Die drei 48 Die Maske der Koenigin drei Ausrufezeichen
Meter Flur vor ihr lagen. An den Wänden standen Regale, in denen verstaubte Kisten und Kartons lagerten. Thomas Schneider schlurfte in der Mitte des Gangs entlang. Das Schlüsselbund an seiner Hose klimperte leise.
Franzi senkte den Spiegel ab und folgte dem Aufseher mit großem Sicherheitsabstand. Zwischen den Regalen gab es zahlreiche Türen, deren Sichtfenster mit Spinnweben überzogen waren. Eine stand offen und Franzi erkannte im diffusen Licht Luftpolsterfolien und anderes Verpackungsmaterial, das auf dem Boden lag. Als sie am nächsten Raum vorbeikam und hineinsah, hätte sie beinahe aufgeschrien: Dort stand ein Skelett in der Ecke, dessen Schädel sie direkt anzugrinsen schien. Erst auf den zweiten Blick erkannte Franzi, dass die Knochen an einem Gestell befestigt waren. Genau wie bei dem Modell im Biosaal ihrer Schule.
Offensichtlich befand sie sich in einem alten Gewölbekeller des Museums, der schon lange nicht mehr richtig genutzt wurde und als Abstellraum für alle möglichen Dinge diente, die gerade nicht gebraucht wurden.
Franzi wurde es mulmig zumute. Wenn ihr hier unten etwas zustieß, würde kein Mensch sie jemals finden …
Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche, stellte erleichtert fest, dass sie Empfang hatte, und tippte im Gehen:
Museumskeller!
Sie schickte die SMS an Kim. Augenblicklich fühlte sich Franzi besser.
Der Aufseher schlurfte weiter. Langsam wurde Franzi mutiger und nutzte den Spiegel nicht mehr, wenn sie an eine Abzweigung kam. Thomas Schneider schien überhaupt nicht damit zu rechnen, dass ihm jetzt noch jemand folgen könnte. Er sah sich kein einziges Mal um.
Franzi schnupperte. Es wunderte sie schon eine ganze Weile, dass es in diesen alten Gängen kaum nach Moder roch. Fast duftete es eher. Franzi überlegte, was es war. Nach einer Weile stellte sie verwundert fest, dass es ein leichter Duft nach Vanille war. Seltsam. Sie fühlte sich an etwas erinnert, wurde aber abgelenkt, als sie eine beschädigte Stelle im Boden überwinden musste. Das Linoleum war an einer Stelle aufgerissen und der Estrich darunter brüchig geworden. Franzi musste höllisch aufpassen, dass die kleinen Steinchen unter ihren Turnschuhen nicht verräterisch knirschten.
Nach etlichen Abzweigungen und einigen Stufen, die immer weiter nach unten führten, blieb der Aufseher am Ende eines Gangs vor einer verrosteten Stahltür stehen. Franzi presste sich in eine Wandnische und beobachtete ihn vorsichtig.
Abblätternde Buchstaben auf dem Türblatt verrieten, dass eshier einmal zum ARCHIV III gegangen war. Was wollte der Aufseher dort? Etwa seine Frühstückspause verbringen!?
Thomas Schneider stellte die Flasche und den Thermobecher auf dem Boden ab und löste den Schlüsselbund von der Hose.
»So, meine Liebe«, sagte er plötzlich. Seine Stimme hallte dumpf von den Wänden wider.
Franzi fuhr vor Schreck zusammen und musste sich in die Hand beißen, um nicht laut aufzuschreien. Ihr Herz begann zu rasen.
Eine Zehntelsekunde später stellte sie jedoch fest, dass Thomas Schneider nicht sie gemeint hatte. Er sprach in Richtung der Tür und beachtete Franzi gar nicht.
Aber mit wem redete der Museumsaufseher dann? Wer befand sich noch hier unten in diesem finsteren Keller?
Schon wieder Blut
Timo Bach trank seinen Espresso aus. »Entschuldigt bitte, meine Zeit ist knapp. Wir fahren übermorgen in den Urlaub. Ich habe noch eine Menge Dinge zu erledigen.« Er zog seine Geldbörse aus der Jeans und winkte der rothaarigen Bedienung.
Kim lächelte freundlich. »Natürlich. Vielen Dank, dass Sie ein paar Minuten für uns hatten.« Sie nippte an ihrer Chocolate Xana , die ein kräftiges Aroma hatte und intensiv nach Vanille duftete.
Während Timo Bach zahlte, sahen sich Marie und Kim enttäuscht an. Sie hatten die ganze letzte Viertelstunde gehofft, dass sie den Mann dazu bringen konnten, etwas zu dem Streit mit seinem Kollegen und zu seiner scheinbar verschwundenen Freundin zu erzählen. Aber diesen Themen war er mehr oder weniger geschickt ausgewichen.
Kim zuckte unmerklich mit den Schultern. Wenigstens hatte Timo Bach überhaupt etwas erzählt. Gleich nachdem Franzi das Café verlassen hatte, waren Kim und Marie zu dem Tisch gegangen, an dem der Aufseher saß, und hatten ihn angesprochen. Der dunkelhaarige Mann konnte sich sofort an sie erinnern und hatte bereitwillig vom Abend vor dem Diebstahl berichtet. Seine Schilderung deckte sich zum größten Teil mit dem, was sie bereits von Dr. Bramlage erfahren
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