Die drei !!!, 15, Duell der Topmodels
überlegte gerade, ob die Augenfarbe wirklich echt war oder ob Janneke vielleicht doch mit Kontaktlinsen nachgeholfen hatte, als eine mollige Frau mit raspelkurzen, hellbraunen Haaren und weißer Schürze auf Annabelle zustürzte und ihr um den Hals fiel. »Da bist du ja endlich!«
»Schön, dich zu sehen, Roswitha!«, sagte Annabelle und lächelte. Dann drehte sie sich zu den Mädchen um. »Das Beste habe ich euch noch gar nicht erzählt: Ihr wohnt nicht nur in dieser wunderschönen Villa, ihr genießt auch noch einen ganz besonderen Service: Roswitha wird euch mit ihren Kochkünsten verwöhnen.«
»Cool!«, rief Marie, und die Mädchen klatschten begeistert.
Roswitha stemmte ihre Hände in die Hüften und sah die fünfzehn Kandidatinnen prüfend an. »Die Betonung liegt auf ›verwöhnen‹! Ich koche keine Diätrezepte, sondern richtig gute Hausmannskost. Natürlich gibt es auch Nachspeisen und Kuchen. Ich werde schon dafür sorgen, dass hier keiner vom Fleisch fällt.«
Ein Murmeln ging durch die Reihen. Manche Mädchen, die mit festen Vorsätzen, ihr Gewicht um jeden Preis zu halten, ins Modelhaus gekommen waren, schienen die Aussicht nicht besonders verlockend zu finden, anderen lief jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Marie gehörte zur letzteren Gruppe. Die nächsten vier Wochen würden bestimmt stressig werden, da konnte sie ein bisschen Nervennahrung gut gebrauchen. Und die Köchin gefiel ihr. Sie hatte genau die richtige Einstellung.
»Aber ich hab euch ja noch gar nicht mein Team vorgestellt«, meldete sich wieder Janneke zu Wort. »Das ist Giovanni, unser drittes Jury-Mitglied und der beste Stylist, den ich kenne. Er ist ein Künstler und vollbringt wahre Wunder.«
»Nicht doch, nicht doch …«, wehrte Giovanni bescheiden ab, freute sich aber sichtlich über das Kompliment.
Marie musste schmunzeln. Genau so hatte sie sich einen Stylisten vorgestellt: schwarze Lockenpracht, Dreitagebart und ein lässiges weißes Hemd mit drei geöffneten Knöpfen, das offenherzig Giovannis üppige Brusthaare zeigte.
»Ciao, belle ragazze!«, sagte Giovanni. »Geht’s euch gut? Bene. Das freut mich. Ich zeig euch, wie ihr noch schöner werdet. Ihr werdet staunen. Allora? Avanti!«
Sofort brachte er einige Mädchenherzen zum Schmelzen. Marie war zum Glück nicht gefährdet. Holger sah viel besser aus als Giovanni, und außerdem liebte er nicht alle schönen ragazze, sondern nur ein Mädchen, und zwar sie!
»Ich bin sehr froh, dass Giovanni sich neben seinen anderen Verpflichtungen Zeit für uns freigeschaufelt hat«, sagte Janneke. »Zwischendurch wird er zwar nach Paris fliegen müssen, aber er versucht natürlich, so oft wie möglich hier zu sein.« Janneke warf Giovanni eine Kusshand zu und wandte sich wieder an die Mädchen. »Übrigens sind wir hier im Modelhaus alle per Du. Das ist so üblich in der Modelbranche. Einverstanden? Wunderbar! Dann zeig ich euch mal euer neues Domizil.«
Wie von Geisterhand öffnete sich das Portal und gab den Blick auf eine mit Marmorplatten ausgelegte Eingangshalle frei. Marie pfiff durch die Zähne. Das wurde ja immer besser! Wie in Trance folgte sie der Jury ins Haus. Hier war aber auch wirklich alles XXL: Küche, Esszimmer, Gemeinschaftsraum und das Wohnzimmer mit der Sofalandschaft und dem extra eingebauten Laufsteg. Im ersten Stock ging es genauso luxuriös weiter. Jedes der liebevoll eingerichteten Doppelzimmer hatte ein eigenes Bad mit einer riesigen Wanne. Marie kniff sich in den Arm. Irgendeinen Haken bei dem ganzen Luxus musste es doch geben!
Da holte Annabelle eine Liste aus ihrer Handtasche. »Jetzt wollt ihr bestimmt wissen, mit wem ihr das Zimmer teilt.« Sie fing an, die Namen vorzulesen. »Also, da haben wir Ariane und Luzie, Doreen und Pauline, Marie und Verena …«
Den Rest hörte Marie nicht mehr, weil plötzlich Verena neben ihr stand. »Hi, Marie! Ich wusste gar nicht, dass du auch dabei bist.«
»Ich auch nicht …«, murmelte Marie.
Da war der Haken! Von den fünfzehn Zicken hier musste sie ausgerechnet das Zimmer mit der größten Superzicke von allen teilen: mit Verena, der sie jedes Mal im Jugendzentrum aus dem Weg ging, weil sie ihre weinerliche Art nicht ertragen konnte. Mit Verena, die ihr damals bei der Paris-Reise den letzten Nerv geraubt hatte. Mit Verena, die immer gleich im Dreierpack auftrat, zusammen mit ihren ätzenden Freundinnen Jasmin und Luise. Wie durch ein Wunder schaffte es Marie, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
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