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Die drei ??? - 100 - Toteninsel

Die drei ??? - 100 - Toteninsel

Titel: Die drei ??? - 100 - Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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trottete Bob weiter, den Blick starr auf die nasse Straße gerichtet, durch eine endlose grüne Dusche.
     
    Der Schweiß rann in Bächen von Peters Stirn. Die Luft war so feucht, dass er das Gefühl hatte, Wasser zu atmen. Es hatte gerade geregnet. Jetzt stieg die Feuchtigkeit in grauen Schwaden vom Boden auf und hüllte den Urwald in gespenstische Nebel.
    Das Seil, das er fest umkla mmerte, schnitt ihm in die Handfläche. Aber wenn er jetzt losließ, würde Anne, die hinter ihm war, von der Kiste erschlagen werden. Schon seit Stunden transportierten sie die Ladung der ›Explorer‹ zur Grabstätte hinauf. Peter hatte noch immer keine Ahnung, was sich in den Holzkisten befand. Aber inzwischen wusste er, dass sie ungeheuer schwer waren. Und dass es sechs Leute und eine halbe Ewigkeit brauchte, um sie zum Gipfel des Berges zu schleppen.
    Dreimal waren sie schon den Vulkan hinab-und wieder hinaufgestiegen. Die Natur machte ihnen den Weg immer wieder schwer. Mehr als einmal stolperte jemand über eine Wurzel, verfing sich in einer Liane oder rutschte auf den nassen Steinstufen aus und verlor die Fracht, die er auf dem Rücken schleppte. Doch wie durch ein Wunder blieb alles heil. Dies war endgültig die letzte Fuhre. Die ›Explorer‹ war ausgeladen. Peter freute sich schon auf das Essen, das Dr. Svenson vorbereiten wollte, während sie die letzte Tour machten. Was es gab, war ihm ganz egal - er hatte einfach nur Hunger.
    Nach einer Ewigkeit wichen die Bäume endlich zurück und sie schleppten die Kisten das letzte Stück in den Krater hinunter, der inzwischen noch bizarrer aussah als zuvor: Zwischen den Ruinen standen nun überall Kisten, Truhen und Taschen herum.
    Und in all diesem Chaos hockte Maria Svenson über einem Gaskocher und schüttete Dosengemüse in einen riesigen, brodelnden Tropf. Es war eine verrückte Mischung aus einer mystischen Kultstätte, einer Lagerhalle und einem Campingplatz.
    Fünf Minuten später war das Essen fertig. Alle stürzten sich gierig darauf, ließen sich mit ihrem Teller am nächstbesten Ort nieder und aßen schweigend. Während Peter seine Suppe löffelte, beobachtete er die Leute um ihn herum. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Konstellationen geändert hatten, nachdem sich die beiden Gruppen begegnet waren. Als die erste Freude darüber, dass es allen gut ging, verflogen war, kristallisierte sich eines sehr schnell heraus: Professor Phoenix war der neue Anführer. Alle respektierten ihn, und das nicht nur wegen seines Furcht einflößenden Äußeren. Mr Schwartz ordnete sich ihm bereitwillig unter, Juan schien plötzlich sehr viel zahmer und Albert und Anne waren ihm sowieso treu ergeben. Nur Maia Svenson ließ sich von der Autorität, die Professor Phoenix ausstrahlte, nicht aus der Ruhe bringen.
    Al setzte sich neben ihn. »Dieser Typ ist ja ein seltsamer Kauz«, sagte er und nickte zu Olin hinüber, der weit genug weg saß, um sie nicht zu hören. »Wie heißt er doch gleich?«
    »Olin.«
    »Genau. Faselt die ganze Zeit was vom Fluch der Insel und dass wir so schnell wie möglich verschwinden sollten. Gerade hat er sich schon mit Professor Phoenix deswegen angelegt.
    Warum ist der überhaupt mitgekommen? Was für einen Job hat er bei der Expedition?«
    Peter zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht.«
    »Du weißt es nicht? Was weißt du überhaupt, Skinny? Hast du von irgendwas eine Ahnung?«
    Peter verschluckte sich fast an der Suppe. Er konnte den Hustenreiz gerade noch unterdrücken. So ruhig wie möglich aß er weiter und ignorierte Als Bemerkung einfach. »Und was ist mit dem Fluch?«
    »Phoenix hat Olin natürlich ausgelacht. Er ist ein sehr bodenständiger Mensch und nicht so ein Spinner.«
    Peter hielt Olin zwar nicht für einen Spinner, ließ sich jedoch nichts anmerken. »Das heißt also, ihr habt keine Geister gesehen oder so was?« Es hatte wie ein Scherz klingen sollen.
    »Na ja... unheimlich ist es hier schon. Besonders weil wir unten schlafen, um den Mücken und dem Regen zu entgehen.
    Wir schlafen praktisch mitten in einem Grab. Manchmal gruselt es mich richtig. Aber wirklich passiert ist bisher nichts.«
    Peter wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment stand Professor Phoenix auf und erhob die Stimme: »Da Sie nun endlich angekommen sind, wir die ›Explorer‹ ausgeladen haben und hoffentlich alle satt geworden sind, ist wohl nun der Moment gekommen, Ihnen zu zeigen, warum Sie eigentlich hier sind.« Ein Raunen ging durch die kleine Gruppe.

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