so“, erwiderte sie etwas lahm.
„Aber das ist ja lächerlich, das geht euch doch gar nichts an!“, setzte sie deutlich
heftiger hinzu.
„Jetzt reg dich mal wieder ab. Genau damit hast du nämlich Unrecht. Schließlich
sind wir deine Schwestern. Da spricht man nun mal über alles. Und frisst es
nicht in sich hinein und ist ganz egoistisch für sich alleine unglücklich“, gab
ihr Sierra trocken zu verstehen.
„Woher soll ich denn das wissen, ich hatte ja noch nie eine Schwester.
Und ich bin nicht unglücklich!“
„Dazu bin ich ja da, ich habe einen Bruder und kann deshalb meine
gesammelte Geschwisterweisheit mit euch teilen“, witzelte Sierra, um die
Stimmung ein wenig aufzuheitern.
„Unglücklich bist du sicher nicht. Schließlich läuft im Großen und Ganzen
für dich momentan ja alles bestens“, stimmte Miri ihr zu. „Wir haben nur das
Gefühl, dass du es einfacher hättest, dich auf den Start deines Unternehmens zu
konzentrieren, wenn du diese Geschichte mit Tim zuerst abschließen könntest.“
Bockig schaute Kaja aus dem Fenster.
„Mensch Kaja, jetzt überlege dir doch wenigstens einmal, ob deine
Schwestern recht haben könnten“, sagte Lance eindringlich und schüttelte sie
leicht.
„Wie denn? Ist ja eine tolle Idee, nur ist Tim ja nicht da, sondern was
weiß ich wo. Womit wir schon wieder bei unserem Grundproblem angelangt wären.“
Frustriert raufte sie sich die Haare.
„Und wenn du ihn besuchen würdest? Ein letztes Mal ausspannen, bevor
der ganze Kerzentrouble losgeht?“
„Dann sprecht ihr euch
aus und du kommst entspannt zurück.“
„Und wenn sie nicht gestorben sind… haha! Ihr wisst ja gar nicht,
wie’s ausgeht. Vielleicht bin ich dann noch frustrierter als vorher.“
Miri schüttelte den Kopf. „Das glaub ich nicht. Ja, vielleicht kommt
nichts Tolles dabei raus. Aber dafür ist es dann ausgesprochen und du kannst
anfangen, mit der Situation umzugehen. Im Moment geht doch furchtbar viel
Energie drauf für ‚was-wäre-wenn’-Überlegungen. Den Kopf in den Sand zu stecken
hat noch nie was gebracht.“
Eine Weile lang sagte niemand etwas, bis Kaja schließlich das
Schweigen brach. „Und wie habt ihr euch das genau vorgestellt? Klingt, als
hättet ihr das alles schon geplant.“
Miri warf Sierra einen Blick zu. „Hm, na ja, fast alles. Sierra und
ich würden für dich hier weiter streichen, so weit wir halt kommen, so dass du
nachher deinem Zeitplan nicht hinterher hinkst. Herausfinden, wo Tim steckt,
konnten wir nicht, aber da kann dir bestimmt Simon helfen, oder, was meinst du,
Sierra?“
„Hm, wenigstens ist er für etwas gut“, brummte diese unbestimmt.
„Zorro kannst du übrigens bei mir lassen. Markus wird zwar einen Anfall
kriegen, aber was soll’s.“
„Meint ihr das ernst?“ Kaja war hin und her gerissen. Einerseits
wollte sie wütend sein auf die beiden, weil sie sich einfach so in ihr Leben
einmischten, andererseits war das natürlich ein tolles Angebot.
„Klar“, antwortete
stattdessen Lance. „Und jetzt mach schon und ruf Simon an.“
Kaja trollte sich
in die Küche, um Simon anzurufen.
„Meinst du, wir
machen das Richtige?“, flüsterte Miri Sierra zu.
„Keine Ahnung.
Aber wir zwingen sie ja nicht, sie kann ja immer noch frei entscheiden.“
Lance hüstelte.
„Was denn, stimmt
etwas nicht?“
„Na ja, frei
entscheiden ist so eine Sache, wenn man von drei Freunden bedrängt wird.“
„Moment Mal, ich
dachte, du bist auf unserer Seite?“
„Schon. Ich finde auch, sie soll gehen. Nein, sie muss sogar gehen.
Nur, ganz freiwillig ist es nicht. Wir tragen da schon ein Päckchen von dieser Verantwortung
mit.“
„Ja ja, wie auch immer. Das muss jetzt einfach sein. Das ist ja nicht
zum ansehen“, beharrte Sierra.
„Das habe ich
gehört“, sagte Kaja, die ins Wohnzimmer zurückgekehrt war.
„Und, wann gehst du
nach Island?“
„Island ist gut,
schön wär’s“, stöhnte Kaja. „Da war er nur zwei Wochen.“
„Und? Wo ist er
jetzt?“, fragten die beiden anderen unisono.
„Im Pantanal.“
„Panta-wo?“
„Pantanal. Das ist
ein riesiges Feuchtgebiet, das größtenteils in Brasilien liegt.“
„Ich dachte, da wollte er erst später hin?“, meinte Miri konsterniert.
„Offensichtlich hat er etwas durcheinander gekriegt mit den Trocken-und Regenzeiten. Und“, sie blickte zur Seite, „er war wohl ganz froh darüber,
dass es früher losging. Offensichtlich hat es ihn ziemlich getroffen, dass ich
den
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