Die drei !!!, 12, Popstar in Not

David, der Gitarrist der Band. Er erinnerte sie mit seinen dunklen Haaren und den grünen Augen ein bisschen an Holger. Sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt, und Marie meinte ein kurzes ärgerliches Aufblitzen in seinen Augen zu erkennen, als sie den Raum betraten. Neben Nick war er der zweite große Mädchenschwarm. Außerdem komponierte er die meisten Songs, während Nick die Texte schrieb. Wenn man den Klatschspalten der Zeitungen Glauben schenken konnte, gab es einen ständigen, stillen Kampf zwischen Nick und David um den ersten Platz in der Band und den Herzen der Fans.
    Im rechten Sessel saß Bobby, der Bassist, und spielte mit seinem Handy herum. Mit seinen kurzen, braunen Haaren und den haselnussfarbenen Augen sah er aus wie der nette Junge von nebenan. In einem Bericht über die Boyzzzz hatte Mariegelesen, dass er das ausgleichende Element in der Gruppe war und immer für gute Stimmung sorgte.
    Im linken Ledersessel hatte sich Joe, der Schlagzeuger der Band, niedergelassen. Über ihn wusste Marie am wenigsten. Er war sehr zurückhaltend und gab kaum Interviews. Er hatte sich die Haare abrasiert, und seine Kopfhaut glänzte im Licht der Deckenstrahler. Er las ein Buch und sah als Einziger nicht auf, als die drei !!! und Nick den Raum betraten.
    »Na endlich! Das wurde aber auch Zeit!« Die blonde Frau stellte ihr Colaglas auf dem Couchtisch ab und runzelte die Stirn. »Wir warten schon seit Ewigkeiten auf euch!«
    Marie merkte, wie der Ärger in ihr hochkroch. Sie waren höchstens zehn Minuten zu spät. Musste diese Tussi sie deswegen gleich so anschnauzen?
    »Nun übertreib mal nicht, Lili«, sagte Nick. »Darf ich vorstellen? Das sind Marie, Franzi und Kim, unsere neuen Backgroundsängerinnen.« Er zeigte auf die beiden Frauen. »Das sind Lili und Nora, eure Kolleginnen. Und dann haben wir hier noch Bobby, David und Joe.«
    Joe nickte ihnen kurz zu, bevor er sich wieder in sein Buch vertiefte. David betrachtete sie mit unbewegter Miene. Nur Bobby machte sich die Mühe, aufzustehen. »Herzlich willkommen in der Band!« Er legte sein Handy weg und begrüßte die drei !!! mit einem festen Händedruck. »Toll, dass ihr so schnell einspringen konntet. Nach Katjas Abgang standen wir ganz schön auf dem Schlauch, so kurz vor dem Tourstart …«
    »Wo hast du die denn aufgegabelt, Nick?« Die dunkelhaarige Sängerin, die Nora sein musste, ließ ihre Zeitschrift sinken und musterte die drei !!! skeptisch. »Die sehen ganz schön jung aus. Haben sie überhaupt Gesangserfahrung?«
    Marie spürte, wie sich Kim neben ihr verkrampfte. Das waren genau die Fragen, vor denen sie sich gefürchtet hatte.
    »Natürlich«, sagte Marie, ehe Nick antworten konnte. »Du kannst uns übrigens ruhig direkt ansprechen. Wir sind weder taub noch stumm. Ich habe fünf Jahre lang privaten Gesangsunterricht gehabt und schon in mehreren Bands gesungen.« Letzteres war glatt gelogen, aber das würde diese arrogante Ziege hoffentlich nicht merken.
    »So, so.« Die Dunkelhaarige wechselte einen spöttischen Blick mit ihrer blonden Kollegin, hielt sich aber vorerst zurück.
    »Ich habe Marie bei den Dreharbeiten zur Vorstadtwache kennengelernt«, berichtete Nick. »Sie und ihre Freundinnen sind zwar noch nicht lange im Musikgeschäft, aber das macht nichts. Dafür sind sie jung und völlig unverbraucht.«
    »So nennt man das heute also«, murmelte Nora und grinste vielsagend.
    »Bis jetzt haben wir neue Sängerinnen eigentlich immer gemeinsam ausgesucht«, bemerkte Lili spitz. »Aber die Zeiten sind offenbar vorbei.«
    Nick zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. »Wir können froh sein, dass wir so schnell Ersatz für Katja gefunden haben. Für lange Auswahlverfahren fehlt uns diesmal die Zeit. Statt noch länger herumzuquatschen, sollten wir lieber mit der Probe anfangen. Falls ihr es vergessen haben solltet: In einer Woche beginnt die Tour. Und bis zum Eröffnungskonzert müssen alle Songs perfekt sitzen.«
    Lili und Nora wollten sich gerade vom Sofa erheben, als Davids Stimme ertönte. »Ich finde, Lili hat recht.« Er stieß sich vom Kühlschrank ab und sah Nick herausfordernd an. »Du kannst nicht einfach eine Handvoll neuer Sängerinnen anschleppen, ohne das mit uns abzusprechen.«
    »Ach nein?« Nicks Augen begannen gefährlich zu funkeln. »Ich tue wenigstens etwas für den Erfolg der Band. Ganz im Gegensatz zu dir.«
    »Spiel dich nicht so auf.« David verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist nicht unser Chef, klar? Auch