Die Drachenschwestern
Wirklichkeit ist. Genau genommen ist die
Schweiz ein sehr sicheres Land. Oft sind wir mehr pro forma angestellt, oder
als Aufpasser von Kindern reicher bzw. einflussreicher Leute. Aber lassen wir
das. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du wegen eines Bodyguards nach Bern
gefahren bist.“
Sie lachte. „Nein, da hast du recht. Aber das mit den
Ermittlungen im Wirtschaftssektor klingt viel versprechend. Ich erzähl wohl am
besten noch schnell den Rest, dann kannst du entscheiden, ob du was für mich
tun kannst.“
Sie fasste alle seltsamen Ereignisse nochmals zusammen
und strich die vielen Ungereimtheiten heraus.
„Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, als
sollte nur meine Person in Misskredit gebracht werden, offensichtlich durch
Freddy. Doch so viel Schlauheit um sich so was auszudenken, traue ich
Klein-Freddy ganz einfach nicht zu. Wenn es aber um mehr gehen sollte, fehlt
mir das Motiv. Ehrlich gesagt, nehme ich keine so wichtige Position in der Firma
ein, auch wenn ich eine der besten Entwicklerinnen bin, als dass sich dieser
Aufwand für mich alleine lohnen würde. Zudem habe ich von verschiedenen Seiten
von ähnlichen Fällen in der Firma gehört. Und immer betraf es ehemalige
PC-Lux-Solutions Mitarbeiter. Das hat mich aufhorchen lassen. Ich kann mir
allerdings auch so nicht erklären, wieso sie den betreffenden Personen nicht
einfach kündigen.“
„Wenn ich dich also richtig verstehe, soll ich versuchen
herauszufinden, ob bei euch in der Firma was faul ist, richtig?“, stellte Simon
fest.
„Tja, ehrlich gesagt hatte ich keine konkrete
Vorstellung davon, wie du mir helfen könntest, als ich heute Morgen abgefahren
bin. Aber nachdem ich jetzt weiß, was genau dein Arbeitsgebiet ist, wäre das
natürlich toll.“
Sie zuckte ein wenig überfordert mit den Schultern und
war Tim einen fragenden Blick zu. „Oder, was meinst du?“
Er
lächelte sie an. „Ja, so ungefähr habe ich mir das vorgestellt.“
Zu Simon gewandt meinte er: „Ich wusste, du würdest mich
nicht enttäuschen, auch wenn der Auftrag bis jetzt reichlich vage formuliert
ist.“
„Das bin ich gewöhnt, das ist normal in unserem Metier.
Gut, dann wäre ja alles geklärt. Was machen wir jetzt?“, fragte Simon
zufrieden.
„Ich nehme Kaja nachher mit zur Ausstellung und zeige
ihr meine Bilderserie von der Geisterbäreninsel.“
„Genau, ich bin schon ganz gespannt. Allerdings wäre
Zorro froh, wenn wir vorher noch einen Spaziergang machen würden. Der Arme
hatte heute noch nicht viel Bewegung.“
„Was dagegen, wenn ich mich euch anschließe?“,
erkundigte sich Simon bei den beiden, sah dabei aber explizit Tim an.
„Nein, überhaupt nicht“, antwortete dieser lachend.
„Solange du uns nachher alleine weiterziehen lässt.“
Stirnrunzelnd blickte Kaja vom einen zum anderen.
Intuitiv spürte sie, dass eben über mehr gesprochen worden war, als es den
Anschein machte. Da ihr beim besten Willen jedoch nicht aufging, was das war,
sagte sie nur: „Klar komm doch mit. Dein Hund freut sich bestimmt auch. Wie heißt
er noch mal? Tsar?“
„Ja,
genau. Tsar.“
Stolz tätschelte er seinem Hund, der unter dem Tisch
hervor gekommen war, als er die Aufbruchsstimmung gespürt hatte, die Flanke.
Mit den Hunden im Schlepptau verließen sie das Lokal. Sie waren noch keine 100
Meter weit gekommen, als Tim plötzlich umkehrte und ihnen zurief: „Geht nur
weiter, ich komme gleich nach.
Verdutzt schauten Simon und Kaja sich an. „Wo will er
denn hin?“
„Keine Ahnung. Vielleicht hat er was vergessen.“
„Egal,
er ist bestimmt gleich zurück.“
Tim tauchte dann aber doch eine ganze Weile nicht auf, so
dass sie sich an der Aare auf eine Bank setzten und auf ihn warteten. Weitere
fünf Minuten später kam er völlig außer Atem bei ihnen an. „Ich dachte“,
keuchte er, „ihr habt vielleicht auch Hunger.“ Er schwenkte eine braune
Papiertüte durch die Luft.
„Ich muss schon sagen, du hast ganz brauchbare Ideen“,
lobte Kaja ihn lachend. „Nur die entsprechende Kondition fehlt dir noch“,
neckte sie ihn und versuchte, ihm die Tüte zu klauen.
„Nichts
da, Hände weg! Dann muss ich wohl öfters mit dir joggen gehen“, grinste er.
Er griff in den Papiersack und förderte drei Sandwiches
zu Tage. Eines davon warf er gleich Simon zu.
„Hier,
für dich, ein Schinken-Eier-Sandwich.“
Er warf einen Blick in die Tüte. „Jetzt ist noch ein
Thunfisch-und ein Käsebrötchen übrig“, teilte er mit und blickte Kaja
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