Die drei ??? - 100 - Toteninsel
lassen.« Bob sah nach oben. Sie mussten abwarten, bis die Kamera den Teil des Tunnels im Bild hatte, aus dem sie gerade gekommen waren, bevor sie das nächste Teilstück in Angriff nehmen konnten.
Ihnen würden schätzungsweise sechs Sekunden bleiben, um sich vor dem elektronischen Auge in Sicherheit zu bringen.
»Achtung, mach dich bereit! Jetzt!«
Wieder rannten sie los. Drei Sekunden bis zur Ecke. Die Zeit reichte, um einen schnellen Blick zu riskieren. Im nächsten Gang war noch eine Kamera! Aber sie war nicht auf sie gerichtet. Noch nicht. »Schnell, weiter!«, rief Bob und stürzte nach vorn. »Beeilung!« In letzter Sekunde kamen sie direkt unter der Kamera zum Stehen. Mit leisem Surren drehte sie sich herum und nahm die Bilder ihrer Umgebung auf. Den Quadratmeter unter ihr, auf dem Bob und Anne sich zusammenquetschten, konnte sie jedoch nicht erfassen. So ging es weiter, Meter für Meter durch die unterirdische Anlage. Mehr als einmal entgingen sie um Haaresbreite der Entdeckung, doch das Glück blieb auf ihrer Seite. Zwischendurch verlor Bob die Orientierung. Er war überhaupt nicht mehr sicher, ob sie noch in die richtige Richtung liefen, doch er ließ sich nichts anmerken.
Anne war sowieso schon völlig erschöpft. Durch das weiße, kalte Licht wirkte sie noch bleicher. Sie war ohne Zweifel krank. Aber das letzte Stück musste sie noch durchhalten!
Dann tauchte am Ende eines Ganges endlich die Panzertür auf. Der Ausgang! »Wir haben es geschafft!«, seufzte Bob.
»Zumindest fast. Da ist eine Kamera. Aber die überwinden wir auch noch.«
»Die Tür ist zu«, bemerkte Anne.
»Stimmt. Aber siehst du, da in der Wand ist ein Hebel.
›Emergency‹ steht drüber. Damit kann man die Panzertür bestimmt von innen öffnen.« Bob beobachtete die Kamera, nahm die Zeit, die sie für eine Umdrehung brauchte, und passte den richtigen Moment ab. »Los!«
Sie rannten auf die Tür zu, blieben unter der Kamera eine Sekunde stehen und liefen dann weiter. Bob riss den Notfallhebel herunter. Nichts geschah.
»Verflixt!« Er rüttelte an dem Hebel, seine Finger flogen über das Tastenfeld, dann versuchte er die Tür mit Gewalt zu öffnen, doch sie rührte sich nicht einen Millimeter. »Bob! Die Kamera!«
Das Gerät schwenkte herum. Es war zu spät umzukehren. Die Kamera erfasste sie - und blieb stehen. Bobs Herz begann zu rasen. Jetzt konnten sie nur noch hoffen, dass Olin nicht auf die Monitore blickte. »Hilf mir, Anne, wir müssen diese Tür irgendwie -«
»Bob und Anne! Ihr verfluchten Gören!« Die Stimme kam von überall. Sie klang verzerrt, blechern. Bob sah zur Decke.
Das, was er für ein Belüftungssystem gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Lautsprecher. Olin! »Wie bist du hier hereingekommen? Wie hast du es geschafft, sie zu befreien?«
»Lassen Sie uns raus, Mr Olin!«, rief Bob. »Ihr Spiel ist aus, Sie können nicht -«
»Ich verstehe. Du bist gar nicht hereingekommen. Du warst niemals draußen.«
»Er kann uns nicht hören«, raunte Bob. »Er kann uns nur sehen und zu uns sprechen. Los, wir müssen die Tür öffnen!«
Sie krallten ihre Finger in den winzigen Zwischenraum der Flügel und zogen mit aller Kraft. Vergeblich. »Gebt euch keine Mühe!« Ein plärrendes Lachen hallte unheimlich durch den Gang. »Das ist eine Panzertür! Und ich habe das Notfallsystem abgeschaltet. Ihr kommt hier nicht raus.«
»Wir brauchen Werkzeug. Hier gibt es bestimmt Büros.
Vielleicht können wir ein Stuhl-oder Tischbein als Hebel benutzen und die Tür aufbrechen.«
Anne schüttelte den Kopf. »Das klappt nie. Olin hat Recht.
Diese Tür sieht nicht nur stabil und ausbruchsicher aus. Sie ist es auch.«
Bob fühlte seine Hoffnung schwinden. Sie saßen in der Falle!
Olin konnte sie hier drinnen verhungern lassen.
Wahrscheinlicher war jedoch, dass er sich nun auf die Suche nach ihnen machte. Sie konnten sich nicht ewig vor ihm verstecken. Und er hatte eine Waffe. Sie nicht.
»Falls ihr überlegt, einen anderen Ausgang zu suchen: Es gibt keinen«, sagte Olin höhnisch. »Ich schlage vor, ihr kommt jetzt ganz langsam zu mir zurück.« Bob rührte sich nicht von der Stelle.
Anne begann zu zittern. »Ich muss hier raus! Ich brauche frische Luft!«
»Keine Panik, Anne, wir finden schon einen Weg.«
»Ich muss hier raus!!! Was sollen wir nur tun?«
Bob wusste es nicht. Wenn doch nur Justus hier wäre, dem würde bestimmt etwas einfallen. Aber Justus war -
Ein Zischen direkt hinter ihnen. Bob drehte sich
Weitere Kostenlose Bücher