Die drei ??? - 100 - Toteninsel
ließ sie vorgehen, damit sie das Tempo bestimmen und er sie auffangen konnte, falls sie tatsächlich stürzte.
»Die Treppe scheint so alt zu sein wie die Gebetskammer«, dachte Bob laut. »Hier ist nichts verändert worden.«
»Aber der Gang, in dem wir eben waren, ist neu«, bemerkte Anne. »Ich frage mich, warum jemand eine Treppe so tief nach unten baut. In dem Raum, in den sie führt, gibt es doch nichts außer ein paar Bildern an den Wänden. Ob das mal eine Grabkammer war?«
Bob antwortete nicht. Er wusste, was es mit dem Raum und den bemalten Wänden auf sich hatte. Aber er beschloss, sein Wissen vorerst für sich zu behalten.
Anne machte immer häufiger Pausen. Sie wirkte zu Tode erschöpft. Doch schließlich schimmerte irgendwo über ihnen ein schwaches Licht. Sie erreichten das Ende der Treppe. Eine offene Tür führte auf einen kalt beleuchteten Gang. Bob sah vorsichtig nach links und rechts. Der Tunnel war verlassen.
Anne wollte an ihm vorbeitreten, doch im letzten Moment hielt Bob sie zurück. »Was ist?«
»Wir kommen hier nicht raus.«
»Warum nicht?«
»Kameras. Hier oben sind in allen Gängen Kameras installiert. In Olins Raum sind überall Monitore. Er kann uns von dort aus beobachten. Wenn er uns entdeckt, dann...« Bob sprach den Gedanken nicht aus. »Verflucht! Wir kommen hier nicht weg!«
»Auf drei!«, rief Professor Phoenix. »Eins, zwei, drei!«
Peter stemmte seine Füße in den Boden und zog. Die Liane schnitt in seine Haut. Er packte fester zu. Das lange Seil aus Pflanzensträngen schabte über den Monolithen, den sie als Rolle benutzten. Und der Altar, um den sie das Seil geschlungen hatten, bewegte sich ein Stück. »Es funktioniert!«, rief Peter begeistert.
»Gleich noch mal! Eins, zwei, drei!«
Mit vereinten Kräften zogen sie den behauenen Felsblock Stück für Stück beiseite, bis die Öffnung darunter groß genug war. Diesmal mussten sie sich nicht beeilen, da die Mechanik, die die Geheimtür no rmalerweise wieder schloss, gar nicht in Kraft gesetzt war.
»Justus, du bist ein Genie!«, sagte Peter anerkennend.
Der Erste Detektiv winkte ab. »Ich nehme dieses Lob gerne an, wenn es mir gelingt, auch die Panzertür zu öffnen.«
»Also schön«, sagte Professor Phoenix. »Dann wollen wir mal in die Höhle des Löwen zurückkehren.«
Fünf Minuten später standen alle in der Kommandozentrale.
Sie sah aus, als wäre nie etwas geschehen. Der Generator summte vor sich hin und lieferte ständig Strom für die Lampen und die Computeranlage. Die Panzertür war geschlossen. Peter ging darauf zu und tippte wahllos ein paar Ziffern ein in der Hoffnung, dass der Alarm, den sie vor einer Stunde ausgelöst hatten, die Elektronik lahm gelegt hatte. Aber es gab nur einen wütenden Summton und das rote Lämpchen blinkte auf. Die Tür blieb geschlossen. »Also schön«, sagte Justus. »Es wäre doch gelacht, wenn ich über den Computer nicht herausfinden könnte, wie man diese verdammte Tür aufkriegt.«
Nicht einmal Juan widersprach, als der Erste Detektiv sich an den Tisch setzte, an dem auch Olin noch vor wenigen Stunden gearbeitet hatte, und den Computer hochfuhr. Der unheimliche Drache auf der amerikanischen Flagge. ›Project Dragon‹.
»Da haben wir dich ja wieder. Na warte«, murmelte Justus.
»Ich bin zwar müde, aber nicht so müde, dass ich es nicht noch mit einem Drachen aufnehmen könnte.« Er registrierte gar nicht, dass sich alle anderen nach und nach um ihn scharten und ihm neugierig über die Schulter sahen. Justus versank voll und ganz in der Welt, die der Bildschirm ihm öffnete. Zahlen. Worte, Informationen. Irgendwo hier war der Schlüssel zur Panzertür und damit auch der Schlüssel zum Geheimnis der Toteninsel versteckt. Er musste ihn nur finden.
»Jetzt!« Bob rannte los. Den Gang hinunter bis zur nächsten Ecke, schnell, schnell, bevor die Kamera sich wieder drehte und ihn erfasste! Anne folgte dicht hinter ihm. Hoffentlich war sie nicht zu schwach oder zu langsam, hoffentlich stürzte sie nicht!
Sie drückten sich in einen Türrahmen, eine Sekunde bevor die Kamera herumschwenkte. Geschafft! Dies war ein toter Winkel.
Das hoffte Bob zumindest. »Und wo geht es jetzt weiter?«, fragte Anne. »Um die Ecke da vorn, glaube ich.«
»Glaubst du?«
»Ich weiß es nicht mehr genau. Wir sind so schnell durch dieses Labyrinth gerannt, ich bin nicht ganz sicher.«
»Und wenn hinter der Ecke auch eine Kamera ist?«
»Wir müssen es wohl darauf ankommen
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