Die Drachenschwestern
hastig
hinzu.
„Ja, warum nicht. Ich würde mich freuen“, antwortete sie. Lance
glänzte immer noch durch Abwesenheit und alleine kam sie hier sowieso nicht
weiter.
„Gut, wir treffen uns morgen um 10:00 Uhr in Bern, am besten am
Bahnhof. Du kannst mich dort abholen, dann können wir zusammen weiter fahren.“
„Gute Idee, mir hat schon davor gegraut, mich alleine mit dem Auto in
Bern zurechtfinden zu müssen. Und den Bahnhof werde ich wohl knapp noch
finden“, machte sie sich über sich selber lustig.
Kaum hatte sie aufgehängt, klingelte das Telefon schon wieder. Sie
warf einen Blick aufs Display und erkannte die interne Nummer von Thea.
Verwundert nahm Kaja ab und fragte, sich, ob ihre Freundin wohl etwas
herausgefunden hatte. „Hallo Thea, gibt’s was Neues?“
„Hey Kaja. Ich wollte dich bloß informieren, dass die Programme, die
für den Wettbewerb eingereicht worden sind, jetzt bereits auf dem Testserver B
liegen.“
„Ja und jetzt?“
Kaja wusste nicht so recht, was sie mit dieser Information anfangen sollte.
„Ich dachte bloss, es ist vielleicht nützlich für dich, wenn du das weißt.
Könnte ja sein, dass du noch Korrekturen an deinem Programm vornehmen musst“,
antwortete Thea. „Tschüss, bis dann“ war das Letzte, was Kaja von ihrer
Freundin hörte, dann ertönte das Freizeichen.
Thea hatte einfach aufgehängt. Was sollte das denn jetzt, fragte sich
Kaja kopfschüttelnd. Sie hatte ja schlussendlich gar nichts eingereicht, da
Frédéric ihr Programm gestohlen hatte. Momentmal, klar, indirekt hatte sie
etwas eingereicht. Eigentlich könnte sie es ihm mit gleicher Münze heimzahlen
und einige Fehler einbauen. Doch dann seufzte sie. Was würde das schon nützen.
Fehler konnten korrigiert werden und gewonnen hätte sie nichts. Und Zugriff auf
seinen Computer, besser gesagt zu seinen Passwörtern hatte sie auch nicht.
Ausser… Aufgeregt stand sie auf und begann unruhig wie ein Tiger im Käfig in
ihrem kleinen Büro auf und ab zu gehen. Ausser, er fühlte sich so sicher, dass
er die Passwörter noch nicht geändert hatte! Sie blickte auf die Uhr. Momentan
war er sicher noch am Arbeiten. Also konnte sie es noch nicht ausprobieren. Das
System erlaubte keine Doppelanmeldungen. Aber in einer halben Stunde war
Mittagszeit und die war ihm heilig, wie Kaja wusste. Zudem war Frédéric in
einer Hinsicht oberkorrekt: Er loggte sich immer vorschriftsmäßig aus, wenn er
seinen Arbeitsplatz verließ.
„Komm“, rief sie Zorro zu, der unter ihrem Tisch lag und döste. „Wir
gehen heute ein wenig früher raus.“
Zorro hatte sich noch nicht hingelegt, als Kaja schon vor ihrem
Computer Platz genommen hatte und sich erwartungsvoll die Hände rieb. Jetzt mal
überlegen. Sein Hauptpasswort war MAC347, jedenfalls die letzten drei Wochen
über. Sie tippte die Kombination ein – nichts geschah. Gut, dachte sie.
Vielleicht hatte er ja die letzten drei Ziffern verändert. Das hatte er zuweilen
auch gemacht, nachdem sie ihm ihr System erläutert hatte. Bei der Erinnerung
daran wurde sie wieder wütend. Augenblicklich begann es in den
Computerlautsprechern zu knistern. Tief durchatmen, befahl sie sich streng. Sie
konnte es sich nicht leisten, ausgerechnet jetzt diese Kiste abstürzen zu
lassen. Sie verdrängte die heftigen Emotionen in den hintersten Winkel ihres
Bewusstseins und überlegte angestrengt. Beim vorigen Passwortzyklus war die
Nummernfolge MAC473 gewesen, dann müsste es jetzt eigentlich MAC734 sein.
Schnell gab sie die neue Lösung ein. Wieder nichts, es war zum aus der Haut
fahren. Das hieß mit ziemlicher Sicherheit, dass er sein Passwort komplett
geändert hatte. Also konnte es alles Mögliche sein. Sie hatte noch genau einen
Versuch, sonst würde sein Account automatisch gesperrt und die interne
elektronische Security würde sich die Ursache für die drei fehlgeschlagenen
Anmeldeversuche genauer ansehen. Und ziemlich schnell herausfinden, dass die
Versuche von ihrer Maschine aus getätigt wurde. Mist, verdammter! Denk nach
Kaja, denk nach! befahl sie sich. Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Sie hatte
doch noch diesen Zettel, den sie bei sich zu Hause bei ihrer Aufräumaktion
gefunden hatte. Aufgeregt kramte sie in ihrer Umhängetasche herum. Hier hatte
sie ihn irgendwo verstaut, nachdem sie ihn beinahe gut versteckt in ihrer Jeans
mit gewaschen hatte. Wo war er bloss? Kurz entschlossen kippte Kaja den ganzen
Inhalt der Tasche auf den Teppichboden. Ohne sich um die herum
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