Die drei ??? - 100 - Toteninsel
verfinsterte. Kein Wunder: Dank Skinny hatte er sich die Hand verstaucht, er war müde und jetzt sollte er auch noch dumme Fragen von dummen Menschen beantworten.
»Wen denn? Ihr wart ja am anderen Ende der Stadt. Aber wie ich sehe, geht es dir blendend, Skinny. Hadden hat dich nicht verprügelt, entführt, umgebracht oder dergleichen. Deine Sorge war also überflüssig. Was wollte er denn nun von dir?«
»Mir mitteilen, dass ich morgen pünktlich um eins an Bord der ›Explo rer‹ sein soll. Dann laufen wir aus. Besser gesagt: sie.
Hoffentlich ohne mich.«
»Wir diskutieren gerade darüber, ob wir uns heute Nacht auf der ›Explorer‹ umsehen sollen«, informierte Justus den dritten Detektiv. »Die letzte Gelegenheit. Also, Skinny, wie lautet dein Plan?«
»Plan!«, sagte Skinny verächtlich. »Nun mach nicht schon wieder einen auf intellektuell, Jonas. Man braucht keinen Plan für diese Aktion. Wir fahren heute Nacht zum Hafen, klettern aufs Schiff, sehen uns um und verschwinden wieder.«
»Seit wann hast du hier irgendwas zu sagen?«, fauchte Peter.
»Was soll das? Ihr quasselt ewig über die simpelsten Dinge.
Ihr haltet euch für wahnsinnig schlau, nur weil ihr mehr Zeit damit verplempert, zu reden, anstatt etwas zu tun.«
»Und du bist schlauer, weil du erst machst und dann denkst, oder was?«
»Leute!«, fiel Justus ein. »Diese Diskussion ist in der Tat überflüssig. Wir machen es so, wie Skinny vorgeschlagen hat.«
Peter schnappte nach Luft. »Was? Steckt ihr jetzt unter einer Decke?«
»Niemand steckt unter irgendeiner Decke. Aber Skinny hat einen vernünftigen Vorschlag gemacht, ganz einfach. Wir machen es so.«
Skinny nickte Justus zu. »Die ›Explorer‹ liegt im Hafen von Santa Monica. Es ist ein kleiner Frachter. Hadden hat ihn mir gestern gezeigt: Pier 13. Wir treffen uns um Mitternacht.« Damit wandte sich der große, schlaksige Junge mit der blassen Haut um und verließ den Schrottplatz.
Der unsichtbare Gegner
Viertel nach elf. Normalerweise Zeit fürs Bett. Aber es waren Ferien. Es gehörte sich einfach nicht, in den Ferien so früh schlafen zu gehen. Außerdem war Jelena kein bisschen müde.
Gleichzeitig war sie jedoch furchtbar lustlos. Geige üben? Hatte sie heute schon zwei Stunden lang getan. Lesen? Im Moment reizte sie nichts. Fernsehen? Es lief sowieso nur Schrott.
Jemanden anrufen? Die Eltern ihrer Freunde würden sich schön bedanken, wenn bei ihnen um diese Uhrzeit das Telefon klingelte. Und ihr Vater war auf einem Konzert und wollte sich danach noch mit Kollegen treffen. Das konnte dauern.
Ziellos fuhr sie durch das große Haus. In ihr Zimmer, in die Küche zum Kühlschrank, in die große Halle, wo der Flügel stand. Sie klimperte ein bisschen herum. Ihr ging der Anruf von gestern nicht aus dem Kopf. Bob gegenüber hatte sie sich bemüht, so cool wie möglich zu klingen, doch die Wahrheit war, dass sie immer panischer wurde. Sie fühlte sich beobachtet. Auf der Straße, in der Schule, zu Hause. Ständig. Als wären überall Kameras versteckt. Oder als würde ein Unbekannter durchs Haus schleichen. Der Mann im Hintergrund, der die Fäden zog.
Ihr unsichtbarer Gegner.
Was würde sie tun, wenn sie ihm noch einmal begegnete?
War sie mutig genug, sich ihm zu stellen? Oder würde sie vor Angst die Flucht ergreifen? Sie hoffte und befürchtete gleichzeitig, dass dieser Moment bald kam.
Jelena bewegte sich zurück in ihr Zimmer und öffnete das Fenster. Das Licht ließ sie aus. Das machte sie oft: einfach nur am Fenster sitzen, die kühle Nachtluft genießen und den Garten beobachten. Der Garten bei Nacht war spannend. Fast ständig rasche lte irgendwo etwas. Mäuse, die durchs Gras huschten.
Oder Waschbären im Laub. Manchmal sah sie Eulen auf der Jagd oder die leuchtenden Augen einer Katze aus der Nachbarschaft. Heute sah sie etwas anderes.
An der Straße leuchtete ein kleiner roter Punkt auf: die glühende Spitze einer Zigarette. Nichts Ungewöhnliches. Doch es war diesseits der eisernen Umzäunung. Jemand war auf ihrem Grundstück!
Jelenas Herz schlug bis zum Hals. Jemand beobachtete sie!
Tausendmal hatte sie diese Situation durchgespielt. Wie sie mutig auf den Fremden zutreten und ihn zur Rede stellen würde.
Wer er war. Warum er sie beschattete. Sie hatte sich so fest vorgenommen, keine Angst zu haben. Und nun schlug ihr das Herz bis zum Hals. Eilig griff sie in die Räder ihres Rollstuhls und setzte sich in Bewegung. Zum Telefon! Sie wählte die Nummer der
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