Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht
Ausweichmanöver schwer belasten. Es ist eine Behinderung der Beweisführung.«
»Du redest wie ein echter Kriminalbeamter, nicht wie Kim. Du solltest nicht so viele Krimis lesen.« Franzi befreite sich aus Kims Umarmung.
Innerlich wusste Kim, dass Franzi recht hatte. Aber genau deshalb wusste sie ja auch, welche Fragen nicht zum Ziel führten. Eben weil sie so viele Krimis verschlang. Kim nahm sich fest vor, nachher im Cafe Lomo mit Franzi darüber noch einmal zu reden.
Auf falscher Fährte?
Novembernebel hatte sich über die Stadt gelegt. Doch auch der zusätzlich noch einsetzende leichte Nieselregen hielt Franzi, Kim und Marie jetzt nicht davon ab, ein Stück zu Fuß durch den Stadtpark zu gehen und erst am Hauptbahnhof für die letzten Meter den Bus zum Cafe Lomo zu nehmen. Frischer Wind tat ihnen nach der stickigen Luft im Krankenhaus gut. Und der wehte zur Genüge durch die kahlen Äste der alten Eichen. Hier und da fing er sich in den Nadelbäumen und ein leicht schauriges Flüstern hing über den drei Detektivinnen. Die Wege im Stadtpark waren gut genug beleuchtet, sodass sie sehen konnten, wer noch unterwegs war. Angst vor unheimlichen Gestalten, die wie aus dem Nichts plötzlich auftauchten, brauchten sie also nicht zu haben. Trotzdem sagte keiner der drei etwas. Kim schlug die frühe Dunkelheit aufs Gemüt. Auch Maries Elan von vorhin schien vom Winde verweht. Außer ihnen war kaum jemand unterwegs. Nur ein älterer Herr mit hochgeschlagenem Kragen kam ihnen entgegen und war offensichtlich ebenfalls vom Regen überrascht worden.
»Wir hätten einen Schirm mitnehmen sollen. Meine Frisur ist jetzt schon völlig ruiniert«, durchbrach Marie schließlich das Schweigen.
»Aha«, sagte Kim lahm.
Franzi blieb stumm.
Erst als sie im Cafe Lomo angekommen waren und die Kellnerin die Bestellung aufnahm, fand Franzi ihre Stimme wieder. Und damit das auch so blieb, eröffnete Kim das Gespräch mit vorwurfsvollen Worten.
»In Zukunft keine Suggestivfragen mehr, Franzi!«, sagte sie streng.
»Keine was?« Franzi verzog den Mund.
»Keine Fragen mehr, die eine mögliche Antwort schon vorwegnehmen.«
»Verstehe ich nicht!«
»Fragen, die der Befragte locker mit halben Wahrheiten beantworten kann. Du hast Robin nicht direkt gefragt, ob er auf der Party war. Du hast vorweggenommen, dass er möglicherweise gar nicht da war. Weil du nicht wolltest, dass er da war, damit er als Verdächtigter ausscheidet.«
»Hab ich das?«, fragte Franzi und war selbst verdutzt.
»Ja, hast du.« Kims Stimmlage wurde sanfter, als sie Franzis kleinlaute Gegenfrage beantwortete. »Und dann warst du auch noch mit seiner Antwort zufrieden. Franzi, die Aussage »Ich bin auf dem Sofa eingeschlafen« heißt gar nichts! Nur, dass er auf dem Sofa eingeschlafen ist. Wir wissen nicht wann, wir wissen nicht, auf welchem Sofa, und wir wissen auch nicht, wann er wieder aufgewacht ist. Robins Antwort war Wischiwaschi, nichts Handfestes. Nichts, womit sich eine Detektivin zufriedengeben darf!«
»Oh.« Franzi spielte verlegen mit ihren Zöpfen. »Ist mir gar nicht aufgefallen. Ich wollte halt nur nicht, dass du ihn in ein strenges Verhör ziehst«, murmelte sie zerknirscht.
»Das hast du ja auch erfolgreich verhindert! Und deshalb wirst du ihn nachher im Krankenhaus noch mal abfangen. Meine Mutter hat gesagt, dass Robin um 16:30 Uhr Feierabend hat. In einer Stunde also. Während Marie und ich diesem Hannes Kummer einen Besuch abstatten, fährst du noch einmal zurück zur Klinik. O. k.? Und das Mindeste, mit dem du bitte schön zurückkommst, ist sein Nachname. Den wird er dir doch auch ohne Verhör verraten, meinst du nicht?«
Franzi nickte. »Klar, schließlich möchte ich mich ja sowieso mal mit ihm treffen. Die Frage nach seinem Nachnamen ist ja auch völlig harmlos. Und wenn er nicht Davids mit Nachnamen heißt, kann ich ihn auch gleich zum Schlittschuhlaufen einladen.«
»Mutig!«, kommentierte Marie mit einem breiten Grinsen. »So will ich dich sehen, Franzi – tollkühn und ohne Rücksicht auf Blamage!«
»Hast du irgendwie zu viel von den drei Musketieren gelesen?« Franzi musste lachen. »Ihr redet seltsames Zeug manchmal – alle beide!«
»Auf die drei!!!.« Kim hob den Becher mit der heißen Schokolade.
»Auf einen weiteren gelösten Fall.« Marie prostete ihr zu.
»Auf einen schnell gelösten Fall!«, hoffte Franzi. »Bei dem Mistwetter habe ich nämlich keine Lust, jeden Tag nach der Schule kreuz und quer durch die Stadt zu
Weitere Kostenlose Bücher