Die drei !!!, 19, Teuflisches Handy
Raum durch seine Gegenwart viel heller geworden war. Ein bewunderndes Raunen ging durch den Kreis der Jugendlichen. Sofort machten sie Platz für den Moderator. Jimmy lächelte in die Runde und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Wieder schwiegen alle. Dann nickte Romy den Jugendlichen kurz zu. Auf ihr Zeichen hin fingen alle an, leise vor sich hin zu summen.
Im Hintergrund lief dazu ganz leise eine einschmeichelnde Sphärenmusik. Marie erkannte sie sofort wieder: Es war dieselbe Musik, die sie mehrfach nachts aus dem Schlaf gerissen hatte. Der Sog der vertrauten Melodie war so stark, dass Marie beinahe mitgesungen hätte. Im letzten Moment riss sie sich zusammen und hörte nur zu.
Das Summen wurde langsam lauter. Dann setzten Romy und Jimmy mit dem Sprechgesang ein: »Du bist jetzt bei uns. Du bist im Club Spirit . Wir sind für dich da. Tag und Nacht. Unsere Vibrations schützen dich. Bleib’ auf unserer Frequenz. Du bist jetzt bei uns. Du bist im Club Spirit . Wir beschützen dich. Bleib’ bei uns. Tag und Nacht. Lass dein Handy immer an. Bleib’ auf unserer Frequenz.«
Die Jugendlichen wiegten sich im Rhythmus der wiederkehrenden Worte. Marie war wie gebannt. Nach einer Weile merkte sie, dass auch ihr Körper sich hin und her bewegte. Sie konnte nichts dagegen tun. Eine unheimlich starke Energie ging von Jimmy, Romy und den Jugendlichen aus.
Marie schloss die Augen. Plötzlich hörte sie die Musik nicht mehr nur mit den Ohren, sondern auch mit dem Bauch, den Händen, Armen und Beinen. Die Musik fülltejeden Zentimeter ihres Körpers aus, jede Pore ihrer Haut. Marie war selbst Musik und verschmolz mit den Stimmen der anderen. Sie war nicht mehr alleine, sie gehörte zu einem unermesslich großen Ganzen, zum Universum. Alles war eins. Raum und Zeit lösten sich auf. Nichts war mehr wichtig. Nur noch Musik, nur noch Worte. Immer schneller und lauter. Immer stärker und intensiver. Wellen aus Tönen, die kamen und gingen. Eine riesige Welle, die auf Marie zurollte, zischte und brodelte, sich plötzlich Luft machte und in einen Schrei mündete. Erst dachte Marie, sie hätte selbst geschrien, aber der ekstatische Schrei war aus den Kehlen der Jugendlichen gekommen. Dann brach sich die Welle wie an einem Strand, ebbte ab, zog sich zurück in die endlosen Weiten des Meers. Bis das Singen ein Summen und das Summen ein Flüstern wurde.
Langsam tauchte Marie aus den Tiefen des Ozeans auf. Sie spürte wieder den Parkettboden unter ihren Füßen und roch das Wachs der schwarzen Kerzen. Ihr Körper kehrte aus den unendlichen Weiten des Universums zurück in den Saal, doch ihre Augenlider waren noch bleischwer. Marie konnte sie kaum öffnen. Endlich gelang es ihr doch. Marie blinzelte ins Licht, das unbarmherzig in ihren Augen brannte.
Wo war sie? Was war passiert? War das alles nur ein Traum gewesen? Nein, die schwarzen Kerzen flackerten immer noch vor sich hin, sie stand neben der Tür, und drüben saßen Jimmy, Romy und die Jugendlichen im Kreis zusammen.
Jimmy und Romy hatten die Augen wieder geöffnet, aber die Jugendlichen nicht. Immer noch wiegten sie sich ganz leicht hin und her. Plötzlich fiel Marie ein Film ein, den sie mal gesehen hatte, über eine schwarze Messe. Da warendie Teilnehmer auch völlig in sich versunken gewesen, in einer Art Trance, und gleichzeitig waren alle Antennen ihres Unterbewusstseins auf Empfang gestellt gewesen. Fasziniert starrte Marie zu der Gruppe hinüber. Gerade noch musste sie genauso ausgesehen haben wie die anderen. Auch sie war weit, weit weg gewesen, in einer anderen Dimension. Jetzt, nur ein paar Sekunden später, kam es ihr bereits wieder seltsam unwirklich vor.
Da begann Jimmy zu reden, mit beschwörenden Worten und einer Stimme, die heiser und fiebrig klang: »Gut, dass ihr jetzt bei uns seid. Gut, dass ihr beim Club Spirit seid. Ihr wisst inzwischen von den gefährlichen Handystrahlen und schützt euch davor, aber ihr müsst noch viel mehr wissen. Über die bösen Mächte, die im Hintergrund ihre Fäden ziehen. Über die Verschwörer, die es darauf anlegen, eine ganze Generation von Jugendlichen systematisch auszulöschen.« Er machte eine kleine Pause und fixierte der Reihe nach alle Teilnehmer der Runde. Sein Blick war so intensiv, dass selbst Marie ihn über die große Entfernung spüren konnte.
»Ihr erkennt die Verschwörer nicht auf den ersten Blick«, redete Jimmy weiter. »Sie sind schlau. Sie gaukeln euch eine wunderschöne, heile Handywelt vor, mit
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