Die Drachenschwestern
des jeweiligen Hundes. Versteh mich nicht falsch, ich
habe auch hohe Ansprüche an meinen Hund und mir ist bewusst, dass Polizeihunde
im Ernstfall einfach funktionieren müssen, so dass da nicht viel Spielraum für
Experimente bleibt. Nur denke ich, wäre es für alle Beteiligten einfacher, wenn
man nach der Grundausbildung gezielt erst die Gebiete vertieft, wo der Hund
seine Stärken hat und somit sein Selbstvertrauen stärkt. Auf dieser Basis ist
es dann viel einfacher an den schwächeren Seiten zu arbeiten. Josef hat so gearbeitet
und mir praktisch aufgezeigt, was mir theoretisch schon vage bewusst war. Doch
vielen anderen fehlte einfach das Gespür für die Hunde, so dass ihnen nichts
anderes übrig blieb oder besser gesagt dass sie gar nichts anderes kennenlernen
wollten als Ausbildung nach Schema F aus dem Lehrbuch. Ich glaube, das hat mich
am meisten geärgert. Diese offenkundige Weigerung auch nur in Erwägung zu
ziehen, dass man etwas auf verschiedene Weise erreichen kann.“
„Das
verstehe ich gut“, pflichtete Tim ihm bei.
„Das würde halt gleichzeitig auch bedingen, sich mit
sich selber auseinanderzusetzen und an sich zu arbeiten. Und das ist etwas, was
den meisten widerstrebt. Es läuft schlussendlich immer auf dasselbe hinaus,
nicht? Nur ja nicht über den eigenen Tellerrand gucken“, regte Kaja sich auf.
„Genau. Dazu kam noch, dass die Hunde einzeln im Zwinger
warten mussten, bis sie zum Einsatz kamen. Und ich konnte mich schlecht von
meiner Vorstellung trennen, Tsar unter meinem Schreibtisch liegen zu lassen.“
Er grinste.
„Ich glaube fast, Simons Vorstellung von Polizeihunden
war ein wenig Kommissar Rex geprägt“, teilte Tim Kaja mit vertraulicher Stimme
mit, auf die Fernsehserie anspielend.
„Ja, ja, macht euch ruhig lustig“, grollte Simon. Doch
auch er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Langer Rede kurzer Sinn,
ich blieb also so lange dabei, bis Josef pensioniert wurde und verabschiedete
mich dann von der Polizei. Tsar nahm ich selbstverständlich mit.“
„Spannend.
Nur erklärt das immer noch nicht, wie du zu deiner Firma gekommen bist.“
„Stimmt. Erst habe ich mir eine Auszeit von zwei Monaten
gegönnt, während der ich mir überlegte, was ich jetzt mit meinem Leben anfangen
will. Schließlich kam mir die Idee die Inhalte meiner beiden Ausbildungen und
Tätigkeiten miteinander zu verbinden. Deshalb sind wir auch auf
Wirtschaftsdelikte spezialisiert. Nebenbei bilden wir auch Hunde aus, für
unseren eigenen Bedarf und für einige wenige ausgewählte Partnerfirmen. Ich
selbst komme leider nicht mehr dazu. Inzwischen bin ich schon froh, wenn mir
genügend Zeit bleibt, um mit Tsar zu trainieren.“
„Aber wer arbeitet mit den Hunden? Hast du denn jetzt
nicht dasselbe Problem wie bei der Polizei? Ich meine, es lag ja auch dort an
den einzelnen Leuten und nicht grundsätzlich am System.“
„Ich habe den Vorteil, dass ich mir meine Leute gezielt
nach ihrer Eignung als Hundeführer aussuchen kann. Und ich konnte Josef überreden,
bei mir als Teilhaber einzusteigen.“
„Ach
so, ja dann…“ Kaja und Tim lachten gleichzeitig.
„Klingt
auf jeden Fall enorm spannend“, meinte Kaja schließlich.
„Das ist es auch. Du kannst uns gerne einmal besuchen
kommen im Verlauf der Ermittlungen. Dann bekommst du einen direkten Einblick in
unsere Arbeit.“
„Ermittlungen. Das klingt so ernst“, stöhnte Kaja. „Das
bringt mich dazu, zu hoffen, dass mein Verdacht begründet war und ich diese
ganze Aufregung nicht umsonst verursacht habe. Ein anderer Teil von mir wünscht
sich, ich würde mir das alles nur einbilden, so dass alles beim Alten bleibt.“
„Ich glaube schon, dass dein Verdacht eine tatsächliche
Grundlage besitzt. Und so wie es vorher war, wird es sowieso nicht mehr. Dazu
ist schon zu viel passiert, hat sich zu viel verändert“, erinnerte Tim sie
sanft.
Stumm blickte Kaja auf den Fluss und schaute den
tobenden Hunden zu. Veränderungen, dachte sie und hatte auf einmal auch Lance’
Bild deutlich vor Augen.
„Du hast recht“, gab sie schließlich zu. „Ich könnte
nicht einmal sagen, was sich mehr im Wandel befindet. Ich selbst oder das Leben
um mich herum.“
„Ich denke, alles und jeder verändert sich ständig. Nur
dass wir uns dieser Tatsache oft nicht bewusst sind“, antwortete Tim.
Kaja schaute ihm in die Augen und hatte plötzlich das
Gefühl, die Zeit stehe still. Sie hätte nicht gedacht, dass Tim sie so gut
verstand und sogar in
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