Die drei !!! Bd. 31 - Betrug in den Charts
glauben, dass wir vor drei Minuten noch Autoabgase und Baulärm um uns hatten und jetzt mitten in der Natur sind. Das ist total schön«, schwärmte sie und ließ ihren Blick über die tiefblaue Außenalster schweifen, auf der Schwäne geruhsam neben Jollen durchs Wasser zogen und Enten sich im Schilf am Ufer um die Aufzucht ihrer Küken kümmerten. Vogelgezwitscher erfüllte die Luft, und irgendwo in der Ferne bellten Hunde. In den Cafés am Alsterufer herrschte reges Treiben und Marie freute sich jetzt schon auf einen leckeren Kakao mit Vanilleeis, garniert mit ein paar Sonnenstrahlen, nach dem Segeln.
Die Lust auf Leckereien vergaß Marie sofort, als sie die ersten Meter vom Steg weg auf die Alster trieben. Jo hatte ihr eine Kurzeinführung ins Segeln gegeben und ihr erklärt, wie sie die Schoten der Fock zu führen hatte, wenn er ein Wendemanöver durchführen wollte. »Zu zweit ist Segeln etwas leichter, als wenn ich mich um das Großsegel und auch noch um die Fock selbst kümmern muss«, hatte er erklärt und ihr auch schon die Leinen in die Hände gedrückt. Marie war noch damit beschäftigt, ihre Schwimmweste zuzuschnüren. »Warte einen Moment!« Puh, dachte Marie, wenn das mal gut geht. So ganz geheuer war ihr das kleine Boot nicht. Sie hatte sich ein großes Segelschiff aus edlem Holz und mit mindestens drei Masten und riesigen Segeln vorgestellt. Und jetzt saß sie mit Jo in einer Jolle, die kaum größer als eine Nussschale war. Das vordere kleine Segel flatterte unruhig im Wind und machte Marie nervös. »Spann die Fock!«, schrie Jo und deutete auf die Schoten, die Marie nur locker in den Händen hielt. »Sonst fängt sich der Wind nicht in dem kleinen Segel und wir werden langsamer.«
Nach den ersten anfänglichen Schwierigkeiten glitt das Boot bald gleichmäßig durchs Wasser. Die ersten Wendemanöver, bei denen Maries ganze Aufmerksamkeit gefragt war, waren noch sehr holprig. Aber je öfter sie das kleine Segel mithilfe der Schoten zum Wind hin oder aus dem Wind drehte, desto schneller und sicherer klappten die Richtungswechsel.
»Auf dem Rückweg wird es etwas schwieriger«, warnte Jo vor und betrachtete die kleinen Kräuselwellen auf der Wasseroberfläche genau. »Die Strömungen sind hier manchmal tückisch.«
Aber noch war der Rückweg in weiter Ferne. So früh am Tag waren nur wenige Boote auf dem Wasser und Jo ließ die Jolle sanft vor sich hinschippern. Wenn eine Schwanenfamilie zu nah ans Boot kam, richtete er das Steuerruder neu aus und ließ die weißen Vögel vorbeischwimmen. Weit hinter ihnen schoss die Alsterfontäne in die Höhe, und rechts am Ufer leuchteten herrschaftliche Villen weiß in der Sonne. »Welcher Stadtteil ist das?«, fragte Marie und sah sehnsuchtsvoll auf die riesigen Gärten der Villen und Herrschaftshäuser, die sich bis ans Ufer erstreckten.
»Das ist Harvesterhude. Eines der vornehmsten Viertel in Hamburg.«
»In so einer Villa würde ich auch gerne wohnen – mit Blick auf die Alster! Himmlisch.«
»Um dir das leisten zu können, musst du einen Millionär heiraten.«
»Oder ich werde eine reiche und berühmte Schauspielerin. Oder Sängerin. So wie Nina.« Damit hatte Marie es geschafft, das Gespräch in eine von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Das war ja leichter als gedacht, jubelte Marie innerlich. »Woher kennst du Nina eigentlich?«, fragte sie und versuchte, harmlos zu klingen.
»Ach, weiß ich gar nicht mehr so genau. Sie war einfach irgendwann mal mit auf einer Party von Freunden von mir und Till. Wie das halt so ist. Man redet, tauscht Telefonnummern aus und trifft sich dann auch mal ohne die Clique zum Kino oder zum Segeln.« An Jos Stimme merkte Marie, dass ihm das Thema noch immer unangenehm war. Aber da musste er jetzt durch. »Und dann hast du dich in sie verliebt?«, stichelte Marie. Sie wusste genau, wie provokant die Frage war. Aber wenn sie herausfinden wollte, ob Jo etwas mit dem Verschwinden der Komposition und Ninas Erfolg als Sängerin zu tun hatte, dann musste sie jetzt direkt fragen. Für lange, umständliche Frage-Antwort-Spiele blieb ihr nicht ausreichend Zeit. Das nächste Wendemanöver stand kurz bevor, und am Abend würden sie und ihre Freundinnen schon wieder abreisen. Ansonsten hätte sie das Verhör sicherlich geschickter geführt. Jetzt blieb ihr nur zu hoffen, dass Jo ihr gestand, dass er und Nina mal ein Paar gewesen waren. »Du kannst mir ruhig sagen, wenn du mal in Nina verliebt gewesen bist. Wir sind doch Freunde.
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