Die Drachenschwestern
bissig. „Zum
Glück war es nur eine Affäre“, sagte sie und merkte verwundert, als sie es
aussprach, dass das stimmte.
Offenbar war sie gar nicht verliebt gewesen in ihn. Sonst würde das
Ganze viel mehr schmerzen. Sie fühlte sich zwar gedemütigt und, mehr noch, wütend.
Wütend darüber, dass er aus irgendeinem Grund ihren Namen in den Dreck gezogen
hatte und sie schlecht machte bei Fremden wie bei Freunden. Sie schaute zu Tim
hinüber und versuchte herauszufinden, wie er über ihre weiteren Eröffnungen
dachte.
„Bist du jetzt schockiert?“, fragte sie ein wenig distanziert, weil
sie merkte, dass sie enttäuscht sein würde, wenn dem so wäre.
„Schockiert? Wieso sollte ich schockiert sein?“, fragte er verwundert.
„Nein, ich bin nur wütend, dass jemand dein Vertrauen auf eine so miese Art und
Weise missbraucht!“
Kaja atmete
erleichtert auf. „Also“, fuhr sie fort. Wenn es nur gegen mich gerichtet wäre,
hätten sie genug in der Hand, um mir problemlos zu kündigen. Das macht also
keinen Sinn, denn das haben sie nicht getan. Und zweitens habe ich so ein
Gefühl.“
Sie warf ihm einen Blick zu, um zu sehen, wie er auf ihre letzte
Aussage reagieren würde. Doch Tim war nicht umsonst in der Nähe von Mémé groß
geworden, so dass er nicht mit der Wimper zuckte, sondern lediglich fragte:
„Und was hast du jetzt vor?“
Frustriert fuhr sich Kaja mit den Händen durch die Haare und kickte
einen Stein ins Wasser. Zorro hechtete hinterher. „Ich wünschte mir, jemand
würde mir sagen, was ich als nächstes tun soll.“
„Ja richtig“,
neckte Tim sie, „Du bist ja so gut im Anweisungen befolgen.“
„Hm, na ja, das stimmt schon, normalerweise tu ich mich da schwer“,
gab sie zu, ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. „Nur momentan weiß ich
einfach nicht weiter.“
Er überlegte kurz und meinte dann: „Ich habe einen Freund, Simon, den
könnte ich dir mal vorstellen. Er besitzt eine private Ermittlungsfirma.
Vielleicht kann der dir weiterhelfen.“
„So was wie ein
Detektiv?“
„Ja, das könnte man wohl so nennen. Ich habe allerdings keine Ahnung,
ob er sich mit firmeninternem Mobbing auskennt.“
„Observiert der
nicht viel mehr untreue Ehepartner und so?“, wunderte sich Kaja.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau, was sein Gebiet ist. Ich
habe ihn auch schon lange nicht mehr gesehen.“ Er zuckte etwas hilflos mit den
Achseln. „Meine vielen Auslandreisen sind zwar toll, fördern allerdings das
Sozialleben in der Schweiz nicht sonderlich. Aber wenn du denkst, es könnte
etwas bringen, ruf ich ihn an, dann könnt ihr euch treffen.“
„Hm, einen Versuch wäre es auf jeden Fall wert“, stimmte Kaja ihm zu.
„Ja, rufe ihn doch bitte an, schildere im kurz die Lage und wenn er meint, er
könnte uns bzw. mir“, verbesserte sich Kaja schnell, „helfen, würde ich gerne
einmal mit ihm reden. Ich wäre allerdings froh, wenn du es dir auch einrichten
könntest zu kommen.“ Unsicher schaute sie ihn an.
„Ja klar, er ist ja schließlich mein Freund“, versicherte er ihr. „Ich
habe dir ja gesagt, die nächsten zwei Monate bin ich in der Schweiz und“, er
deutete augenzwinkernd eine Verbeugung an, „stehe zu ihren Diensten.“
„Ach du“, sie gab ihm einen kleinen Schubs, um die plötzlich wieder
aufkommende Spannung zwischen ihnen etwas aufzulockern. Nimm dich zusammen,
ermahnte sie sich streng. Du hast keine Zeit für Spielchen. Schon gar nicht mit
einem deiner wenigen besten Freunde.
Tim beobachtete, wie sich ihr Gesichtsausdruck verschloss. Schade, er
hätte sie zu gerne wieder geküsst. Das letzte Mal war ihm noch deutlich in
Erinnerung. Aber irgendetwas sagte ihm, es diesmal dabei zu belassen, ihre
Gesellschaft zu genießen und sich in Geduld zu üben.
„Durst?“, neckte er sie, als sie vor einem der Restaurants mit Seeblick
angekommen waren.
„Immer“,
antwortete sie und hakte sich bei ihm unter.
Kapitel 13
Bereits am
nächsten Morgen rief Tim Kaja an. „Hör mal, ich habe Simon bereits erreicht und
er denkt, dass er dir wird helfen können.“
„Wirklich? Das wäre fantastisch!“ Kaja wurde ganz aufgeregt. „Was
macht er denn nun genau?“
„Das erklärt er dir am besten selber. Er wohnt allerdings auch in
Bern. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du dieses Wochenende kommen möchtest.
Dann könnten wir das gleich mit dem Besuch der Ausstellung kombinieren.
Natürlich nur, wenn du nicht schon was anderes vor hast.“, fügte er
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