Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht
eiern!«
So kuschelig warm es auch im Lomo war, die Ermittlungen mussten weitergehen. Gestärkt durch Muffins mit Lebkuchengeschmack und ihr Lieblingsgetränk verließen Marie, Kim und Franzi kurze Zeit später das Cafe Lomo. Marie und Kim warteten noch, bis Franzis Bus kam, der sie zurück zum Krankenhaus bringen würde, dann suchten sie auf dem Stadtplan die Nebelgasse. Sie lag nur eine viertel Stunde zu Fuß vom Café Lomo entfernt, gleich beim Osttor des Schillerparks, der an die Fußgängerzone der Innenstadt grenzte.
Vor dem Haus mit der Nummer 46 angekommen, wurde Kim etwas nervös. »Was ist, wenn er auf unsere Nummer nicht hereinfällt?«
»Ach, dann improvisieren wir. Überlass das mir, ich kenne das Von den Theaterproben – mir fällt bestimmt etwas ein. Lass aber bitte nicht zu sehr die Detektivin raushängen, damit schlägst du jeden in die Flucht. Warten wir erst einmal ab, ob Hannes uns überhaupt aufmacht.« Marie drückte die Klingel unter dem Namensschild Familie Kummer. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Türöffner surrte. Forsch stiefelte Marie die Treppen hoch. Im ersten Stock angekommen, kam eine hagere Frau mit Schürze um die Hüften und Lockenwicklern auf dem Kopf auf Marie zu.
»Ja, bitte?«, fragte sie und wischte sich die nassen Hände an der Schürze ab.
»Wir möchten zu Hannes«, sagte Marie knapp, aber bestimmt. Die Frau zögerte und machte zunächst keine Anstalten, die beiden hereinzubitten. Stattdessen musterte sie Marie eindringlich. Kim stieß Marie von hinten unauffällig an. »Sag was«, wisperte sie.
Wie aufgezogen sprudelte es plötzlich aus Marie heraus: »Wir haben Hannes auf der Party im Jugendzentrum kennengelernt. Dummerweise habe ich seine Telefonnummer irgendwie beim Tanzen verloren, sonst hätte ich ihn ja angerufen. Na ja, und jetzt sind wir hier.«
»Aha«, sagte Frau Kummer.
»Er freut sich bestimmt, uns zu sehen!«, sagte Kim betont lässig, auch wenn ihr Magen sich gerade leicht umdrehte. Was, wenn sie nie den Weg frei gibt, weil sie uns die Nummer nicht glaubt?, überlegte sie fieberhaft. Kim wünschte, sie hätten so getan, als seien sie von der Schülerzeitung und würden eine Meinungsumfrage unter Schülern machen. Das hätte bestimmt funktioniert. Aber dafür war es jetzt zu spät.
Zu Kims Erstaunen sagte die eben noch so wortkarge Frau Kummer jetzt: »Na, zwei so hübsche Mädels will ich nicht im Treppenhaus stehen lassen. Kommt rein.« Sie wies Kim und Marie den Weg zu Hannes’ Zimmer. »Da hat mein Junge wohl mal wieder erfolgreich seine Sunnyboynummer abgespult, was? Jaja, Charme hat er, mein Hannes ... wenn er ihn nur ab und an mal zügeln würde. Er bricht ein Mädchenherz nach dem anderen. Das ist nicht die feine Art!« Mit diesen Worten öffnete sie auch schon Hannes’ Zimmertür und rief: »Besuch für dich!« Marie trat als Erste ein. Schwungvoll warf sie ihr blondes Haar nach hinten und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf.
Das zieht bestimmt, dachte Kim, als sie Hannes gesehen hatte. Er sah aus wie ein typischer Casanova. Lässig hing er in seinem schwarzen Lederclubsessel und sah Marie fasziniert an. Das sauber einstudierte Grinsen, das er aufsetzte, wirkte so unecht, dass es Kim eiskalt den Rücken herunterlief. Was für ein Blender, dachte sie unbeeindruckt und sah sich unauffällig im Zimmer um. An einem Wandhaken hing ein ordentlich in Folie eingewickeltes Vampirkostüm. Kims Bauch begann zu kribbeln, wie immer, wenn sie mitten in den Ermittlungen steckten und eine Spur sich als richtig erwies. Unauffällig suchte sie nach mehr Hinweisen. In der Ecke hinter dem Clubsessel stand eine Topfpflanze, die förmlich nach Wasser zu lechzen schien, und daneben stand ein kastenförmiges Etwas, über das unordentlich eine Decke geworfen war. Nur die Streifen, die sich unter der Decke abzeichneten, ließen die Vermutung zu, dass es sich um einen Kleintierkäfig handeln könnte. Kims Sinne waren augenblicklich hellwach!
Während Marie Hannes mit ihrem Charme um den Finger wickelte und ihm ein paar Fragen zur Party stellte, trat Kim mit der besorgten Frage »Wann hat die denn das letzte Mal Wasser gesehen?« näher an die Pflanze heran. Ein leichter Uringeruch zog ihr in die Nase. Sie schüttelte sich unmerklich. Außer dem vermuteten Käfig konnte sie nichts Verdächtiges erkennen. Keine Tierfutterspuren, keine Plastikfledermäuse und auch keine Bücher über die Haltung von Fledermäusen. Nichts, was einen Fledermausfan verraten
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