Die drei !!! Bd. 31 - Betrug in den Charts
Jo, nur weil wir uns in Eastbourne von der romantischen Stimmung haben fangen lassen, heißt das doch nicht, dass du mir deine Freundinnen oder Ex-Freundinnen verheimlichen musst.« Jo stand so abrupt auf, dass das Boot ins Schwanken geriet. Marie fuhr alarmiert zusammen. Hatte sie es jetzt übertrieben? Jos aufbrausender Tonfall erschreckte sie. »Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass zwischen Nina und mir nie irgendetwas lief. Kein Kuss, keine Umarmung, nichts in diese Richtung! Ich fand sie nett. Wir hatten für ein paar Wochen viel Spaß zusammen. Aber nicht so, wie du es dir in deiner Fantasie ausmalst.«
»Aber sie hat dir so verliebte Blicke zugeworfen ... « »Ja, Nina hat ein bisschen für mich geschwärmt. Na und? Welcher Typ findet es nicht schmeichelhaft, wenn er angehimmelt wird?« Jo setzte sich wieder ins Boot und beschäftigte sich mit dem Ruder, auch wenn gerade keine Schwanenfamilie um Durchlass bat.
Marie war das Ganze jetzt etwas unangenehm. Ja, sie hatte wohl übertrieben. So, wie Jo jetzt vor ihr saß, verärgert und gekränkt zugleich, musste sie ihm einfach glauben. Er schaute sie so verletzt aus seinen wunderschönen braunen Augen an, die jetzt im Sonnenlicht wieder turmalingrün schimmerten, dass sie ihn am liebsten umarmt hätte. Ganz freundschaftlich. Sie hakte das Thema Nina damit ab. Und wenn er nicht blind vor Liebe gewesen war, dann hatte er Nina garantiert auch nicht irgendwelche Notenblätter zugespielt. Die nächsten Wendemanöver verliefen tadellos – und schweigend. Jo riskierte wohl lieber, mit dem Boot zu kentern, als Marie auch nur noch einmal anzusprechen. Er gab keinerlei Anweisungen mehr, wann sie die Fock wie zu drehen hatte. Wäre der Wind in den Segeln nicht so frisch gewesen, hätte Marie gesagt, dass zwischen ihnen dicke Luft herrschte. Erst als Marie ein Café entdeckte, an dessen Steg man mit dem Boot anlegen konnte, und sie vorschlug, einen Versöhnungseisbecher zu essen, schmolz das Eis zwischen ihnen wieder.
»Lass uns anlegen«, bat Marie und zeigte auf das Café Cliffers, dessen weiße Sonnenschirme sich elegant vom azurblauen Himmel abhoben.
»Aber nur, wenn ich kein Eis essen muss. Einen alkoholfreien Versöhnungscocktail nehme ich gern.« Jo lächelte zaghaft. Marie spannte die Fock und die nächsten Meter segelten sie schwatzend weiter.
Das war ja noch mal gut gegangen. Marie war erleichtert. Auch darüber, dass Jo ganz sicher nicht die Notenblätter geklaut und an Nina weitergegeben hatte. Die zwei waren ein paar Mal zusammen unterwegs gewesen, mehr aber auch nicht. Kurz vor dem Steg, als Marie meinte, die Segeltour sei fürs Erste beendet, ließ sie die Fock los, kramte in der Parkatasche und holte einen Lippenstift heraus. Seelenruhig begann sie, ihre Lippen zu schminken. Ein folgenschwerer Fehler!
Wie aus dem Nichts fing sich plötzlich eine Windböe im Segel. Jo rief angsterfüllt: »Straff die Fock!« Zu spät. Die Jolle neigte sich bedrohlich Richtung Wasseroberfläche. Marie rutschte von ihrem Sitz und drohte, ins Wasser zu fallen. In letzter Sekunde reichte Jo ihr die Hand und zog sie zurück. Die Standpauke, die dann folgte, hatte sich gewaschen. Jo tobte auch noch, als das Boot am Steg festgemacht war. Marie musste tief in die Trickkiste greifen, um ihn mit sanften Worten wieder zur Ruhe zu bringen. Und ebenso tief ins Portemonnaie. Seine zwei alkoholfreien Cocktails gingen am Ende auf ihre Rechnung. Und einen wichtigen Hinweis von Jo hatte sie auch noch zu verbuchen!
Aufgeregt erzählte sie Franzi und Kim später beim gemeinsamen Treffen in Tills Wohnung davon. Sie begann die Lagebesprechung mit einer knappen Erläuterung des Themas Jo & Nina in Love, und dass sie Jo glaubte. »Er wusste nicht, dass Nina Sängerin bei Ultimate Question ist. So gut kannte er sie nun auch wieder nicht. Das können wir ihm glauben.« »Hat Jo sonst noch irgendetwas gesagt? Irgendetwas, was der Lösung des Falles dienen könnte?«, fragt Kim. Marie trumpfte jetzt innerlich auf. »Ja, dass er bei der Präsentation im Pon Ciaton auf dem Klo ein Gespräch zwischen zwei Labelmitarbeitern mit angehört hatte – unfreiwillig. Er hat nicht alles gehört und ihm schien es so unwichtig, dass er es schon fast wieder vergessen hatte. Aber immerhin sagte einer der Typen laut genug, dass die jungen Leute einfach zu dumm und habgierig seien. Sie ließen sich echt alles abkaufen! Alle Rechte an den Texten und sogar das Copyright – und all das für ein paar Kröten.«
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